Star Trek: Picard | Nepenthe (1×07)

„Her capacity to trust was a flaw in her programming.“

Picard bringt Soji zu zwei alten Freunden. Rios und seine Crew versuchen, den Romulanern zu entkommen. Spoiler!

You’re in trouble – how bad?

Picard und Soji erreichen Nepenthe, wo sie von Riker, Troi und deren gemeinsamer Tochter Kestra willkommen geheißen werden. Vor allem zu Kestra entwickelt Soji eine enge Beziehung, während Picard langsam einsieht, dass sein Plan nie besonders gut durchdacht war. Währenddessen versucht Rios, Narek abzuschütteln, der ihnen so hartnäckig folgt, dass der Captain vermutet, die Romulaner könnten Raffi mit einem Tracker versehen haben. Im Borg-Kubus versucht Narissa, Hugh zum Reden zu bringen.

Fanservice der besten Sorte

Ja, seien wir ehrlich, „Nepenthe“ war zu weiten Teilen eine reine Wohlfühl-Episode. Und tatsächlich war mir bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht klar, wie sehr mir die Crew der Enterprise eigentlich gefehlt hat. Den nötigen Ausgleich für die heile Welt der Riker-Trois bieten dann die zwei anderen Plots, von denen der auf der La Sirena ein bisschen ärgerlich war (dazu gleich mehr), während Hughs Tod an dieser Stelle vor allem unnötig wirkt.

Soji: „Why would Data want to make an android with mucus and saliva?“
Kestra: „Well, he was always trying to be more human. He could do all these amazing things, but all he ever really wanted to do was, like, have dreams and tell jokes and, like, learn how to ballroom dance.“

Riker und Troi rücken Picard den Kopf zurecht

Bleiben wir aber zunächst auf dem titelgebenden Planeten Nepenthe. Man kann sich ja des Eindrucks nicht ganz erwehren, dass Riker und Troi dort ganz allein wohnen, was schon ein bisschen absurd wirkt. (Zumal sie bei der Sternenflotte doch eigentlich nie Geld verdient haben, oder? Wovon haben die sich so ein riesiges Grundstück gekauft?) Wie auch immer, sie leben dort glücklich in den Tag hinein, backen Pizza und erziehen ihre Tochter Kestra. Eskapismus pur, ich gebe zu, ich war ein bisschen neidisch.

Doch das Schöne ist, dass diese drei Menschen noch immer eine enge Freundschaft verbindet. Eng genug, dass sowohl Troi als auch Riker Picard nett aber deutlich zu verstehen geben, dass er den einen oder anderen Fehler gemacht hat, als er so undurchdacht eine Rettungsaktion gestartet hat. Denn er mag Soji fürs Erste aus der Schusslinie geholt haben, was aber darüber hinaus aus ihr wird, hat er nie zu Ende gedacht. Genauso wenig, was mit ihrer Heimatwelt und den potenziellen weiteren Androiden geschieht, wenn die Romulaner erst dort eintreffen.

Picards neue Crew ist völlig überfordert

Unter diesem Gesichtspunkt wirkt überhaupt alles an dieser Mission geradezu lachhaft unvorbereitet. Eine Handvoll Leute, die sich kaum kennen, gegen den gesamten Zhad Vash? Zumal, wie Picard selbst mit gewisser Ironie feststellt, seine zusammengewürfelte Crew nicht einmal ansatzweise mit dem zu vergleichen ist, was er von der Sternenflotte gewohnt ist. Rios, Raffi, Jurati – sie alle haben Altlasten. Elnor vielleicht noch am wenigsten, aber der hat sich dafür bisher auch nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert.

Vor allem aber scheinen sie alle nicht die geringste Vorstellung davon zu haben, worauf sie sich da eingelassen haben. (Außer Raffi vielleicht, aber sie ist viel zu kaputt, um in der Hinsicht eine allzu große Hilfe zu sein.) Dass Jurati Maddox töten konnte, ohne dass es irgendwem komisch vorkommt, ist bezeichnend dafür. Ebenso, dass Rios eher Raffi verdächtig als Jurati, was mir den Mann nicht unbedingt sympathischer macht. (Betthäschen schlägt alte Freundin, die ihm gerade erst ihr Herz ausgeschüttet hat?)

Riker: „So? What are they like, this new crew of yours?“
Picard: „Well, I would have to say they are decidedly motley. There’s been nothing but drama since we left Earth orbit. And I’m told, it’s been continuing since I saw them last. They they seem to be carrying more baggage than all of you ever did. But then I’m not the one to talk.“

Juratis Motivation

Und Jurati? Die merkt so langsam, dass sie knietief in der Scheiße sitzt. Was Commodore Oh ihr gezeigt hat, weiß ich immer noch nicht, es waren nur zusammenhanglose Szenen, die viel zu schnell geschnitten waren. Und so furchtbar das auch sein mag, was Jurati da gesehen zu haben glaubt, es erklärt meiner Meinung nach noch immer nicht, dass sie sich einen Mord hat befehlen lassen. Zugegeben, durch die Geistesverschmelzung ist eine Gehirnwäsche noch immer nicht gänzlich ausgeschlossen, aber die ganze Erzählweise deutet für mich darauf hin, dass das ihre freie Entscheidung war – auf Basis dessen, was sie von Oh erfahren hat.

Das Ärgerlichste überhaupt ist die Inkonsistenz bei den Hologrammen auf der La Sirena. Anfangs sind die alle Nase lang aufgetaucht, und dann auf einen Schlag einfach gar nicht mehr. Das medizinische Hilfsprogramm ward nach Maddox’ Tod nie wieder gesehen, und das ist umso seltsamer, als es damals sogar schon aktiviert wurde, als Jurati nur eine erhöhte Herzfrequenz hatte. Jetzt muss sie erst mit Schaum vorm Mund am Boden liegen, bevor das Programm reagiert.

Bitteres Ende für Hugh

Zu den Geschehnissen im Borg-Kubus gibt es nicht mehr allzu viel zu sagen. Es ist einfach schade, dass Hugh für die Story geopfert wurde. Und ich vermute, denen unter uns, die ihn noch aus „Star Trek: Das nächste Jahrhundert“ kennen, tut das sogar ein bisschen mehr weh. Vor allem aber zeichnet es kein sehr schmeichelhaftes Bild von Elnor, der trotz seiner Ausbildung offenbar nicht in der Lage ist, den ältesten Trick der Welt zu durchschauen. Hey, wir sind doch Ehrenleute, lass uns mit den Fäusten kämpfen. Oh Mann!

Nepenthian Notes

• Mal ein gänzlich anderer Beitrag zum Thema Consent bzw. Fehlen desselben: Commodore Oh fragt nicht um Erlaubnis, bevor sie ihren Geist mit Juratis verschmilzt.
• Falls euch der Name Kestra auch so bekannt vorkam: So hieß Trois Schwester, die starb, als sie selbst noch ein Baby war. Troi erfuhr erst in der TNG-Folge „Ort der Finsternis“ (Staffel 7) von ihr. Und Thaddeus geht wohl auf einen Vorfahr Rikers zurück, der von Q in der Voyager-Folge „Todessehnsucht“ gerettet wurde.
• Apropos, Lulu Wilson ist großartig als Kestra. Von ihr möchte ich unbedingt mehr sehen!
• Ich habe beschlossen, Juratis Kommentar zum Kometen, der sich als Gormagander entpuppt, als Hommage an „Das Imperium schlägt zurück“ zu verstehen.
• Woher kam eigentlich der Chip, mit dem Elnor die Fenris Ranger ruft?
• Bunnycorns. 🙂

4 ½ von 5 wilden Bananen des Waldes.

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