Die erste richtige Episode von „Terra Nova“ lässt es ordentlich krachen und schafft es dabei sogar, nicht in die üblichen Klischeefallen zu tappen. Von der Logik wollen wir lieber nicht sprechen, aber das macht die Serie auch irgendwie liebenswert. Spoilerwarnung.
Terra Nova wird von ganzen Heerscharen bisher unbekannter Flugsaurier angegriffen. Während die Soldaten alle Hände voll damit zu tun haben, das Camp abzusichern, versuchen Elisabeth und ihre alte College-Liebe Malcolm herauszufinden, warum die Tiere so hartnäckig sind. Es stellt sich heraus, dass das Camp genau auf ihrem Brutgebiet errichtet wurde, deshalb wird in Windeseile ein Pheromon synthetisiert, das die Flugsaurier weglocken soll. In einer Nebenhandlung versuchen Jim und Elisabeth ihre Ehe nach langer Pause mal wieder zu vollziehen, was von den Flugsauriern erfolgreich unterbunden wird.
Eigentlich wurde mir erst jetzt beim Zusammenfassen der Handlung klar, wie albern der Inhalt klingt, dabei hab ich mich beim Schauen köstlich amüsiert. Die Flugsaurier waren ganz schön beeindruckend, und ich empfand die Folge gewiss nicht zufällig als Hommage an Hitchcocks „Die Vögel“. Außerdem ist den Autoren ein gewisser Sinn für Humor zu attestieren, dass sie einer Handlung um paarungswillige Flugsaurier eine Handlung um die Probleme eines paarungswilligen Ehepaars gegenüberstellen. Immerhin aber finden beide am Ende ein Happyend. Insgesamt eine bessere Folge als nach dem durchwachsenen Pilotfilm erwartet, die Story war nicht vorhersehbar, es gab etliche wirklich guter Wendungen und amüsanter Szenen, und ich vergebe Pluspunkte dafür, dass sie nicht den einfachen Weg gegangen sind, die Tiere alle abzuknallen. Wenn die Serie diesen Stil beibehält, hat sie auf jeden Fall eine Zukunft.
Was nicht heißt, dass es nichts zu beanstanden gibt. Am meisten störte mich eigentlich die Erklärung, warum die Flugsaurier gerade jetzt auftauchen. Malcolm erklärt, dass es Wandertiere sind, die an den Ort ihrer eigenen Geburt zurückkehren, um sich fortzupflanzen. So weit, so gut, das Prinzip kennen wir, aber wie lange existiert Terra Nova jetzt schon? Neun Jahre? Ein Paarungszyklus von neun Jahren erscheint mir ziemlich, ziemlich, also mächtig lang. Die Erklärung an sich ist also clever, aber offenkundig nicht zu Ende gedacht.
Übrigens musste ich ja wirklich lachen, weil mir während der Folge so durch den Kopf ging, dass die Archäologie eine Wissenschaft ist, die verdammt abhängig von Zufällen ist. Und die Siedler von Terra Nova sind abhängig von den Erkenntnissen der Archäologie, was für eine beruhigende Vorstellung. Ich meine, ich spreche hier aus eigener Erfahrung, die Archäologie kann eben nur erfassen, was sie im Boden findet, und wenn sich von einer Tierart keine Überreste erhalten haben, dann wissen wir einfach nicht, dass sie je existiert hat. Es ist also ein gewaltiges Risiko, wenn die Siedler darauf vertrauen, dass sie alle Tiere kennen, die ihnen dort begegnen können. Auf der anderen Seite bin ich nach wie vor der Überzeugung, dass die Tatsache, dass sie eine neue Zeitlinie bevölkern, für Überraschungen sorgen wird. Es kommt mir ein wenig seltsam vor, dass sich ausgerechnet von einer Saurierart, die zu Tausenden, ach was Millionen schwärmt, nicht ein einziges Skelett erhalten haben soll. Was dann wiederum dafür spricht, dass diese Tierart wirklich neu ist. Neu neu sozusagen. Die gab es in der ursprünglichen Zeitlinie nicht.
Bei Josh haben sich die Autoren diese Woche glücklicherweise etwas zurückgehalten. Abgesehen von seinem irgendwie absurden Begehren nach einer Gitarre (Prioritäten, Junge!), hat er zumindest keine Dummheiten angestellt und sich beim Beschützen seiner Geschwister sogar einigermaßen heroisch verhalten. Wobei die Ironie auf Seiten seiner Schwester ist, denn der junge Soldat, den sie anhimmelt, und der eigentlich abgestellt worden war, um sie zu beschützen, wird vom ersten Flugsaurier, der ihm gegen die Birne fliegt, ausgeknockt. Am Ende der Folge fragte ich mich, ob der eigentlich immer noch irgendwo bewusstlos rumliegt, er ward nie wieder gesehen.
Das Survivaltraining war putzig, weil es so herrlich nutzlos klang (Feuer machen, Norden bestimmen, vor Dinos wegrennen?). Dass Malcolm dafür verantwortlich ist, dass die Shannons für Terra Nova ausgewählt wurden, ist ein interessanter Schachzug, er wird diese Ehe sicher auf Trab halten. Lustig auch, dass die Familie offenbar über Nacht Schiebetüren eingebaut hat, denn ich bin mir ziemlich sicher, dass die Zimmer im Pilotfilm noch durch Vorhänge getrennt waren (was mich zu der Überlegung verleitete, ob Sex und Fortpflanzung in der Siedlung eher nicht vorgesehen sind). Skye und Josh müssen als Strafe für ihren Ausflug im Pilofilm übrigens Latrinen putzen, ieuh. Ach, und läuft da was zwischen Taylor und der einen Soldatin, die sich da so liebevoll um seine Verletzungen gesorgt hat? (Ich weiß, das ist eine Science-Fiction-Serie, aber ich steh zufällig auf die Soap-Elemente.)
4 ½ von 5 paarungswilligen Bananen.