Im Schnelldurchlauf | Serien im Dezember

„Hüten Sie sich vor Ideen, die nicht von Ihnen stammen!“
(„Legion“)

Ein extrem starker Serienmonat, und das sogar ziemlich unerwartet. Aufgrund von viel Kritik hatte ich mir zum Beispiel von „The Mandalorian“ nicht viel erwartet – und hätte nicht weiter daneben liegen können. Was sonst noch auf meiner Watchlist war, jetzt im Schnelldurchlauf. Spoiler!

The Mandalorian (Staffel 3)

Weil er seinen Helm abgenommen hat, ist Din Djarin unter den Mandalorianern nun ein Ausgestoßener. Um sich von seiner Schuld reinzuwaschen, muss er in den Lebenden Wassern der Minen von Mandalore baden. Dabei zeigt sich, dass die Heimatwelt der Mandalorianer mitnichten verseucht ist. Weil die Neue Republik nichts gegen die Piratenangriffe auf unabhängigen Welten unternimmt, helfen die Mandalorianer aus. Nun will Bo-Katan die versprengten Stämme wieder vereinen und Mandalore neu aufbauen. Derweil scheint das Imperium im Geheimen erneut zu erstarken.

Diese Staffel finde ich wirklich schwer zu bewerten, denn klar, der titelgebende „Mandalorian“ spielt nur noch eine untergeordnete Rolle, während der erzählerische Rahmen massiv erweitert wird. Nicht nur, indem auch einmal andere Mandalorianer die Führung übernehmen, sondern vor allem durch den Plot auf Coruscant. Das alles erinnert sicher nicht nur zufällig an „Andor“, dient in diesem Fall aber als Brücke zu den neuesten Filmen und der First Order als Nachfolger des Imperiums. Kommt man mit diesem Paradigmenwechsel klar, ist die dritte Staffel extrem spannend.

4 von 5 Bananen im imperialen Lunchpaket.

Legion (Staffel 2)

Ein Jahr, nachdem David von einer mysteriösen Kugel entführt wurde, kehrt er zurück, kann sich jedoch nicht daran erinnern, was mit ihm passiert ist. Die Mutanten sind mittlerweile Teil von Abteilung 3, die noch immer nach dem Shadow King sucht, dessen Geist inzwischen Olivers Körper übernommen hat. Um ihn aufzuhalten, müssen sie seinen echten Körper finden und zerstören. Da erscheint David eine Syd aus der Zukunft, die ihn bittet, dem Shadow King zu helfen, um das Ende der Welt zu verhindern. Zur selben Zeit breitet sich eine Seuche aus, die die Infizierten in ihrem eigenen Geist einsperrt.

„Eine Wahnvorstellung beginnt wie jeder andere Gedanke.“ Die Serie macht es einem nicht leicht, so ehrlich muss man bei allem Lob sein. Vielleicht lag es daran, dass die zweite Staffel mehr Folgen als die erste hatte, aber ich hatte oft das Gefühl, dass die Story ziemlich mäandert. Dennoch, Highlights wie Folge 4 („stärker da, wo wir gebrochen sind“) zeigen die konzeptuelle Stärke der Produktion. Und wie David am Ende erst durch die Intervention zu „Legion, dem Weltenzerstörer“ wird, also genau dem Bösewicht, den sie verhindern wollen – das ist superb erzählt!

3 ½ von 5 Bananen, die keine Kuh in ihrem Labor haben wollen.

„Fragen Sie sich selbst, was macht Ihnen mehr Angst: Die Angst selbst oder diejenigen, die Angst haben?“
(„Legion“)

What we do in the Shadows (Staffel 4)

Ein Jahr, nachdem sich die WG in alle Winde zerstreut hat, kehren Nadja und Nandor nach Staten Island zurück, doch die Villa ist inzwischen zur reinsten Bruchbude verkommen. Um an Geld für die Reparaturen zu kommen, verwandelt Nadja das Hauptquartier des lokalen Vampirrats in eine Vampir-Bar. Das Baby, das aus dem toten Colin Robinson gekrochen ist, wächst rasend schnell und wird zum Star des Clubs. Derweil findet Nandor einen Djinn und lässt ihn seine 37 Ehefrauen wiederbeleben, um die eine zu finden, die er damals mochte. Auch Guillermo sucht das Liebesglück.

Seht ihr, was ich meine, nach der enttäuschenden letzten fand ich diese Staffel wieder so großartig, dass ich sie an zwei Abenden durchgebinged habe. Die Geschichten bauten aufeinander auf, und auch wenn sich die Vampire natürlich nie ändern werden, gab es hier und da interessante Charakterdetails. Einzig bei Guillermo sind sie übers Ziel hinausgeschossen; er zieht zwar immer den Kürzeren, aber das, was sie sich dieses Mal ausgedacht haben (Stichwort Freddie), war einfach nur grausam. Auch originell: Folge 8, die von der Renovierungsshow „Go flip yourself“ gekapert wird.

4 ½ von 5 Bananen, die wie ein Ork aussehen.

Les Revenants (Staffel 2)

Sechs Monate, nachdem das Dorf überflutet wurde, wird noch immer nach der Ursache gesucht, denn der Staudamm scheint intakt zu sein. Der Großteil der Bewohner ist längst evakuiert worden, nur Pierre Tissiers Tafel hat beständigen Zulauf an Menschen, die glauben, nur dort vor den Rückkehrern sicher zu sein. Die haben sich unterdessen in einem vom Wasser abgeschnittenen Teil des Dorfs niedergelassen und haben strenge Regeln, was den Kontakt mit Lebenden angeht. Dann wird Adèles Kind geboren, gezeugt vom zurückgekehrten Simon. Und der will das Baby zu sich holen.

Es bleiben Fragen offen, aber alles in allem liefert die zweite Staffel von „Les Revenants“ einen runden Abschluss der Geschichte. Dabei bleibt die Serie ihrem bewährten Format treu – sie ist langsam, ruhig, geradezu kontemplativ und schwelgt in melancholischen Panoramabildern. Anders als zuvor werden die Rückkehrer nun aber nicht mehr durchgängig als wohlgesonnen charakterisiert. Das ist eine interessante Entwicklung, die am Ende jedoch nur spiegelt, wie die Lebenden sie aufnehmen. Auf jeden Fall eine gelungene Variation des Zombie-Genres, absolut sehenswert.

3 von 5 in Ketten gelegten Bananen.

Pierre: „Seid ihr gekommen, um euch zu rächen?“
Etienne: „Nein, niemand ist gekommen, sich zu rächen. Wir sind so, wie ihr uns sehen wolltet.“
(„Les Revenants“)

Only Murders in the Building (Staffel 3)

Ausgerechnet bei der Premierenvorstellung von Olivers neuem Theaterstück stirbt der Star Ben Glenroy. Zwar kann er wiederbelebt werden, doch nur wenig später stürzt er in einen Fahrstuhlschacht. Während Oliver alles versucht, um sein Stück zu retten, möchte Mabel den Podcast reaktivieren und beginnt mit den Ermittlungen. Sie vermutet, dass jemand aus der Besetzung Ben getötet hat – und schickt Charles zum Auskundschaften, da der ebenfalls in dem Stück mitspielt. Der aber fürchtet, dass er schon wieder in die Falle getappt und seine neue Freundin Joy die Täterin ist.

Ich fürchte, das Konzept der Serie hat sich endgültig totgelaufen. Ich weiß ehrlich nicht, was sie sich bei dieser Staffel gedacht haben, die von so ziemlich allem, nur nicht von einem True-Crime-Podcast handelt. Der Fokus liegt viel zu stark auf dem Theaterstück/Musical und den persönlichen Befindlichkeiten von Charles und Oliver. Zeitweise sprach mir Mabels Frustration wirklich aus der Seele. Der einzig originelle Einfall: Weltstar Meryl Streep spielt eine erfolglose Schauspielerin. Und ja, es geht weiter, daher endet auch diese Staffel wieder mit einem neuen Mord. Weiß nicht, ob ich das noch sehen will.

2 ½ von 5 Bananen im weißen Raum.