The Orville | Twice in a Lifetime (3×06)

„Avoid any unnecessary temporal footprints, but complete the mission at all costs.“

Malloy wird versehentlich ins Jahr 2015 zurückgeschickt. Die hinterherreisende Orville kommt jedoch erst 2025 an. Spoiler!

I’m not going back with you

Die Orville soll das Aronov-Gerät, eine Art Zeitmaschine, zu einer Forschungsstation bringen, damit es nicht dem Feind in die Hände fällt. Doch als sie dort eintreffen, ist die Station bereits zerstört und sie werden von Kaylon-Schiffen angegriffen. Als die Deflektorschilde benutzt werden, um einen Traktorstrahl zu lösen, führt das zu einer Überladung des Aronov-Geräts, das daraufhin Malloy auf die Erde des Jahres 2015 zurückschickt. Sie folgen ihm in die Vergangenheit, kommen jedoch zehn Jahre zu spät an. Inzwischen hat Malloy Frau und Kind und will nicht mehr weg – eine Verletzung von Unions-Gesetzen.

Nein, einfach nein

Ich kann mich nicht entsinnen, dass mich schon mal irgendeine Serienfolge so wütend gemacht hat wie „Twice in a Lifetime“. Es ist, als wollte Seth MacFarlane unbedingt noch eine Zeitreise-Story machen, ohne verstanden zu haben, dass es dabei nie um die Zeitreise selbst geht, sondern darum, wie sie einen Menschen verändert. Diese Folge ist unlogisch, herzlos und bemerkenswert selbstgerecht. Sie schafft es, dass ich die Helden der Serie jetzt als Bösewichter betrachte, als bürokratische Kleinscheißer, die sich selbst für allen überlegen halten. Für mich eine klare 0-Bananen-Folge, auch wenn ich weiß, dass viele das anders sehen.

„After three years, I said the hell with it. Temporal law can blow me. Yeah, looks fine on paper, but the Union has no idea what it’s like to be trapped. No idea!“

Von oben herab und unnötig grausam

Ich glaube, was mich an „Twice in a Lifetime“ am meisten stört, ist die Tatsache, dass da scheinbar kein Raum für Zweifel ist. In der Vergangenheit konnte sich „The Orville“ gerade in der Hinsicht oft hervortun, weil die Serie eben nicht an das zuweilen etwas naive Gutmenschentum eines „Star Trek“ gebunden ist. Kontroverse Entscheidungen waren möglich und kamen unserer Lebensrealität sehr viel näher. Kurz, die Crew der Orville schien immer aus normalen Leuten zu bestehen, die zwar nach einem höheren Ideal streben, dabei aber „human“ bleiben.

Hier ist das anders, denn die Vorschriften der Union zu temporalem Verhalten werden nie in Frage gestellt, obwohl sie unfassbar grausam sind. Wie kann sich ein Ed Mercer ernsthaft da hinstellen und Malloy vorwerfen, dass er sich „nur“ drei Jahre lang in einer Höhle versteckt hat, bevor er beschloss, sich mit der Situation zu arrangieren? Und wieso muss er ihm direkt ins Gesicht sagen, dass er einfach weiter in die Vergangenheit reisen wird, so dass diese Realität nie existiert hat? Das ist unmenschlich und unnötig noch dazu.

Der Gutmensch bedankt sich noch für das Unrecht

Wahrscheinlich hätte ich diese Wendung der Geschichte sogar noch gelten lassen, wenn man sie wenigstens glaubhaft weiterentwickelt hätte. In dem Moment dachte ich nämlich noch, Mann, wie scheiße ist das, dass Malloy auf diese Weise nicht mal seine (berechtigte) Wut auf den Captain behalten darf. Dass er kurz das wahre Gesicht seines vermeintlichen Freundes sehen durfte, das alles für ihn am Ende aber nie passiert sein wird. Ich freute mich fast darauf, wenn Malloy vielleicht erst durch Lesen des Missionsberichts erfährt, was wirklich passiert ist, und Mercer dann zur Rede stellt.

Dass man diesen Konflikt löst, indem Malloy seinen „Fehler“ einsieht und sich auch noch beim Captain für dessen barbarisches Vorgehen bedankt, ist der Gipfel der Unverschämtheit und absolut unglaubwürdig. Vor allem aber glorifiziert man damit ein Menschenbild, das in meinen Augen nicht erstrebenswert ist. Der ultimative Gutmensch, der Regeln und Vorschriften vor sein persönliches Glück stellt. Für mich sind Mercer und Kelly damit erledigt, das sind keine Figuren mehr, die mich in irgendeiner Weise interessieren.

Malloy: „I will not let you make me feel like shit for doing it. I’m a human being. We’re social creatures. Without each other, we die. Was I supposed to die?“
Mercer: „To protect the timeline? Yes.“

Wer versteht schon temporale Gesetze?

Zum Schluss noch ein paar Worte zur Logik der Folge. Ich sage es ja immer wieder, wer in Zeitreisegeschichten nach Logik sucht, wird nicht glücklich. Eine gewisse innere Kohärenz sollte man aber schon erwarten können, dafür werden die Autoren schließlich bezahlt. Wenn Mercer also 2025 bei Malloy auftaucht und ihn mitnehmen will, weil er nicht in die Zeitlinie gehört, dann ergibt das schlichtweg keinen Sinn. Der Schaden ist bereits angerichtet, er hat zwei Kinder gezeugt, die in der originalen Zeitlinie nicht vorgesehen waren.

Angeblich gibt es auch ein Schlupfloch, das uns besänftigen soll. Indem die Orville nämlich beim zweiten Versuch einen Monat nach Malloys Ankunft in der Vergangenheit eintrifft und ihn mitnimmt, bevor er den Notruf absetzen kann, der sie überhaupt erst dorthin geführt hat, wird eine neue Zeitlinie geschaffen, in der Malloy und seine Familie glücklich bis ans Ende ihrer Tage leben. Deshalb auch die ausführliche Erklärung mit dem Sandwich am Anfang der Folge. Aber ganz ehrlich, das rettet für mich nichts.

Twice in a Note

• Ja, ich bin mir dessen bewusst, dass ich den Plot mit Charly und Isaac komplett ignoriert habe. Aber der war sowieso nur Füllmasse und macht die Folge kein Stück besser.
• Als wäre das alles nicht schon genug, lassen sich Mercer und Kelly auch noch hochnäsig darüber aus, wie dumm und rückständig die Leute in der Vergangenheit doch waren. Arschgesichter.

0 von 5 Bananen, die die Zeitlinie kontaminiert haben.

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