The Handmaid’s Tale | Together (5×06)

„I pray for our children. I pray that my daughters live a life of peace, a life without all of this hate and violence. Give them a life, give them a happy life. And, dear God, may they do better than we did.“

June und Luke werden gefangengenommen. Serenas Aktionsradius wird weiter eingeschränkt. Lydia legt sich mit Lawrence an. Spoiler!

Go to your room

June und Luke werden eingesperrt und vorerst im Dunkeln darüber gelassen, was mit ihnen geschehen soll. Derweil gerät Serena mit ihrer Gastgeberin Mrs. Wheeler aneinander, die sie am liebsten mit ihrem Gynäkologen verheiraten möchte und sie nicht einmal mehr aus dem Haus lässt. Als Mr. Wheeler Serena berichtet, dass seine Leute June gefangengenommen haben und töten werden, fleht sie ihn an, dabei sein zu dürfen. Unterdessen werden June und Luke voneinander getrennt, und für June scheint es zunächst wieder nach Gilead zu gehen. Doch auf dem Weg dorthin wird sie von Mr. Wheelers Wache aus dem Transporter geholt – und steht Serena gegenüber.

Das erste Highlight der Staffel

Lasse ich die Sequenzen mit June und Luke im Käfig einmal außen vor, ist „Together“ vielleicht die erste wirklich gute Folge dieser Staffel. Die Dinge kommen ins Rollen, und insbesondere Serenas langsame Erkenntnis, in welche Lage sie sich völlig ohne Not gebracht hat, ist herausragend erzählt und gespielt. Die beste Szene allerdings gehört Mckenna Grace, die Esthers Zusammenbruch mit einer solchen Hingabe spielt, dass es einem glatt das Herz zerreißt.

Serena: „I mean, he’s nice and everything but I’m not gonna date my gynecologist. I may not even choose to get married in the near future, at all. It’s not actually Gilead, is it?“
Mrs. Wheeler: „You can’t be a single mother.“
Serena: „I’m not. I’m a widow.“

Vertauschte Rollen

Wahrscheinlich kann man darüber streiten, wem diese Folge gehört, June oder Serena. Es gibt gewiss Momente zwischen June und Luke, die wichtig sind: Junes Ruhe angesichts der Ungewissheit und im Kontrast dazu Lukes Panik, als ihm erstmals körperlich bewusst wird, was seine Frau durchgemacht hat. Das ist alles bedeutsam, auch weil ich dadurch zum ersten Mal das Gefühl hatte, dass die Beziehung eine echte Chance hat. (Und ihr wisst, dass ich schon relativ zu Beginn gesagt habe, dass das unmöglich ist.)

Doch wenn ich ganz ehrlich bin, waren es die Szenen mit Serena, bei denen ich diesmal sprichwörtlich wie auf glühenden Kohlen saß. Das, was jetzt mit ihr geschieht, entfaltet seine Wirkung vor allem deshalb so gut, weil ich die Frau nie leiden konnte – fleißige Leser meiner Reviews wissen das. Ab einem gewissen Punkt war Serena in meinen Augen nicht mehr rehabilitierbar. Doch in einer eleganten erzählerischen Parallele zu Luke versteht auch sie jetzt, was sie June angetan hat, wie weh all die vermeintlich kleinen Nadelstiche tun.

Serenas tiefer Fall

Es ist ganz interessant, den „Werdegang“ Serenas einmal im Ganzen zu betrachten. Als Gilead entstand, wurde aus einer intelligenten Frau ein Heimchen am Herd, eine Person, die nur noch durch ihr Geschlecht definiert wurde, nicht mehr durch ihre Fähigkeiten. In Kanada kehrte sich das kurzzeitig um, doch durch ihre Rückkehr fiel sie am Ende nur tiefer: Nun ist sie nicht einmal mehr Frau, sondern nur noch ein Gefäß wie die Mägde. Nicht eine einzige der Sorgen, die der Arzt oder Mrs. Wheeler äußern, betrifft Serena, sondern ausschließlich das Baby.

Der entscheidende Satz fällt beim Streit zwischen Serena und Mrs. Wheeler: „Go to your room.“ Wie oft mag Serena diesen Satz zu June gesagt haben, ohne je zu merken, wie erniedrigend er ist. Es ist der Tiefpunkt, aber gleichzeitig auch der Wendepunkt. Ich jedenfalls glaube, dass sie schon in dem Moment, als sie Mr. Wheeler anbettelt, ihren Plan entwickelte. Dass sie nie vorhatte, June tatsächlich zu töten, obwohl die Versuchung im eigentlichen Moment sicherlich groß war. Nein, sie weiß nur zu gut, dass June ihre einzige Hoffnung ist, diesem Horror zu entkommen.

Lawrence: „The High Criminal Court of Gilead, in a special overnight session, found you, Commander Putnam, guilty of apostasy, sins of the flesh.“
Putnam: „That’s insanity! For what?“
Lawrence: „The rapе of unassigned property.“

Mr. Putnam geht es an den Kragen

Unterdessen ist auch Esther wieder aus dem Koma erwacht, ohne dass man es uns explizit gesagt hätte. Und ausgehend von dem geplanten „uterus harvesting“ gehe ich davon aus, dass man sie als Magd eigentlich schon abgeschrieben hatte. Doch, oh Wunder, sie ist schwanger, denn Mr. Putnam hat sie bei Freds Beerdigung nicht nur mit Schokolade gefüttert, sondern gleich noch einen Quickie hinterhergeschoben. Eigentlich erstaunlich, dass Tante Lydia so lange gebraucht hat, um die Verkommenheit der Kommandanten zu erkennen, aber wenigstens steht sie diesmal auf der richtigen Seite und glaubt Esther, dass sie vergewaltigt wurde.

Übrigens, auch wenn ich das so gelesen habe, ich glaube nicht, dass Lawrence Putnam aus dem Verkehr zieht, weil ihn Lydia darum gebeten hat. Er hat bei ihrem Treffen ziemlich deutlich gemacht, dass ihm egal ist, was die Kommandanten in ihrer Freizeit anstellen – und nicht nur, um Lydia gegenüber das Gesicht zu wahren. Nein, ich denke, nachdem Mr. Putnam nochmals betont hat, dass er New Bethlehem nicht unterstützt, hat Lawrence beschlossen, auf diese Weise einen unliebsamen Gegner loszuwerden. In der Hoffnung, dass er die anderen Kommandanten ohne den Einfluss Putnams nun von seinem Vorhaben überzeugen kann.

Dennoch stellt die unzeremonielle Hinrichtung Putnams eine Zeitenwende dar. Zum einen ist es das erste Mal, dass wir erleben, dass ein Kommandant für seine Taten zur Rechenschaft gezogen wird. Das wird Auswirkungen haben, und sei es nur, dass sie in der Öffentlichkeit jetzt alle etwas vorsichtiger sind. Aber es setzt auch die Ehefrauen unter Druck, besser auf ihre Männer aufzupassen. Denn ohne ihren Ehemann wird Mrs. Putnam ihre Tochter wohl kaum behalten dürfen. Und ob sie nach diesem Eklat noch einmal einen Ehemann findet, ist ebenfalls fragwürdig.

Blessed be the fruit

• Das mit dem Horror meinte ich übrigens wörtlich: Alles bei den Wheelers – von der „birthing suite“ im Obergeschoss bis zum Arzt, der Serena anbaggert, während sie noch vor ihm auf dem Untersuchungsstuhl sitzt – gehört mit zum Unangenehmsten, was ich je gesehen habe.
• Und wie krass ist das eigentlich, dass Gilead schon jetzt außerhalb der eigenen Grenzen so viel Macht besitzt? Was macht Mr. Wheeler in Kanada? Er sieht mir nicht nach einem einfachen Büroangestellten aus.
• Habe ich das richtig verstanden, dass Nicks Ehefrau Rose schwanger ist?

3 ½ von 5 Bananen, die nur die Vorzüge ihrer Position genießen.

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