Ich beklage mich ständig ja darüber, dass immer gerade die Serien nach einer Staffel abgesetzt werden, die ich mag. Natürlich stimmt das nicht, eine Menge Serien, die ich mag, erleben etliche Staffeln, manche davon auch zu viele. Der Moment, wann man besser aufhören sollte, den verpasst man leider so leicht. Und ich möchte hier nicht mein „Akte X“-Trauma wiederbeleben. Nein, ich möchte heute von einer Serie erzählen, die vor acht Jahren eine Offenbarung war und an ihrem eigenen Erfolg kaputt ging: „House“.
Womöglich sollte ich damit beginnen, dass ich Arztserien vorbehaltlos liebe. Dafür mache ich bis heute meine Eltern verantwortlich, die mich frühkindlich mit der „Schwarzwaldklinik“ prägten. Später wurde ich großer Fan von „emergency room“, die bis heute eindeutig beste Arztserie, und auch „Grey’s Anatomy“ habe ich bis letztes Jahr noch geschaut. Irgendwo dazwischen kam dann „House“, und als ich für die erste Folge einschaltete, wusste ich überhaupt nichts darüber. Es war eine Arztserie, das genügte völlig.
Eine Serie wie „House“ zu beschreiben, ist derweil nicht so einfach. Das Strickmuster einer Folge ist im Grunde immer das gleiche: Patient mit schlimmer Krankheit wird eingeliefert, House und sein Team entwickeln zehn bis zwanzig Theorien, was es sein könnte (es ist niemals Lupus), bringen den Patienten fast um, dann Geistesblitz, Heilung, Abspann. Das allein war es also nie, vielmehr bezog die Serie ihren Reiz aus der Figur von House. Ein grantiger alter Kauz mit einem brillanten Geist und echtem Drogenproblem. Woran der Patient leidet, ist eigentlich egal, neunzig Prozent der Dialoge versteht man als Laie sowieso nicht, aber wie House dazwischen seinen besten Freund Wilson ärgert oder von Cameron angehimmelt wird oder Witze über die Haare von Chase macht, das ist es, was die Zuschauer hielt.
Ich persönlich würde sagen, dass die Serie ziemlich genau mit der sechsten Staffel ihren Zenit überschritten hatte. Es war ein mutiger Ansatz, das Schmerz- und Drogenproblem von House zu thematisieren, weil das in gewisser Weise die Figur definiert, und das brachte einige wirklich grandiose Folgen hervor. Dass er am Ende mit Cuddy zusammenkommt, mit der er sechs Jahre lang geflirtet hatte, wäre ein guter Abschluss gewesen, stattdessen ging es nachfolgend darum, wie er alles unternimmt, um sie wieder wegzustoßen. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr mich die siebte Staffel frustriert hat, es stimmte einfach gar nichts mehr, House war nicht mehr sarkastisch, sondern gemein, und die anderen Figuren wurden zu bloßen Statisten und Stichwortgebern. Ich hörte noch vor dem Finale auf, die Serie zu schauen, ich wollte gar nicht mehr wissen, wie es weitergeht, und daran hat sich eigentlich bis heute auch nichts geändert.
Aber ich schreibe das nicht umsonst in der Rubrik Re:Visited, denn als kürzlich die achte Staffel in Deutschland startete, schaltete ich kurzentschlossen mal ein. Drei Folgen habe ich mir angesehen, und danach musste ich traurig erkennen, dass diese Serie, die einmal so neu und anders war, dass es die nicht mehr gibt. Inzwischen wurde das Ende der Serie bekannt gegeben, doch diese Entscheidung kommt zwei Jahre zu spät.