ZSSD | Review: God of War 2018 – Alleinerziehende Götter haben es schwer

„Look, I get it. You hate the gods, ALL gods. It’s no accident that includes yourself. And it includes your boy, don’t you see that? He feels that! He can’t help what he is.“

Worum geht es?

Kratos, ein spartanischer Heerführer, verschreibt seine Seele dem Kriegsgott Ares im Gegenzug für eine mächtige Waffe und den Sieg über seine Feinde. Es kommt, wie es kommen muss, und die plötzlich verliehene Kraft macht ihn gierig und skrupellos. Auf seinem blutigen Feldzug tötet er auch Unschuldige und, ohne es zu wissen, auch seine eigene Frau und sein Kind. Erst dann begreift er, dass Ares ihn benutzte und er sich so Göttin Athene zur unerbittlichen Feindin gemacht hat. Der Tod seiner Familie war ihre Rache für seine Mordlust.

Das 2006 erstmals in Deutschland erschienene Third Person Spiel God of War des Entwicklers Santa Monica Studio war der Beginn einer Spieleserie rund um Kratos‘ Versuch, seine Untaten damit zu sühnen, dass er seine Wut gegen die Götter selbst richtet. Was selbstredend in blutige Gemetzel gegen übergroße Gegner in archaischer Kulisse ausartet.
2018 jedoch erschien ein neues Spiel der Reihe, erneut nur God of War genannt, das jedoch einen leicht anderen Weg einschlägt als die Vorgänger.

Kratos hat es inzwischen aus der Welt der griechischen in die der nordischen Mythologie verschlagen, und eigentlich lebt er zurückgezogen mit seiner Frau Faye und seinem Sohn Atreus in einer Blockhütte im Wald. Doch dann stirbt Faye, und sie hinterlässt einen letzten Wunsch: Ihr Körper muss auf einem Scheiterhaufen aus bestimmten Baumstämmen verbrannt, ihre Asche dann auf dem höchsten Gipfel der Welt verstreut werden.
Mit dem Fällen eines besonderen Baumes wird allerdings dann der Schutzkreis um die Hütte aufgehoben, sodass die nordischen Götter selbst auf Kratos aufmerksam werden. Auf seinem Weg auf den Gipfel begegnen ihm dann mehr und mehr von ihnen, und sie sind keinesfalls nur erfreut darüber, den griechischen Gott des Krieges in ihrer Welt zu wissen.
Auf seinem Weg begleitet ihn sein Sohn Atreus, und so grimmig und abweisend Kratos als Charakter ist, so schwierig ist seine Beziehung zu ihm. Er ist als Krieger und Mörder einfach kein gutes Vatermaterial. Und Atreus, eben zur Halbwaise geworden, ist mit seinen circa 10 Jahren auch dem Alter entwachsen, in dem man seinem Vater alles glaubt und nie an ihm zweifelt.

Wie ist es?

Ich war nie großer Fan der Serie, aber der letzte Ableger ist gerade wegen seiner Vater-Sohn-Beziehung spannend. Hat Kratos bislang alles allein mit sich ausgemacht, so ist er jetzt für ein weiteres Leben verantwortlich. Man merkt ihm an, dass ihm die Aufgabe Angst macht und beinahe unendlich nervt, denn Atreus ist kein folgsames Kind. Auch wenn er seinem muskelbepackten Vater nicht oft offen widerspricht, so spürt man seinen Widerwillen in seinen Kommentaren, die er mit all dem trotzigen Zynismus eines Zehnjährigen hier und da fallen lässt. Nur nach und nach bessert sich das Verhältnis, und der Vater versteht, dass sein Sohn langsam alt genug ist, seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Zumal er als Sohn eines Gottes ohnehin kein gewöhnliches Kind ist.

Die Spielemechanik unterstützt diese Beziehung darin, dass Atreus für das Weiterkommen oft wirklich hilfreich ist. Ausgerüstet mit einem magischen Bogen steht er Kratos im Kampf bei, er kann durch enge Öffnungen schlüpfen und z.B. Türen von der anderen Seite öffnen. Und er erfüllt die Welt mit seinem kindlichen Staunen und seinem Idealismus. Wo Kratos nur den letzten Willen seiner Frau erfüllen und dann nichts wie zurück nach Hause will, möchte Atreus den Wesen, denen er begegnet, helfen. Dabei zieht er seinen Vater im Schlepptau mit sich, und der Spieler erlebt sehr viel mehr, als wenn er nur dem grimmig dahinstapfenden Kratos gefolgt wäre.
God of War schafft es, dass man den Kleinen langsam ebenso liebgewinnt, wie sein Vater es tut. Auch Kratos merkt man nach und nach an, dass er sich um sein Kind sorgt, auch um dessen Meinung von ihm selbst. Er hat in seiner Vergangenheit Schlimmes getan, von dem Atreus unter keinen Umständen wissen soll. Doch natürlich kann er es nicht sehr lange verbergen, wenn bald die halbe nordische Götterwelt hinter ihm her ist.

Was kommt danach?

God of War endet in einem Cliffhanger. Größere Zusammenhänge und Prophezeiungen, Kratos und Atreus betreffend, werfen ihre Schatten voraus, daher ist eine Fortsetzung unvermeidlich.
Auch weil Atreus sehr viel mehr ist, als er zunächst zu sein scheint. Wie er das über sich herausfindet, wie Kratos damit umgeht und wie sich sein Schicksal, das ihm als äußerst tragisch vorausgesagt wurde, entwickelt, das werden die Entwickler sicherlich genauso spannend, farbenfroh und vielseitig verpacken, wie es beim Vorgänger der Fall war. Einigen unbestätigten Gerüchten nach könnte das alte Ägypten mit seiner vielfältigen Sagen- und Götterwelt die neue Kulisse werden. Ich bin gespannt!