Es gab einmal eine Zeit, da glaubte ich ernsthaft daran, dass ich vielleicht eines Tages von meinem Blog leben könnte. Immerhin, so erkannte ich, besetze ich mit meiner Mischung aus Serienreviews, Buch- und Filmbesprechungen, persönlichen Geschichten über Songs und nicht zuletzt Einblicken in die literarische Schreibpraxis eine einzigartige Nische. Doch wie sich herausstellte, ist genau das das Problem, denn wer will heute noch lesen, wenn er sich stattdessen bunte Bildchen angucken kann?
All das ging mir dieser Tage wieder durch den Kopf, als ich mir das neu gestartete Projekt “Blogwalk” ansah und einige der Pressestimmen dazu las. Die Art und Weise, wie sich junge Mädels dort anbiedern und die Suche nach der besten Abdeckung für Augenringe mit fast religiöser Inbrunst angehen, stieß mich sofort ab, während ich gleichzeitig auch dieses fiese Ziehen von Neid verspürte. Ich gebe mich keinen Illusionen hin, ich weiß, wie viel Arbeit ein Blog bedeutet, dennoch kommt es mir ungerecht vor, wenn egozentrische Mädchen nur mit ein paar Markennamen um sich werfen müssen und sofort als Werbeträger engagiert werden.
Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr macht mir diese Entwicklung aber auch Angst. Nicht, weil inzwischen offensichtlich ist, dass ich niemals Geld mit meinem Blog verdienen werde (allein das Networken scheitert schon, weil ich keines des Trendthemen abdecke), sondern weil andere es mit solchem Humbug können. Was sagt es über unsere Gesellschaft aus, wenn Ich-Bezogenheit, Markenwahn und dümmliches Blabla im Twitter-Stil zum Erfolg führen? Vielleicht sollte ich gar nicht neidisch sein, denn wie langweilig muss es in den Gehirnen solcher Mädchen sein, die sich nur darüber sorgen, wie ihr Haar noch geschmeidiger wird und zu welcher Hose sie in dieser Saison den Oversize-Pullover kombinieren.