Star Trek: Strange new Worlds | Lost in Translation (2×06)

„You can let death win … or you can fight back.“

Während der Arbeiten an einer Deuterium-Station wird Uhura von unerklärlichen Geräuschen und Visionen heimgesucht. Spoiler!

I don’t need a cookie!

Die Crews der Enterprise und der Farragut arbeiten im Bannon Nebula an einer neuen Raffineriestation für Deuterium. Doch sie scheinen einfach keine Fortschritte zu machen, kaum ist ein System betriebsbereit, fällt ein anderes aus. Dann hört Uhura plötzlich seltsame Geräusche und hat Halluzinationen, was M’Benga auf eine Deuteriumvergiftung und Schlafmangel zurückführt. Kurz darauf wird jedoch ein Crewmitglied entdeckt, das unter ähnlichen Symptomen leidet und die Station sabotiert. Uhura kommt ein Verdacht: Könnte es sein, dass eine fremde Lebensform versucht, mit ihnen Kontakt aufzunehmen?

Ein schwacher Versuch, Trauer zu thematisieren

Das Thema Trauer ist komplex und wurde nur in wenigen Serien entsprechend differenziert behandelt. „Star Trek: Strange new Worlds“ ist keine davon. Zu spät, zu wenig, zu vereinfacht, die Gründe sind vielfältig. Als durchschnittliches Abenteuer funktioniert „Lost in Translation“, doch dem Anspruch, Uhura mehr Tiefe zu verleihen, wird die Folge meines Erachtens nicht gerecht. Zudem verliert sie sich in zu vielen kleinen Binnenhandlungen, die nichts zum eigentlichen Thema beitragen, und lässt die Crew insgesamt ziemlich dumm aussehen.

„I think your nightmare visions are turning you into a sadist.“

Der Mann, die Legende, der Störfaktor

Ich glaube, was mich an „Lost in Translation“ am meisten irritiert, ist die starke Fokussierung auf James Kirk. Nichts gegen die Figur oder das Bedürfnis einiger Fans, die Anfänge zu sehen. Doch hier geht das nicht nur zulasten anderer Figuren, die tatsächlich zur Crew der Enterprise gehören, es ist auch storytechnisch durch nichts zu rechtfertigen. Kirk bringt keinerlei Eigenschaft mit, die für Uhura in ihrer Situation von besonderem Nutzen ist. Ausnahmslos jeder hätte seine Funktion im Plot übernehmen können. Warum zum Beispiel nicht die Gelegenheit nutzen und die Freundschaft von Uhura und Ortegas stärken?

Zumal mich Kirk auch als Person nicht allzu sehr beeindruckt hat. Vielleicht ist es zu lange her, seit ich die Originalserie gesehen habe, vielleicht haben die Filme der Kelvin-Zeitlinie auch alles verdorben, jedenfalls fand ich ihn hier ziemlich farblos. Ein Karrieretyp eben. Vielleicht bin ich auch nur enttäuscht, dass man nicht mehr aus seinen bisherigen Auftritten gemacht hat. Das Gespräch mit La’an ist großartig, weil die Verbindung trotz allem spürbar ist, aber das ist mir zu wenig. Und auch von Pike hätte ich mehr als einen wissenden Blick erwartet, wenn man bedenkt, was er über Kirks Zukunft weiß.

Ein Nachteil der episodischen Struktur

Aber gut, das Thema der Woche ist also Trauer. So sehr ich das neue alte Konzept in sich geschlossener Geschichten auch immer preise, eine durchgehende Handlung wäre hierfür definitiv besser geeignet. Stattdessen wirkt das nun aus dem Zusammenhang gerissen und auch ein wenig forciert, wenn Uhura und Una zufällig gleichzeitig mit der Trauerarbeit beginnen. Was ganz gut funktioniert, ist die Verknüpfung von Hemmer mit Uhuras Eltern. Hemmer war ihr Mentor, in gewisser Weise ein Vaterersatz, insofern klingt es logisch, dass sein Tod den nie verarbeiteten Verlust der Eltern wieder an die Oberfläche befördert.

Eine große Schwäche der Folge ist, dass man viel zu lange auf Horrorelemente setzt, wenn der Zuschauer längst ahnt, dass da vermutlich Aliens einen Kontaktversuch unternehmen. Entsprechend unglaubwürdig ist es auch, dass Uhura als Kommunikationsexpertin nicht früher drauf kommt. Das hätte der Spannung ja nichts geraubt, da sie als einzige Empfängerin anschließend vor der Aufgabe gestanden hätte, die anderen zu überzeugen. Und die Übersetzung … reden wir nicht drüber, das war derart gehetzt, dass es lächerlich war.

Pike: „It’s not just a gas station. It’s right at the edge of the frontier. It unlocks half the quadrant. It’ll be the jumping off point for the next great age of exploration.“
Una: „Oh, good. I was afraid I’d missed the speech.“
Pike: „Well, I started earlier, but Uhura fell asleep.“

Und wer bezahlt das jetzt?

Die Idee der Aliens im Deuterium erinnerte mich übrigens fatal an Bauprojekte, die wegen der Umsiedlung irgendwelcher bedrohten Kröten jahrelang brachliegen. Dafür, dass sich die Sternenflotte die Erforschung fremden Lebens auf die Fahnen geschrieben hat, unternimmt sie jedenfalls erschreckend wenig, um solchen Zwischenfällen vorzubeugen. Kann man so was nicht untersuchen, bevor man ein milliardenschweres Projekt wie diese Station startet?

Ich formuliere das bewusst etwas überspitzt, denn mir ist natürlich klar, dass man Lebensformen nur dann als solche erkennt, wenn man weiß, dass diese Art von Leben existiert. Mir geht es um das andere Extrem, als Captain Pike aufgrund der bloßen Behauptung von Uhura besagtes Milliardenprojekt in die Luft jagt. Das ist so ein Humbug, jeder normale Mensch würde nach Beweisen verlangen oder wenigstens erst mal seine Vorgesetzten fragen, was er nun machen soll. (Manchmal denke ich, ich bin doch zu rational veranlagt für Science-Fiction, seufz.)

Notes in Translation

• Chapels wilden Versuch, ihre und Spocks Beziehung anhand von Quantenmechanik zu definieren, hätte ich in dieser Folge nicht unbedingt gebraucht. Aber süß war’s trotzdem.
• Nach dieser spektakulären Überreaktion mit der Station gehe ich davon aus, dass Pike so bald nicht wieder Fleet Captain wird. Noch nicht mal übergangsweise.
• „Forget about the stupid cookie for a second.“ Sollen wir wirklich? Selbst Pelia hat laut Una Krümel auf der Uniform. Und Sam nimmt seinem Bruder den Keks am Ende einfach weg.

2 ½ von 5 Schrödingers Bananen.

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