Der Kunde ist König – bis er bezahlt hat

Über die Psychologie des perfekten Einkaufserlebnisses wurde schon viel philosophiert. Wir kennen längst den Trick mit der Parfümabteilung am Eingang des Kaufhauses, die uns mit schönen Düften ins Innere locken soll. Die Regel, dass die Regale nur so hoch sein sollten, dass auch kleine Menschen problemlos alle Produkte erreichen können, wird meistens nicht ganz so genau genommen. Und was das Fließband vor der Kasse zu lang ist, ist es danach zu kurz. Oder gar nicht erst vorhanden. Es ist eine Tendenz, die seit Jahren zu beobachten ist und nun offenbar ihren Höhepunkt erreicht hat. Egal, ob Supermarkt oder Drogerie, überall wird man dazu eingeladen, seinen umfangreichen Einkauf gemütlich aufs Band zu legen, doch wer nicht zu zweit unterwegs ist oder einfach alles notdürftig in den Einkaufswagen wirft (verdammt, man hätte wohl doch einen nehmen sollen!), der wird sogleich zum Hindernis für den gesamten Kassiervorgang. Denn sobald ich das Geld überreicht habe, soll ich gefälligst verschwinden, damit der nächste Kunde bedient werden kann. Blöd nur, mein ganzer Krempel steht ja noch rum. Ich bin keine Psychologin, doch mein gesunder Menschenverstand sagt mir, dass ich als Kunde nur solange erwünscht bin, bis ich meinen Einkauf bezahlt habe. Wieso ist das so? Und wieso scheint sich dieses Phänomen nur immer noch zu verstärken? In einen Laden, in dem ich so behandelt werde, gehe ich nicht gerne. Wenn es sich vermeiden lässt, nie wieder. Mal im Ernst, ich kann auch die zwanzig Sekunden warten, bis der Kunde vor mir seinen Einkauf im Wagen verstaut hat. Und ich habe übrigens volles Verständnis für alle, die den Betrieb aufhalten, indem sie ihre Cent-Stücke zusammensuchen, weil man sonst ganz schnell in ihnen ertrinkt. Manchmal mache ich das mittlerweile auch, und sei es auch nur, um die Person an der Kasse zu ärgern …