Literatur am Samstag | Star Wars: Ein Soldatenleben

„Ein Soldatenleben“ ist eine meiner jüngeren Fanfictions und entstand unter erschwerten Bedingungen. Denn die vorgegebenen Stichwörter (siehe Kommentare) waren wirklich alles andere als günstig, da sie von einem absoluten „Star Wars“-Laien kamen. Ich machte das Beste draus und warf einen Blick auf die letzten Stunden des ersten Todessterns — aus der Sicht eines stolzen Sturmtrupplers. Viel Spaß damit!

Es war ein wundervoller Morgen auf dem Todesstern. Das goldene Glühen des Gasriesen Yavin schien durch alle Nordfenster und verlieh dem kalten Plastahl der Ausstattung ein wenig Ambiente. Theobraxl vom Planeten Qrtlrhu seufzte wohlig und schmatzte, als er sich in seinem Bett herumdrehte. Er vermisste seine Heimat sehr, dort herrschte stets ein orangerotes Licht, das diesem recht ähnlich war. Einen angenehmen Moment lang dachte er, er sei wieder zu Hause. Dieser wurde sogleich abgelöst von einem Augenblick größten Schreckens, als Theobraxl bewusst wurde, dass er verschlafen hatte.

Hektisch krabbelte er aus seiner Koje und sah, dass die anderen Betten leer und sauber hergerichtet waren. Sein Wecker stand friedlich auf dem Nachttisch und tat, als wäre nichts geschehen. Theobraxl fluchte in seiner Muttersprache, die einige sehr blumige Ausdrücke besaß, dann holte er tief Luft und bemühte sich, flink in seinen Sturmtruppenanzug zu kommen.

Sturmtruppler zu sein, war zu jener Zeit noch ein achtbarer Werdegang. Mehr noch, es war eine Lebenseinstellung, obgleich dieses dreckige Rebellenpack alles daransetzte, sie alle als dummes Kanonenfutter hinzustellen. Theobraxl war sehr stolz auf seine Anstellung, und seine Eltern waren das auch. Seinen Anzug polierte er jeden Abend, bis er sich in der weißen Oberfläche spiegeln konnte.

Theobraxl rückte seinen Helm zurecht und warf dann noch einen letzten Blick in den Spiegel, bevor er aus dem Quartier stürzte. Es machte zwar nicht den allerbesten Eindruck, so durch die Gänge zu rennen, doch er wollte sich nicht noch mehr verspäten. Hätte er um die Ungeduld seines Chefs Darth Vader gewusst, wäre er womöglich gleich zu einer Luftschleuse gesprintet, denn ein Tod im All mochte noch um einiges gnädiger sein als Vaders Zorn. Doch Theobraxl hatte keine Ahnung und dazu noch unverschämtes Glück, denn Vader wurde auf der Brücke gerade von Großmoff Tarkin vertreten. Der hatte eben erst ein halbes Dutzend fähiger Offiziere durch Vaders unstete Gefühlslage verloren und dachte nicht daran, heute noch mehr Verluste hinzunehmen.

„Entschuldige Sie die Verspätung, Sir“, brachte Theobraxl atemlos hervor und stand vor Tarkin stramm.

Dieser sah sich kurz um, ob Vader auch wirklich nicht in der Nähe war, und erwiderte dann streng: „Besser spät als nie.“

„Mein Wecker hat nicht geklingelt“, schob Theobraxl unnötigerweise noch hinterher.

„Sie arbeiten heute in der Mülltrennungsanlage“, erklärte Tarkin und bemühte sich, noch etwas mehr Strenge in seine Stimme zu legen. Er wollte den Mann so schnell wie möglich von der Brücke haben, bevor Vader zurückkehrte.

„Ja, Sir“, sagte Theobraxl gehorsam und salutierte. Auf dem Weg zum Mülltrakt kam er jedoch nicht umhin, seine eigene Blödheit zu verfluchen. Mülltrennung war die niedrigste Arbeit auf dem Todesstern, die normalerweise Droiden ausführten. Doch seit vor einigen Tagen ein paar verlauste Rebellen ihre sogenannte Prinzessin befreit und dabei sämtliche Müllpressen lahmgelegt hatten, funktionierte dort unten gar nichts mehr. Irgendjemand sollte diese Terroristen an die Wand stellen und erschießen, fand Theobraxl.

Den restlichen Vormittag verbrachte er damit, Essensreste und Altmetall zu sortieren und auf ein Fließband zu legen. Geradezu mechanisch legte er zwischen jeden Haufen einen Gebrauchtwarentrenner und verweilte in Gedanken bei den zahlreichen Methoden, einen Rebellen zu foltern. Sein Onkel war in der Verhör-Einheit, er kannte sich damit aus. Als der Gong zur Mittagspause ertönte, schreckte Theobraxl regelrecht zusammen und ließ ein zerschossenes Stück Plastahl scheppernd zu Boden fallen.

An das Essen auf dem Todesstern würde er sich vermutlich nie gewöhnen, dachte Theobraxl, als er seinen Helm abgenommen hatte und einen Blick auf die grüne Pampe warf, die Erbsensuppe sein sollte. Sie unterschied sich nicht wesentlich von dem, was er eben noch als Abfall sortiert hatte.

„Bäh, Braxi, du stinkst!“ beschwerte sich sein Tischnachbar. „Wie ein Filzpilz.“

„Wie was?“ fragte Theobraxl nach, obwohl er wusste, dass das ein Fehler war.

„Hast du noch nichts davon gehört?“ wunderte sich ein anderer Soldat einige Plätze weiter. „Geht gerade rum, ganz fiese Krankheit.“ Er schüttelte sich vor Ekel und fügte dann hinzu: „Und hochansteckend.“

Theobraxl machte nur „pfff“, weil solche Gerüchte ständig kursierten. Erst letzte Woche hatten sie wundersamerweise alle eine angebliche Lupus-Epidemie überlebt. Er wollte demonstrativ einen Löffel voll Suppe essen, doch als er die puddingartige Masse im Mund hatte und sich seine Zunge plötzlich verdächtig filzig anfühlte, kroch Übelkeit seinen Hals nach oben. „Ich muss mal aufs Klo“, presste Theobraxl hervor und verließ fluchtartig die Kantine. Dass er seinen Helm liegengelassen hatte, sollte ihm erst später, in einer ziemlich unangenehmen Situation, auffallen.

Zunächst aber suchte er ein Klo und hatte damit nicht sehr viel Erfolg. Theobraxl konnte nicht ahnen, dass das vermeintliche Fehlen sanitärer Anlagen auf dem Todesstern Jahre später ein beliebter Witz unter Rebellen werden sollte. Natürlich gab es auf dem Todesstern Toiletten! Das Problem war, dass die Architekten ein furchteinflößendes Gesamtkunstwerk hatten schaffen wollen, und in dieses Konzept passten Toiletten ebenso wenig hinein wie Mülleimer oder Seifenspender. All das gab es – es war nur gut versteckt. So gut, dass man bisweilen stundenlang suchen musste.

Theobraxl fand unterdessen schon nach einer halben Stunde etwas völlig anderes: ein Sonnenblumenfeld. Er ahnte nicht, dass seine Exekution damit bereits beschlossene Sache war, denn das Imperium konnte natürlich nicht zulassen, dass Außenstehende erfuhren, dass der Todesstern mit Biodiesel betrieben wurde. Das war nicht das Image, dass sie nach außen transportieren wollten.

Doch plötzlich wurde der Todesstern im Innersten erschüttert. Der Boden unter Theobraxls Füßen bäumte sich auf, Sirenengeheul dröhnte aus allen Lautsprechern, und in der Ferne konnte er gedämpft Explosionen hören. Er war heute wahrlich mit dem falschen Fuß aufgestanden, dachte er zerknirscht. Erst verschlief er den Dienstbeginn und musste zur Strafe Müll sortieren, und nun griffen auch noch die Scheißrebellen an. Schlimmer ging’s doch echt nicht mehr!

In diesem Augenblick knackte es im Bordlautsprecher und eine angenehme Frauenstimme säuselte: „Senk ju vor träwelling with Todesstern.“

Theobraxl griff nach seinem Komgerät, um sich Befehle zu holen, als ihm mit Entsetzen auffiel, dass er keinen Helm trug. Er wollte gerade zur Brücke rennen, als … BOOM!