Kram & Zeugs | November 2022

„Trotzdem ist Einkaufen mittlerweile echt so eine Übung, wo du dich jedes Mal fragst, was wirst du heute nicht kriegen?“ (aus meinem Tagebuch)

Es weihnachtet schwer

Kommenden Sonntag ist der erste Advent, daher erkläre ich hiermit die Vorweihnachtszeit offiziell für eröffnet. Für mich schon immer die schönste Zeit des Jahres, durch die Einschränkungen der letzten Jahre heute vielleicht sogar noch mehr. Ich will einfach jede einzelne Minute auskosten, und das heißt nicht nur, dass pünktlich am Sonntag der Weihnachtsbaum steht, nein, ich habe auch wieder eine ansehnliche Sammlung an Adventskalendern angehäuft.
Dieses Jahr gibt es drei Tee-Kalender, einen mit Schokolade und ein Postkartenbuch zum Ausmalen. Über Letzteres dürft ihr als Auswuchs der Achtsamkeitskultur gerne lachen, die drei Tee-Adventskalender möchte ich allerdings erklären. Es ist nämlich so, dass mittlerweile in einem Großteil der Teesorten teils viel Ingwer ist, was ich nicht nur nicht mag, sondern mir auch Verdauungsprobleme bereitet (um es mal diplomatisch auszudrücken). Meine Überlegung lautet daher: Selbst wenn in allen Kalendern dreißig Prozent Ingwertees sind, habe ich bei drei Packungen sehr wahrscheinlich trotzdem täglich zwei trinkbare Tees. Unschlagbare Logik, oder?

Serien-Roulette

Beginnen wir mit den guten Nachrichten: „Sandman“ wurde nach zähen Verhandlungen um eine Staffel verlängert. Wie genau diese aussehen wird, welche Geschichten der Vorlage sie adaptiert oder auch nur die Anzahl der Folgen, das alles ist freilich noch völlig offen. In jedem Fall darf man davon ausgehen, dass Netflix viel daran liegt, die Serie zu behalten, da sie eine der wenigen großen ist, die dem Streamer noch geblieben sind. Gar nicht auszuschließen, dass man sich hinter den Kulissen gegenüber Warner Bros. Discovery sogar schon für mehr als nur eine weitere Staffel verpflichten musste.
Letzten Endes ist das ganze Hickhack der Fusion von Warner Bros. und Discovery geschuldet, die dazu geführt hat, dass gerade vielerorts der Rotstift angesetzt wird. Eines der prominentesten Opfer: „Westworld“. Zugegeben, auch ich hatte ein gespaltenes Verhältnis zur vierten Staffel, die gleichzeitig aber auch einige der spannendsten Ideen der letzten Jahre präsentierte. Das wirklich Bittere ist, dass die fünfte Staffel ohnehin die letzte werden sollte, was auch erzählerisch durchaus Sinn gemacht hätte. Stattdessen reiht sich „Westworld“ nun in die lange Reihe von Serien ein, die mit einem Cliffhanger enden.
Apropos Cliffhanger (ein Thema übrigens, zu dem ich euch sehr bald noch etwas erzählen werde), eine weitere Serie, die offen endet, ist „Fate: The Winx Saga“. Nicht, dass mich das in Verzweiflung stürzt, meine Einstellung zu der Serie möchte ich gerne als distanziert amüsiert beschreiben. Aber es passt irgendwie zu meinem Eindruck, dass Netflix schon bei der zweiten Staffel keine rechte Lust mehr hatte. Kaum Werbung, kein Rückblick, und in der Folge eben auch wenig Beachtung.
Da bleibt einem angesichts von Henry Cavills Rückzug von „The Witcher“ fast nur noch ein müdes Kopfnicken übrig. Über die Gründe wird jetzt natürlich fröhlich spekuliert, wenn man sich jedoch die zunehmend „woke“ Agenda von Netflix ansieht, unter der gute Geschichten begraben werden, braucht man eigentlich nicht weiter zu fragen. Erschreckend ist für mich eher, dass man anscheinend wirklich glaubt, dass sich die Probleme mit einem neuen Hauptdarsteller lösen lassen. Das zeigt, dass Netflix nichts verstanden hat.

Der November in Bildern

Die unerwartete Filmperle

Gestern hab ich spontan „My Policeman“, zu Deutsch „Der Liebhaber meines Mannes“ geschaut und bin irgendwie immer noch sprachlos. Man hat ja oft das Gefühl, dass heute jeder Film auf Teufel komm raus queere Themen behandeln muss, nur um den Zeitgeist zu bedienen. Da vergesse ich oft, dass es so was auch noch gibt: ehrliche, einfühlsame Liebesgeschichten ohne Agenda oder künstliche Aufreger. Es ist jedenfalls lange her, dass mir zwei Stunden so verdammt kurz vorkamen. Harry Styles und vor allem David Dawson sind atemberaubend, und ohne jetzt deren sexuelle Präferenzen im echten Leben zu kennen … scheiße, die Chemie zwischen den beiden ist der helle Wahnsinn. Großartiger Film. (aus meinem Tagebuch)