Ein letztes Mal nehme ich eine Folge „Falling Skies“ für euch auseinander, werfe einen Blick auf die gesamte Staffel und die Möglichkeiten, wie die Serie fortgesetzt werden könnte. Und das ist die Spoilerwarnung!
Weaver und Pope starten ein Ablenkungsmanöver für die Espheni, während Tom mit Cochise und Dr. Kadar die Volm-Waffe auf den Tower von Boston abfeuert. Die Mission glückt, und die Menschen sind in Feierlaune, doch schnell zeigt sich, dass die Volm doch ein bisschen zu gut waren, um wahr zu sein. Sie wollen die Menschen nach Brasilien bringen, wo sie in Sicherheit sind, während sie den Krieg gegen die Espheni allein beenden. Tom will das nicht hinnehmen und stellt sich dem Commander der Volm, um ihn von den Stärken der Menschen zu überzeugen.
Joa. So viel dazu, ne. Ich weiß nicht, wer bei dieser Serie die große Planung macht, also den Storybogen einer Staffel entwirft, aber ich denke, wir können demjenigen hiermit bescheinigen, dass er kläglich versagt hat. Wir haben uns ewig an sinnlosen Nebenplots aufgehalten und sogar eine komplette Episode mit Traumsequenzen gehabt, und dann sprengen die den Tower in den ersten acht (!!!) Minuten dieser Folge in die Luft. Der ganze nachfolgende Konflikt kann den Spannungsbogen dann natürlich nicht halten, so dass das Finale komplett absackt und zum Schluss einen Cliffhanger liefert, der geradezu niedlich harmlos anmutet. Immerhin, man kann hier eine Zäsur bemerken, so dass die nächste Staffel theoretisch ganz anders aussehen kann.
Was aber viel schlimmer als die fehlende Spannung ist, ist die Tatsache, dass uns „Falling Skies“ eine Diktatur präsentiert, die mitnichten von den Volm ausgeht. Erinnern wir uns an die erste und zum Teil auch an die zweite Staffel, so war ein wichtiges Thema immer wieder die konfliktreiche Union aus Militär und Zivilisten. Nun haben wir die dritte Staffel, ein großer Sieg ist bereits gelungen, da bieten die Volm an, dass sie sich um die Espheni kümmern, während die Menschen in relativer Sicherheit ihr Leben neu sortieren können. Klingt doch eigentlich nett, oder? Wie Tom und auch Weaver auf Umschreibungen wie „Gefängnis“ oder „Konzentrationslager“ kommen, ist mir ein echtes Rätsel, denn mit keinem Wort wurde angedeutet, dass die Volm etwas anderes für die Menschen wollen als ihre Sicherheit. Wahrscheinlich haben sie ganz andere Möglichkeiten der Kriegsführung, bei der die Menschen eher im Weg stehen würden, insofern ist ihr Ansinnen nicht ganz abwegig. Das Schlimmste aber ist, dass keiner der Anführer der Menschen auch nur auf die Idee kommt, mal die große Masse zu fragen. Tom entscheidet, er will nicht in Brasilien in der Hängematte liegen, also haben das all die anderen Zivilisten gefälligst auch nicht zu wollen. Wenn wir hier Unterdrücker suchen, dann sind es Leute wie Tom oder Weaver.
Auf die Staffel zurückblickend, muss man wohl sagen, sie hat das Finale bekommen, das sie verdient hat. Spannung kam nicht ein einziges Mal auf, es wurde viel herumgeeiert, einige Handlungen verliefen komplett im Sand (was ist eigentlich mit den Picketts passiert?), schauspielerisch haben wir einige echt schaurige Tiefpunkte erlebt. Bereits eine Weile ist bekannt, dass es eine vierte Staffel geben wird, inzwischen wurden sogar zwei Folgen mehr bestellt, doch man möchte fragen, wo soll das hinführen? Nachdem Tom seinen Willen bekommen hat und die Menschen nun wieder „on the road“ sind, stehen wir praktisch wieder am Anfang der Geschichte. Was soll da noch kommen? Selbst wenn man den jahrzehntelangen Konflikt zwischen Espheni und Volm beleuchten wollte, kann man das nicht zum Mittelpunkt der Geschichte machen, denn das wäre eine völlig andere Serie (wenn auch vielleicht die spannendere Alternative). Und gerade charakterlich sehe ich kaum noch Ausbaumöglichkeiten, Tom ist Messias, und seine superschnell zum Schulkind gereifte Tochter, die übrigens doch noch lebt, hat jetzt Wunderkräfte.
Brazilian Notes. Wie viel Zeit auch immer zwischen dieser und der letzten Folge vergangen ist, Dr. Kadar kann jetzt nicht nur die Sprache der Volm, sondern ist auch Experte für ihre Waffentechnik. Und die Kanone war die totale Antiklimax (zumal sie vorher immer viel größer aussah): Es macht *pouff*, dann passiert erst mal gar nichts, und dann bricht der Tower still in sich zusammen. Hal wünscht sich die Vorstadtidylle, Maggie so eher gar nicht. Karen mit der weißen Fahne war irgendwie surreal, aber ihr Ende war ein bisschen unrühmlich, wenn man bedenkt, wie lange sie zur Big Bad aufgebaut wurde. Alexis befreit Lourdes mit ihren Zauberkräften von den Bugs, die dann wiederum als Glitter aus ihr rauskommen. So albern, und das nennen die Cliffhanger.
An dieser Stelle möchte ich verkünden, was die meisten vermutlich schon geahnt haben: Mit dieser Folge endet für mich das Abenteuer „Falling Skies“, zumindest was die Reviews betrifft. Womöglich werde ich in die nächste Staffel mal reinschauen, sollte der Tonfall aber nicht deutlich anders werden (hallo, schon wieder ein neuer Showrunner!), bin ich raus. Zum Schreiben von Reviews jedenfalls taugt der Stoff schon lange nicht mehr, das habe ich immer dann gemerkt, wenn ich eigentlich zu frustriert war, um mir überhaupt näher Gedanken drüber zu machen. Das ist ein ganz anderer Level von schlecht als beispielsweise „Elementary“, das auf seine Weise einfach witzig ist.
Experiment Invasionsdrama in Serie gescheitert. Aber ich bin neugierig, schreibt mir eure Meinung, erzählt mir gerne auch, wenn ihr das alles ganz anders empfunden habt, oder empfehlt mir andere, bessere Science-Fiction-Serien, denen ich eine Chance geben sollte.
1 von 5 gleich zu Beginn gesprengten Bananen.
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