The Orville | Domino (3×09)

„How is it a big decision? They want us all dead. We want to stay alive. That’s a pretty basic equation. It’s us or them.“

Die Entwicklung einer vernichtenden Waffe zwingt die Kaylon zu Verhandlungen mit der Union. Die Krill und die Moclan verbünden sich. Spoiler!

We’re talking about exterminating an entire species

Charly und Isaac haben eine Waffe entwickelt, mit der sie die Kaylon vernichtend schlagen können. Obwohl die Planetary Union einen Genozid durchaus erwägt, einigt man sich schließlich darauf, den Kaylon unter Androhung ihrer Vernichtung einen Waffenstillstand vorzuschlagen. Die Kaylon sehen keine andere Möglichkeit und stimmen zu. Doch nicht alle sind zufrieden mit der Lösung, und so stiehlt Admiral Perry die Waffe und übergibt sie dem neuen Bündnis aus Krill und Moclan, die nicht zögern werden, sie zur Ausrottung der Kaylon einzusetzen. Da sie allein keine Chance haben, verbündet sich die Union mit den Kaylon, um die Waffe zurückzuholen.

Spannend, klug und actionreich

Nun, ich weiß zwar nicht, um wie viel das Budget der Serie durch den Senderwechsel erhöht wurde, aber „Domino“ zeigt jedenfalls, dass sie es haben. Wer epische Weltraumschlachten mag, wird das letzte Drittel der Folge lieben, ich persönlich verlor an diesem Punkt wie üblich das Interesse. Das ist aber auch so ziemlich meine einzige Kritik, denn obwohl manche Entwicklung überstürzt wirkt, ist die Folge insgesamt wahnsinnig spannend und wirft viele kluge Fragen auf.

„Well, now wait a second, with all due respect, we’re being very cavalier about this, aren’t we? I mean, you do realize what you’re talking about is genocide?“

Es geht alles ein bisschen zu schnell

Es ist ganz faszinierend, wie „The Orville“ immer wieder einzelne Schritte überspringt, aus denen „Star Trek“ ganze Folgen machen würde. Manchmal gereicht das der Serie klar zum Vorteil, weil sie schneller vorankommt, gelegentlich lässt es einen aber auch etwas ratlos zurück. „Domino“ zum Beispiel eröffnet damit, dass sie eine ganze Flotte von Kaylon-Schiffen mit einem einzigen Knopfdruck auslöschen. Gewiss, wir sind sofort hellwach, aber irgendwie hinterlässt es auch einen bitteren Nachgeschmack, weil die Autoren wichtige Zwischenschritte einfach auslassen. Letzte Woche hatten alle noch eine Heidenangst vor den Kaylon, und jetzt reden wir ohne jeden Übergang von Genozid.

Noch einmal, ich kann es in gewisser Weise nachvollziehen. Die Diskussion, ob man einen Feind, der selber nicht zögern würde, ganze Spezies auszulöschen, vernichten sollte, ist interessanter als die Entwicklung der entsprechenden Waffe. Schade nur, dass auch das in bemerkenswerter Kürze abgehandelt wird, weil man die Zeit für die Raumschlacht braucht. In meinen Augen hat sich „The Orville“ mit dieser Staffel endlich vom großen Bruder „Star Trek“ freigeschwommen und muss nichts mehr beweisen, daher wäre es schön, wenn solche Themen mehr Aufmerksamkeit bekämen.

Vertraut uns, wir sind überlegen

Nichtsdestotrotz werden in diesem Zusammenhang einige äußerst moralische Fragen aufgeworfen. Und zwar explizit nicht dann, wenn sie tatsächlich über das Für und Wider diskutieren, sondern in scheinbar unwichtigen Nebensätzen. So kann man es zum Beispiel edel finden, dass die Union den Kaylon von der Waffe erzählt statt sie einfach zu töten, aber eigentlich ist das nichts anderes als Erpressung. „Trust us or be destroyed“ sagt Admiral Halsey und scheint den Widerspruch in seiner Forderung nicht einmal zu bemerken.

Die zweite wichtige Aussage kommt später von Charly, die feststellt, dass ein Waffenstillstand, der auf Zwang beruht, nicht von Dauer sein kann. Es fand kein Erkenntnisprozess statt, es gibt keine Einsicht, dass das eigene Verhalten falsch war. Die Kaylon haben schlicht keine Alternative und profitieren nur insoweit vom Waffenstillstand, als er ihnen Zeit verschafft, eine Schwachstelle in der Waffe zu finden. Ohne einen Genozid befürworten zu wollen, hat Charly recht, wenn sie feststellt, dass sich die Union damit in eine schwache Position bringt.

Und sie wird sogar noch schwächer, als die Krill-Moclan-Allianz die Waffe in ihren Besitz bringt und die Union gezwungen ist, sich mit den Kaylon zusammenzutun. In den Moment ist nämlich klar, dass die Kaylon niemals zulassen werden, dass sie die Waffe zurückholen, sondern alles daran setzen werden, sie zu zerstören. Dass sich am Ende alles zum Guten wendet, nun, das ist die wahre Science-Fiction, aber damit kann ich leben. Charlys Opfer rettet sie in mehrfacher Hinsicht, auch für die Figur ist das ein runder Abschluss.

Mercer: „We could’ve kill every one of you without warning. We didn’t.“
Kaylon Primary: „Why?“
Mercer: „Because we’re not the monsters you think we are.“

Wie soll es von hier an weitergehen?

Ich bin mir auch gar nicht sicher, ob sich „The Orville“ einen Gefallen damit getan hat, die Bedrohung durch die Kaylon so schnell und so radikal zu beenden. Zugegeben, sollte dies die letzte Staffel bleiben – und danach sieht es leider aus –, dann ist es nett, dass der Plot wenigstens nicht offen bleibt. Sollte es aber doch weitergehen, dann hat man sich nur um des hohen Tempos Willen um weitere gute Geschichten gebracht. Ich kann mich täuschen, aber mit den Kaylon an ihrer Seite ist die Union doch jetzt praktisch unbesiegbar, oder? Was wollen die Moclan und die Krill da noch ausrichten?

4 ½ von 5 inkompetenten Bananen, die ihre Waffe verlieren.

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