Loki | Breaking Brad (2×02)

„Stop trying to be a hero, man! You’re a villain. You’re good at it. Do that.“

Um Sylvie aufzuspüren, verhören Loki und Mobius Hunter X-5, der sich 1977 als Schauspieler Brad Wolfe ausgibt. Spoiler!

I don’t work here

Loki und Mobius spüren Hunter X-5 in der heiligen Zeitlinie im London des Jahres 1977 auf. Er tritt dort als Starschauspieler Brad Wolfe auf und wehrt sich mit Händen und Füßen dagegen, zur TVA zurückgebracht zu werden. Die erste Befragung ist ein Debakel, X-5 spielt sie gegeneinander aus und Mobius verliert die Beherrschung. Sie glauben, dass X-5 weiß, wo Sylvie steckt und es nur noch nicht gemeldet hat, um noch eine Weile sein Leben als Brad genießen zu können. Die Vermutung scheint sich zu bestätigen, als er sie widerwillig zu Sylvie bringt. Doch das war nur ein Ablenkungsmanöver …

Good Cop, bad Cop

Eine deutliche Verbesserung zur Vorwoche, und ich kann euch sogar ganz genau sagen, woran es liegt: „Breaking Brad“ ist ruhiger. Die Folge nimmt sich Zeit, gibt den Figuren Raum zum Atmen und legt den Fokus auf Dialoge, die uns wirklich etwas über sie sagen. Loki steht dabei gar nicht so sehr im Mittelpunkt, obwohl er bei seiner „Bad Cop“-Einlage wahrlich glänzen kann. Es ist jedoch Mobius, der hier unerwartet an Tiefe gewinnt, was mich nun mit noch größerer Neugier auf die Staffel blicken lässt.

B-15: „What is this?“
X-5: „That’s a TemPad.“
B-15: „What did you do to it?“
X-5: „I put some colorful buttons on it for you.“

Wer ist hier der Boss?

Eines sollte ich der Vollständigkeit halber verraten: Ich blick auf keinem Auge, was gerade mit den Zeitlinien und dem ganzen Gedöns passiert. Vor allem ist mir echt nicht klar, wer aktuell die TVA führt. Wie kann es sein, dass Dox praktisch sämtliche Soldaten für ihr „Projekt“ einspannt, und das niemandem auffällt? Und wenn jetzt keine Zeitlinien mehr beschnitten werden sollen, was machen die TVA-Leute eigentlich den ganzen Tag? Auf dem TemPad Tetris spielen? (Außerdem: Nachdem Dox den Großteil der Zweige zerstört hat, hat sich das Problem mit dem Temporal Loom dann nicht eigentlich erledigt?!)

Genauso ein Rätsel ist für mich aktuell die Rolle von Ouroboros. Letzte Woche machte es zunächst den Eindruck, als wäre er einfach nur ein genialer Tüftler, der im Keller lebt und sein Ding macht. Aber irgendwie hält er die gesamte Technik der Behörde am Laufen und ist damit die wichtigste Person überhaupt? Er ist ja offenbar auch der Einzige, dessen Gedächtnis noch nie gelöscht wurde. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wäre ich jedenfalls kein bisschen überrascht, wenn sich herausstellt, dass in Wirklichkeit er der Boss von allen ist.

Das andere Leben

Nachdem wir in „Ouroboros“ nur einen kurzen Eindruck von Hunter X-5 gewonnen hatten, war ich ehrlich gesagt reichlich erstaunt, dass er plötzlich so in den Vordergrund rückt. Mehr noch, ich hatte sofort das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt. Letzte Woche stand er noch klar auf Dox’ Seite, und jetzt will er plötzlich ein „normales“ Leben in der heiligen Zeitlinie führen? Die Erklärung, dass er während der Suche nach Sylvie Geschmack daran gefunden hat, passte dann fast ein bisschen zu gut, den wahren Plan habe ich tatsächlich nicht kommen sehen.

Erzählerisch ist X-5 trotzdem nicht mehr als Mittel zum Zweck – mit den Verhör-Szenen als emotionalem Kern der Folge. Die sind nicht nur optisch eine Schau (der komplett rote Raum, die mysteriösen Schläuche, der minimalistische Hocker), sondern werfen auch einige interessante Fragen auf. Was er über Loki zu sagen hat, ist im Grunde nichts Neues, wie der darauf reagiert, zeigt allerdings, wie sehr er an den Ereignissen der letzten Staffel gewachsen ist. Loki weiß, dass er nie ein Held sein wird, aber er arbeitet hart daran, das Richtige zu tun.

Und während alle darauf warten, dass Loki aus der Haut fährt, ist es am Ende Mobius, der die Fassung verliert. X-5 trifft einen wunden Punkt, als er die Konsequenz dessen ausspricht, dass sie alle nur Variants sind: Auch Mobius hat irgendwo in der Zeitlinie ein Leben, vielleicht sogar eine Familie. (Oder Jet-Skis, wenn wir schon dabei sind). Wie viel Wahrheit steckt in dem, was er später zu Loki sagt? Dass er gar nichts von diesem anderen Leben wissen will, weil er mit dem zufrieden ist, das er führt? Ist das nur die Furcht davor, was er verloren hat?

„The TVA is not your real home. Mobius isn’t even your real name.“

Brads Erwartungshaltung verkauft ihm den Bluff

Wie schon erwähnt, darf Loki hier mal den bösen Cop spielen und erreicht auf diese Weise das titelgebende „Breaking Brad“. Aber mal ehrlich, es war jedem klar, dass sein Alleingang nur gespielt war, oder? Er und Mobius sind mittlerweile so dicke Freunde, dass ich nicht eine Sekunde lang geglaubt habe, dass er ihn ausbootet. Aber es war eine sehr liebevoll inszenierte Vorstellung für X-5, das muss man den beiden schon lassen. Vor allem Lokis scheinbar wildes Ausprobieren der komischen Maschine.

Was die „Folter“ selbst angeht, findet die vor allem in X-5s Kopf statt und funktioniert auch nur deshalb, weil er glaubt, dass Loki immer ein Bösewicht sein wird. Er traut ihm zu, dass er ihn kaltblütig tötet. Loki auf der anderen Seite hat sichtlich Spaß mit dieser Rolle. Erstaunlich, dass X-5 trotzdem so viel Geistesgegenwart besitzt, nach der Erklärung zu greifen, die ihm quasi in den Mund gelegt wird – und die echte Wahrheit bis zum Schluss für sich behält.

Viele unausgesprochene Gefühle

Und dann finden sie Sylvie und die Spannung ist geradezu greifbar. Man kann von der Liebesgeschichte halten, was man will, aber die Blicke von Loki und Sylvie sprechen Bände. Mehr jedenfalls als das Gesagte, denn Loki stammelt ganz schön vor sich hin, als sie ihn auffordert „talk fast“. Und ja, es ist schon nachvollziehbar, dass ein Teil von ihr gründlich angepisst ist, weil er sie gefunden hat. Sie lebt endlich ein Leben nach ihren eigenen Regeln, und Loki in seiner neuen Funktion als TVA-Mann verkörpert das genaue Gegenteil.

Und doch, als es hart auf hart kommt und sie sich Dox entgegenstellen, zögern sie keine Sekunde, ihre Kräfte gemeinsam einzusetzen. Irgendwas ist immer noch zwischen ihnen, und wenn ich ehrlich bin, sind es genau diese Nuancen, wegen der ich die Serie verfolge. Auch wenn Sylvie am Ende der Folge also wütend davon rauscht, sehen wir sie sicherlich bald wieder. Sie ist nicht der Typ, der sich versteckt, wenn Leben in Gefahr sind.

Breaking Notes

• Da meckere ich letzte Woche über Lokis runtergekommene Klamotten, prompt eröffnet er die Folge im Rüschenhemd. So war das nicht gemeint! (Zum Glück kriegt er später noch was Anständiges anzuziehen.)
• Caseys Fanboy-Moment mit Ouroboros war herzallerliebst. Langsam würde ich schon gerne mal einen Blick in dieses TVA-Handbuch werfen …
• Der giftgrüne Kuchen. Das ist alles, das ist der Kommentar.
• Sylvie hat immer noch das runde Dingsie von „He who remains“, aber ich hab vergessen, was das kann.

4 ½ von 5 Bananen, die die Bedienungsanleitung nicht gelesen haben.

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