Musikgeschichten #4

Freddie Mercury
Love kills
1984

Womit wir schon wieder bei einer Legende im Musikbusiness wären. Ich gebe zu, ich bin kein ausgesprochener Fan von Freddie Mercury oder Queen, einige Sachen mag ich, viele andere nicht, und tatsächlich wurde mir die Existenz der Band wie üblich zu spät bewusst, als Mercury bereits tot war. (Das Drama der späten Geburt, das passiert mir echt ständig.)

“Love kills” ist kein besonders bekannter Song von Freddie Mercury, zumindest habe ich ihn nie im Radio gehört, und wäre ich nicht so ein Science-Fiction-Geek, er wäre mir wohl niemals begegnet. So aber beginnt die Geschichte irgendwann in den frühen 1990ern, als ich mich mitten in der Pubertät befand und von “Star Wars” besessen war. Mein Vater versuchte monatelang, mich dazu zu überreden, mir einen dubiosen Film namens “Metropolis” anzusehen, doch die Worte Schwarz-Weiß und Stummfilm in einem Satz ließen mich schaudern. Irgendwann aber gab ich genervt auf und setzte mich vor einen Film, von dem ich überzeugt war, dass er langweilig und blöd ist. Ich spreche bis heute gern vom “Metropolis”-Effekt, wenn ich mich erst weigere, mir einen Film anzusehen, und ihn anschließend liebe.

Was hat das nun aber mit Freddie Mercury zu tun, werdet ihr fragen. Ganz einfach, der Komponist Giorgio Moroder beschloss Anfang der 1980er, “Metropolis” sei ein viel zu genialer Film, um ihn einfach so in den Katakomben irgendeines Filmmuseums verstauben zu lassen. Deshalb nahm er das arg verstümmelte Material (damals hatte man nur noch knapp 80 Minuten von den ursprünglich 150), ließ die Bilder stimmungsvoll einfärben und bat einige Musiker, einen flotten Soundtrack dazu zu machen. “Love kills” schrieb Mercury zusammen mit Moroder, der ihm im Gegenzug erlaubte, Szenen aus “Metropolis” für das Queen-Video “Radio Ga Ga” zu verwenden.

Der Soundtrack zu dieser Fassung von “Metropolis” war die erste CD, die ich mir in meinem Leben kaufte. (Etwas, worauf ich mir noch heute einiges einbilde, denn es war eben kein Album einer Boygroup.) Zu einer Zeit überdies, als ich noch nicht mal einen eigenen Player besaß und mir die Scheibe an der Anlage meines Vaters anhören musste. Der Grund für den Kauf war allerdings nicht “Love kills”, sondern “Here’s my Heart” von Pat Benatar. Es brauchte eine ganze Weile, bis sich Freddie Mercury bei mir beliebt machte, doch seither ist das unstrittig mein Lieblingssong auf dem Album.

Übrigens, die 1980er-Fassung von “Metropolis” ist heute eine echte Rarität. Obwohl es sich um einen beinahe eigenständigen Film handelt, der meiner Meinung nach zu Recht neben der restaurierten Fassung existiert, gibt es keine Pläne, ihn jemals auf DVD zu veröffentlichen. Mit ein Grund, warum mir mein Fernsehmitschnitt aus den 1990ern so teuer ist.