Schreibstube | KW02

Er öffnete ein paar Türen und fand schließlich die Bibliothek des Hauses, eine recht fadenscheinige Entschuldigung für miese Beleuchtung und ausgetretene Orientteppiche. Aber er war sich sicher, dass diese Räumlichkeit Arwels Ansprüchen eher genügte und breitete einladend die Arme aus. Mit einem Nicken wackelte sie an ihm vorbei in die Bibliothek. „Ich hab übrigens keine Unterwäsche an.“

Nachdem ich letzte Woche darüber berichtet hatte, dass ich Arwels und Quintus’ Ausflug in die sprichwörtliche Besenkammer vorerst in der jugendfreien Variante geschrieben habe, kam sogleich die Anmerkung einer Freundin und Betaleserin, dass sie sich eine nicht jugendfreie Version aus meiner Feder gar nicht vorstellen könne. Und ich wollte darauf spontan erwidern: Ich auch nicht.

Sexszenen sind ein Problem. Die Autoren, die so was gut schreiben können, kann man vermutlich an einer Hand abzählen, der Rest von uns blamiert sich nur. Es ist schwer, den richtigen Ton zu treffen, sich nicht in allzu anatomischen Details zu verlieren, die blumigen Metaphern zu vermeiden, aber explizit genug zu bleiben, damit der Leser auch nachvollziehen kann, dass etwas passiert. Sol Stein formulierte es in “Über das Schreiben” so: “Manche Leute […] haben nie begriffen, dass die mechanistische Beschreibung des Liebesaktes einen Menschen, der dem Pubertätsalter entwachsen ist, meist nicht mehr sonderlich erregen kann.” Anders als beim Film kann man beim Schreiben keinen Weichzeichner und schmalzige Musik drüberlegen, Worte sind gnadenlos.

Ihren Reiz bezieht eine Liebesgeschichte grundsätzlich aus der Spannung, bevor irgendetwas passiert. Das funktioniert gewiss nicht ewig, aber alles andere ist nun mal wenig mehr als Porno. Dabei will ich nicht sagen, dass ich es generell ablehne, solche Szenen zu schreiben (obwohl ich es bisher nur einmal getan habe, und selbst da sehr zaghaft und andeutungsweise), aber es muss um mehr gehen, um Gefühle und geheime Gedanken, um Unausgesprochenes zwischen den Protagonisten.

Bei Arwel und Quintus ist der erschwerende Faktor nicht die Tatsache, dass sie Elfe und Vampir sind, sondern dass sie bereits ein Paar sind und für einen Quickie in die Bibliothek verschwinden, der für ihre Beziehung keine tiefere Bedeutung hat. Tatsächlich ist Arwel einfach nur gelangweilt und ein bisschen angetrunken. Falls es jemanden tröstet, es wird in diesem Band eine Sexszene geben, aber nicht mit Quintus. Und sie wird eine komplette Story umfassen, womit ich der Verzögerungstaktik dann wohl die Krone aufsetze.

Cocktail für eine Leiche
Detektelfe Arwel 2, Story Nr. 1
Seite 14 (+ 2 Seiten)