The Orville | A Tale of two Topas (3×05)

„He’s struggling, emotionally. He’s confused. He knows there’s something different about him.“

Bortus’ und Klydens Sohn Topa kommt dahinter, dass er als Mädchen geboren wurde. Spoiler!

My entire life has been a lie

Während die Orville archäologische Forschung betreibt, lädt Kelly Bortus’ und Klydens Sohn Topa ein, sie im Dienst zu begleiten, um sich auf die Aufnahmeprüfung bei Union Point vorzubereiten. Im Gespräch erfährt sie, dass Topa das Gefühl hat, etwas stimme nicht mit ihm, und spricht seine Eltern darauf an. Klyden blockt sofort ab, doch Bortus zieht die Möglichkeit in Betracht, dass die Geschlechtsumwandlung als Baby vielleicht ein Fehler war. Als Topa erfährt, was ihm widerfahren ist, will er die Operation rückgängig machen, doch die Planetary Union stellt sich quer – aus Angst vor politischen Verwicklungen mit den Moclan.

Schwieriges Thema, solide erzählt

Puh, „The Orville“ scheint es sich ernsthaft in den Kopf gesetzt zu haben, in dieser Staffel all die schwierigen Themen zu behandeln. Es ist offenkundig, dass man mit „A Tale of two Topas“ eine Analogie zu den Problemen von Trans-Personen ziehen will, etwas, womit ich bisher so gar keine Berührungspunkte habe. Tatsächlich fühlte ich mich aber sowieso mehr an Jeffrey Eugenides’ herausragenden Roman „Middlesex“ erinnert, der von einem als Hermaphrodit geborenen Menschen erzählt, was Topas Situation wesentlich näher kommt. Mit Abstrichen eine starke Episode.

„Ever since I was a young child, I have always felt incomplete. As if the person I am today is a bookmark. A placeholder, until I discover who I am.“

Ein kleiner Rückblick

Rekapitulieren wir kurz Topas Geschichte, so weit das nach so langer Zeit noch möglich ist. Im Kern fußt „A Tale of two Topas“ auf der Folge „About a Girl“ aus der ersten Staffel. Damals wurde Topa als genetisches Mädchen geboren – eine vermeintliche Missbildung in der rein männlichen Kultur der Moclan. Die Tatsache, dass es sich dabei nicht um eine winzige Minderheit handelt (und somit vielleicht um eine evolutionäre Variation), wurde späterhin zwar angedeutet, aber nicht weiter verfolgt. Klyden, der selbst als Mädchen geboren wurde, bestand darauf, dass Topa noch als Baby umoperiert wird, um dem Kind ein „normales“ Leben zu ermöglichen. Da Bortus in der Hinsicht liberaler eingestellt ist, führte sie der Streit vor Gericht, wo schließlich zugunsten von Klyden entschieden wurde.

Danach verlor die Serie die Story ein bisschen aus den Augen, es ging in der Folgezeit vor allem um die Partnerschaft von Bortus und Klyden, die sich von diesem Supergau nie wirklich erholt hat. Das Thema weibliche Moclan kam in „Sanctuary“ noch einmal auf, wurde aber nicht explizit auf Topa bezogen. Im Nachhinein ist es schade, dass das alles nicht viel subtiler aufgebaut wurde. Es wäre sicher nicht schwer gewesen, Topa gelegentlich zu zeigen und die Verwirrung und wachsende Verzweiflung zu thematisieren. Claires Kinder kommen schließlich auch alle Nase lang vor und sind vergleichsweise uninteressant.

Die Folge liefert wenig Konkretes

Wie auch immer, damit sind wir in der Gegenwart angelangt – und bei Topas Suche nach etwas, das ihn glücklich macht. Im Grunde, und ich finde, das sollte man hervorheben, hat Klyden mit einem recht: Speziell in der Pubertät sind praktisch alle Kinder unglücklich. In der Regel hat das auch keinen spezifischen Hintergrund, sondern ist eine vielleicht sogar nötige Phase, um sich auszuprobieren und weiterzuentwickeln. Invasive Eingriffe sollten in dem Alter wohlüberlegt sein, manchmal heilt die Zeit nämlich tatsächlich die Wunden.

Leider wissen wir nur sehr wenig über die Prozedur, der Topa als Baby unterzogen wurde, und die offenbar auch nicht ganz so allumfassend ist, wie die Moclan propagieren. Über die Anatomie der Spezies können wir spekulieren, sicher wissen wir nur, dass sie Eier legen, also vielleicht gar keine primären Geschlechtsmerkmale im menschlichen Sinne haben? Die zentrale Frage, ob Topas Unwohlsein überhaupt körperliche Ursachen hat oder doch eher ein (genetisch verankertes) psychologisches Überbleibsel ist, können wir gar nicht beantworten.

Am Ende bremst das die Folge etwas aus, auch wenn wir hier über Schwächen auf hohem Niveau reden. Dass Klydens Position von Anfang an ins Abseits geschoben wird, fand ich in dem Fall angemessen, weil es zu diesem Zeitpunkt nicht mehr um ein Pro und Contra geht, sondern um die Wiederherstellung eines zuvor schon „richtigen“ Zustands. Aber natürlich hat das alles so ein bisschen den Beigeschmack von Agenda, weil dem Zuschauer wie so oft vorgegeben wird, was die richtige Meinung ist. Wie gesagt, schwieriges Thema.

„I may appear to be male, but what is inside me still exists. It is why I have felt the way I have for so long. My body has been screaming to me that I am someone else.“

Ich bin dagegen, aber ich hab nichts gesehen

Lasst mich kurz noch den politischen Teil der Geschichte ansprechen, denn das war an Scheinheiligkeit echt nicht zu überbieten. Ich erinnere mich leider nur noch sehr dunkel an die Gerichtsverhandlung in „About a Girl“, wie war damals die Position der Union? Wie sieht es da überhaupt mit Voraussetzungen für die Aufnahme aus, guckt man auf die Einhaltung von Menschenrechten (bzw. dem jeweiligen Alien-Äquivalent)? Es spricht jedenfalls Bände, dass man bei den Moclan einfach darüber hinwegsieht, dass sie Babys verstümmeln und eine Minderheit verfolgen, weil man auf gut Deutsch ihre Waffenstärke braucht.

Um Topa zu helfen, bleibt ihnen schließlich keine andere Möglichkeit, als ein Schlupfloch zu nutzen: Isaac. Weil der nicht offiziell zur Flotte gehört, sondern immer noch einen Status als Botschafter hat, ist er nicht an die Befehle der Admiralität gebunden. Klar schrammt das irgendwie knapp an einer Deus-ex-Machina-Lösung vorbei, wird aber ganz geschickt genutzt, wenn Isaac später Claire gegenüber zugibt, dass er aus gänzlich egoistischen Gründen geholfen hat. (War das eine Lüge? Ich kann das bei Isaac immer nicht sagen.) Dennoch frage ich mich, warum Isaac dafür nicht hochkant vom Schiff geschmissen wird.

A Tale of two Notes

• Süß, dass Mercer Briefe an seine Tochter schreibt, auch wenn er sie nicht abschickt.
• Optisch ist das völlig leere Schiff während Bortus’ Konzert natürlich eindrucksvoll, aber realistischerweise müsste wenigstens eine Rumpfmannschaft am Arbeitsplatz bleiben.

4 von 5 kulturell indoktrinierten Bananen.

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