Warum ich das neue „Doctor Who“ nicht mehr reviewe

Die elfte Staffel von „Doctor Who“ ist gestartet, und obwohl ich mir viel Mühe gegeben habe, die positiven Seiten zu sehen, musste ich schweren Herzens einsehen, dass ich nicht länger zur Zielgruppe der Serie gehöre. Um zu erklären, was passiert ist, und warum ich zu den neuen Folgen keine Reviews schreiben werde, muss ich allerdings etwas weiter ausholen.

Die Blütezeit

Dass ich vor gut zehn Jahren Fan von „Doctor Who“ wurde, ist rückblickend betrachtet ein kleines Wunder. Die ersten paar Folgen der Neuauflage gaben sich herzlich wenig Mühe, den der Serie seit jeher innewohnenden Trash-Faktor zu verschleiern, und heute blicke ich auch wesentlich kritischer auf Geschichten über lebende Plaste und pupsende Aliens. Das Gefühl von unendlichen Abenteuern aber war schon damals deutlich spürbar, und ebenso – auch wenn das unwahrscheinlich scheint – die Gravitas der Figur des Doctors.

Mit meinen Reviews begann ich dennoch recht spät, als bereits die Ära Moffat angebrochen und ich womöglich ein klein wenig verwöhnt von seinen epischen und krass verwinkelten Storys war. In dem Punkt sind die Fans ja gespalten wie bei kaum einem anderen Thema: Während die einen beklagen, dass die Plots unter Steven Moffat unnötig kompliziert wurden, freuten sich Leute wie ich darüber, dass die Idee eines Zeitreisenden auch endlich einmal voll ausgereizt wurde. Wir mussten plötzlich unser Gehirn benutzen, um den Abenteuern des Doctors zu folgen, und das war manchmal ziemlich anstrengend, aber auch immer erfüllend.

Die Zweifel

Obwohl ich über das Casting einer Frau für die Hauptrolle zweifellos nicht glücklich war (und daraus auch nie ein Geheimnis gemacht habe), machte es mich im Vorfeld deutlich nervöser, dass gleichzeitig Moffat die Serie verlässt. Und diese Sorgen verstärkten sich mit jedem öffentlichen Auftritt der Beteiligten, mit jedem Interview und jedem Trailer. Dass dies nicht mehr „meine“ Serie ist, wusste ich im Grunde schon, als Chris Chibnall im Sommer bei der San Diego Comic Con verkündete, „Doctor Who“ sei ab jetzt „an inclusive mainstream show“. Indes, ich wollte nicht vorschnell urteilen.

Das Problem

Das größte Problem, mit dem sich die Serie in ihrem nunmehr elften Jahr konfrontiert sieht, ist definitiv nicht mehr ihr Trash-Faktor. Im Gegenteil, in puncto Optik und Spezialeffekte steht sie vergleichbaren amerikanischen Genre-Produktionen heute kaum noch nach. Viel tragischer ist, dass „Doctor Who“ seine Ecken und Kanten verloren hat. Im Bestreben, Mainstream zu sein und ein möglichst breites Publikum anzusprechen, ist daraus eine austauschbare Serie mit austauschbaren Charakteren und austauschbaren Geschichten geworden.

Einige von euch werden wissen, dass ich mich schon seit einer Weile auch im „Star Wars“-Fandom nicht mehr wohlfühle und mit vielen Entscheidungen speziell des letzten Jahres unzufrieden war. Der Unterschied zu „Doctor Who“ besteht jedoch darin, dass es bei „Star Wars“ explizit nicht darum geht, es allen recht zu machen. Man möchte provozieren und Grenzen austesten, und das mag für die Fans zuweilen frustrierend sein, aber es schafft zumindest eine Angriffsfläche. Etwas, womit man sich auseinandersetzen kann. „Doctor Who“ hingegen möchte um keinen Preis anecken, und das ist nicht nur der Tod jeder Kreativität, sondern erstickt auch jede kritische Auseinandersetzung mit der Serie bereits im Keim.

Der Abschied

Dieses Fehlen jeder Kontroverse hat mich schließlich auch dazu bewogen, meine „Doctor Who“-Reviews einzustellen. Hätte ich zur ersten Folge der elften Staffel immerhin noch etwas über die neuen Charaktere (und ihre aufgesetzte political correctness) schreiben können, war ich schon bei der Folgeepisode dermaßen ratlos, dass ich mich tagelang damit quälte – und schließlich kapitulierte.

Es ist tatsächlich das Ende einer Ära, denn „Doctor Who“ war eine der ersten Serien (wenn nicht sogar die erste), die ich für diesen Blog reviewt habe. Nun werde ich nur noch die Lücken um die Staffeln 6 und 7 füllen, die für mich in Sachen Storys und Schauspielerleistung den Höhepunkt darstellen, und dann endgültig Abschied nehmen.