Moonlight | Fleur de Lis (1×09)

Nach dem irgendwie sinnlosen Abstecher letztes Mal, beschäftigen sich Mick und Beth nun wieder mit der Frage, ob Morgan Coraline ist oder nicht. Zu diesem Zweck heftet sich Mick an ihre Fersen, während Beth undercover ermittelt und vor Eifersucht schier zergeht. Spoiler!

Beth überredet Mick, etwas Zeit mit Morgan zu verbringen, um herauszufinden, ob sie nicht vielleicht doch Coraline ist. Er engagiert sie daraufhin als Fotografin, um eine untreue Ehefrau zu überführen, was schnell verdientes Geld ist. Doch dann bekommt Mick Skrupel, weil er glaubt, sein Auftraggeber könnte die Frau umbringen, wenn sich sein Verdacht bewahrheitet. Unterdessen ermittelt auch Beth in Morgans Wohnung und dem Strandhaus, das Coraline gehörte. Sowohl Mick als auch Beth erliegen jeweils einem großen Irrtum.

Das ist genau die Folge, die ich nach „The Ringer“ erwartet hatte, und sie wäre vielleicht sogar noch einen Hauch besser gewesen, wenn wir nicht schon gewusst hätte, dass Morgan Coraline ist. Pluspunkte gibt es außerdem allein schon dafür, dass diesmal kein Vampirverbrechen aufgeklärt werden musste, sondern sich ein vermeintlich eindeutiger Fall von Ehebruch als astreines Mordkomplott entpuppt, auf das sowohl Mick als auch Morgan reinfallen.

Im Grunde ist es ganz interessant, wie unterschiedlich Mick und Beth darauf reagieren, dass Morgan Coraline ist. Beth steigert sich geradezu hinein, vielleicht auch, weil sie nur Bruchstücke der Geschichte kennt und sich den Rest aus ihrer fragmentarischen Erinnerung zusammenreimt. Die Angst, die sie nie hatte, weil sie unterbewusst Micks Nähe immer gespürt hat, wandelt sich nun in Wut. Was mit Mick geschieht, ist dagegen nicht so leicht zu durchschauen. In „The Ringer“ trieb ihn die Vorstellung, Coraline könnte überlebt haben, noch schier in den Wahnsinn, doch je länger er mit Morgan zusammenarbeitet, desto mehr überlagert die Anziehung diese anderen Gefühle. Und als er schließlich die Gewissheit hat, dass sie es wirklich ist, scheint er all das Leid vergessen zu haben, das sie verursacht hat. Josef sagte an einer Stelle, Coraline sei wie eine Sucht, von der Mick nicht loskam, und genau diesen Eindruck hat man in dieser Folge. Mick fühlt sich magisch von ihr angezogen, und dass sie offenbar ein Mittel kennt, wieder menschlich zu werden, lässt ihn jegliche Vernunft vergessen.

Wussten wir eigentlich schon, dass Coraline Kurtisane am Hof war? Was ich allerdings kein bisschen verstanden habe, ist, warum sie damals solche Frauen mit einem Fleur de Lis gebrandmarkt haben sollen. Die Ritterlilie ist ein Symbol der Reinheit und Unschuld, also das ganze Gegenteil von dem, was Kurtisanen verkörpern. Das macht so ein bisschen den Eindruck, als hätten sie da nicht ordentlich recherchiert, sondern einfach ein Symbol genommen, das ihnen grad gefiel. Das oder mir entgeht hier entschieden die Ironie.

Blanc comme le lis. Micks fast schon entsetzter Blick, als Morgan sich was zu essen bestellt, ist unbezahlbar. Nach allem, was wir über Coraline wissen, ist Morgan irgendwie so gar nicht wie sie, sie ist viel lustiger, und den Gegensatz finde ich hochspannend. Eigentlich wollte ich schreiben, dass es schon blöd ist, wenn man besser hört als das teure Mikro, aber Micks Gehör ist offenbar auch nicht mehr das, was es mal war. Beth sieht sich in Morgans Wohnung um, sie weiß ja, wie es dort aussehen müsste, wenn sie ein Vampir wäre. Und sie geht zu Josef, um die Dinge herauszufinden, die Mick ihr verschweigt. Seine Vorstellung von Romantik ist ausgesprochen … Josef. Die Off-Kommentare stammen diesmal nicht von Mick, sondern von Beth, das ist interessant, bringt uns aber ausgerechnet diesmal um Einblicke in Micks Gefühlswelt.

4 ½ von 5 tätowierte Bananen.

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