The Orville | Future unknown (3×10)

„By calculating courtship duration averages for biological life forms, cross-referenced with your current age, I have determined that this is an appropriate time for us to formalize our coupling.“

Die Orville bereitet sich auf die Hochzeit von Claire und Isaac vor. Eine alte Bekannte von Sargas-4 bittet um Asyl. Spoiler!

Will you marry me?

Bortus und Klyden erneuern auf traditionelle Moclan-Art ihr Bündnis. Das bringt Isaac auf eine Idee, und so hält er nach ein wenig Recherche um Claires Hand an. Die zögert anfangs, lässt sich aber schließlich doch überzeugen, worauf die Hochzeitsvorbereitungen beginnen. Bortus drängt sich Isaac als Trauzeuge auf und versagt schon beim Junggesellenabschied, während Kelly Claire eine epische Party schmeißt. Unterwegs sammeln sie von Sargas-4 eine alte Bekannte auf: Lysella. Und obwohl sie froh ist, ihrer Welt zu entkommen, versteht sie nicht, wieso die Union ihre fortschrittliche Technik nicht einfach mit allen Planeten teilt.

Eine Romantic Comedy auf die „Orville“-Art

Verdammt, fühlt sich das nach Serienfinale an oder was? Die fast schon selbstreferenziell betitelte Folge „Future unknown“ will trotz des moralisch erhobenen Zeigefingers beim Lysella-Plot im Grunde nichts weiter als eine Wohlfühl-Episode sein. Das gelingt ihr wunderbar, ganz egal, was man von der Paarung Claire/Isaac halten mag, und sie zeigt auch, wie sehr die Crew zu einer Familie zusammengewachsen ist. So traurig ich wäre, sollte das wirklich das Ende sein, es wäre immerhin ein rundum gelungener Schlusspunkt für „The Orville“.

Kaylon Primary: „What is a marriage?“
Isaac: „It is a ceremony during which one organism acknowledges their intent to service another for the duration of their mutual existence.“
Kaylon Primary: „You describe enslavement. Are the biologicals attempting to place you into servitude as our Builders did?“

Gegensätze ziehen sich an oder so

Ich bin ein Shipper vor dem Herrn, muss aber gestehen, dass ich mit der Idee von Claire und Isaac als Paar nie so richtig klargekommen bin. Claire selbst gebrauchte irgendwann mal den Vergleich einer Beziehung mit einem Staubsauger, und wenn ich ehrlich bin, bin ich darüber wohl nicht hinausgekommen. Man muss es „The Orville“ immerhin hoch anrechnen, dass sie ihrem Kurs treu geblieben sind. Ich muss nicht verstehen, was die Zwei aneinander haben, das ist in der Realität ja manchmal nicht anders, und letztendlich ist das eine starke Aussage.

Klassischer Romcom-Plot

Wie in einer klassischen Romcom jedenfalls sollte man auch bei „Future unknown“ nicht allzu viel von dem hinterfragen, was ganz offensichtlich reiner Comic Relief ist. Mutet es seltsam an, dass die Kaylon, die vor drei Monaten noch der ärgste Feind der Union waren, plötzlich ganz normale Hochzeitsgäste sind, die mit ihrer ganzen Flotte anreisen, ohne dass es irgendwem Kopfschmerzen bereitet? Zweifellos. Aber drauf geschissen, irgendwie funktioniert es. Und das strippende Isaac-Hologramm bei Claires Junggesellinnenabschied wird auf ewig die beste Szene der Serie sein.

Bis zum großen Moment der Trauung gibt es die üblichen Hindernisse zu überwinden – zum Glück aber ohne das traditionelle Infragestellen der Beziehung kurz vorher. Auf Lacher ist hier vor allem Bortus’ völlige Unfähigkeit als Trauzeuge ausgelegt, obwohl ich das viel eher traurig fand, weil er regelrecht vorgeführt wird. Dass Malloy so enttäuscht war, hab ich allerdings auch nicht verstanden, zu Beginn der Staffel war er noch auf Seite derer, die Isaac am liebsten loswerden wollten. Mag ja sein, dass er seine Meinung geändert hat, aber wirklich gezeigt wurde uns das nicht.

„I wish the two of you a long, happy marriage. I know it’s gonna be a huge success, and if it’s not, the good news is, Isaac is fully recyclable.“

Utopie zum Nulltarif

Was Lysella angeht, so muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich sie zuerst überhaupt nicht einordnen konnte. Die Folge „Majority Rule“ liegt einfach zu lange zurück, und wenn man bedenkt, dass „The Orville“ zu der Zeit noch ziemlich deutlich eine Parodie von „Star Trek“ war, passt diese Fortsetzung der Geschichte tonal nicht so recht dazu. Aber sei’s drum, das Thema hätte gut für eine eigene Folge gereicht und wird hier leider etwas in die Ecke geschoben.

Als Zuschauer sind wir versucht, uns mit Kelly zu identifizieren, weil wir sie kennen, doch eigentlich sind wir viel eher in Lysellas Position. Wie würden wir an ihrer Stelle reagieren? Nicht nur auf die technologischen Möglichkeiten, sondern auch auf die Gesellschaft als solche, die im klassischen Wortsinn utopisch ist. Arbeiten nur zum Spaß und zur Selbstverwirklichung? Kein Hunger, keine Armut? Natürlich würden wir wollen, dass man das mit uns teilt.

Rein intellektuell ist sicher auch Lysella klar, dass es so nicht funktioniert, dass dieser Fortschritt eine gesellschaftliche Entwicklung voraussetzt und sich die Reihenfolge nicht einfach umkehren lässt. Aber ich kann ihre Reaktion verstehen, wenn sie sieht, wie selbstverständlich all das für die Leute auf der Orville ist. Wie (unabsichtlich) selbstgefällig Kelly klingt, wenn sie von all den Errungenschaften erzählt. Es ist noch gar nicht lange her, dass sie und Mercer über die Vergangenheit ihres eigenen Planeten gelästert haben.

Ein durchweg gelungener Reboot

Im Grunde war der neue Beititel „New Horizons“ bereits ein deutlicher Hinweis darauf, dass die dritte Staffel eine Art Reboot für „The Orville“ darstellt. Mich hat es trotzdem kalt erwischt, wie gut die Serie auf einen Schlag geworden ist. Lest euch bitte zum Vergleich noch mal mein Fazit der zweiten Staffel durch, dann wisst ihr, was ich meine. Die dritte Staffel begann noch vergleichsweise durchschnittlich, pendelte sich jedoch schnell auf hohem Niveau ein, sieht man einmal vom Komplettausfall „Twice in a Lifetime“ ab. Und die letzten drei Folgen „Midnight Blue“, „Domino“ und „Future unknown“ waren richtig großes Kino.

Was ist passiert? Lustigerweise haben sie endlich das eine Problem in den Griff gekriegt, über das ich mich zuvor immer beklagt habe: „The Orville“ hat seine eigene Stimme gefunden. Das hier ist nicht mehr „diese ‚Star Trek‘-Parodie“, sondern eine Science-Fiction-Serie mit eigener reicher Geschichte, aus der sie schöpfen kann. Vor allem hat man sich vom nervtötenden Brachialhumor der Anfangstage verabschiedet, was wahre Wunder für die Storys bewirkt, die nun fast durch die Bank stark und relevant sind. Und dass die Folgen neuerdings fast Filmlänge haben, ist gewöhnungsbedürftig, hilft den Plots aber.

Wie ich schon sagte, es wäre bitter, wenn die Serie gerade dann zu Ende wäre, wenn sie endlich ihren Stil gefunden hat. Mehr als ein Jahr nach der Erstausstrahlung stehen die Chancen für eine Verlängerung mittlerweile auch eher schlecht, andererseits ist die Staffel über Disney+ in vielen Ländern erst dieses Jahr angekommen. Es ist also nicht gänzlich ausgeschlossen, dass das „The Orville“ noch einmal den nötigen Push gibt, um Hulu von einer Fortsetzung zu überzeugen.

Notes unknown

• Habt ihr es auch so gefeiert, dass das in „Twice in a Lifetime“ drei Monate in die Zukunft geschickte Sandwich wieder auftaucht? So geht Kontinuität.
• Hut ab für den unerwarteten Auftritt von Halston Sage als Alara Kitan. Es war schön, sie mal wiederzusehen, aber dadurch wirkt die Folge fast noch mehr wie ein Abschluss.
• Es überrascht sicher niemanden, dass ich als Fan von Uniformen die weißen Gala-Jacken der Crew verehre.

5 von 5 strippenden Bananen.

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