Daredevil | Please (3×02)

„All I ever heard was pain, and all He ever gave any of us was silence.“


Nadeem gelingt mit Fisks Hilfe ein großer Coup, doch der macht Fisk zur Zielscheibe, weshalb er aus dem Gefängnis will. Spoiler!

I’m Daredevil, not even God can stop that now

Nadeem gelingt es mit Fisks Tipps, einige große Verbrecher dingfest zu machen, was auch beim FBI für Aufmerksamkeit sorgt. Fisk allerdings wird damit selbst zur Zielscheibe, weshalb er eine vorzeitige Entlassung mit Fußfessel erwirkt. Bevor Matt allerdings davon erfährt, macht er seine Gegner aus der Nacht zuvor ausfindig, um seine Arbeit zu beenden und der Tochter jenes Mannes Genugtuung zu verschaffen, der deshalb im Krankenhaus liegt. Durch sie erfährt Karen auch, dass Matt offenbar wirklich noch am Leben ist, was Foggy allerdings nicht glauben will.

Alte Aufgabe, neuer Grund

Das große Thema der Folge ist Weitermachen. Einen Weg zu finden, um Vergangenes hinter sich zu lassen, eine neue Richtung einzuschlagen oder den Faden dort wieder aufzunehmen, wo man ihn verloren hat. Letzteres gilt offenbar für Matt, der nach seiner Schlappe von letzter Nacht alles daran setzt, der Gerechtigkeit doch noch Genüge zu tun. Was genau ihn antreibt, ist weniger leicht zu durchschauen: Zwar glaubt er nicht mehr, dass Gott ihn für diese Aufgabe ausersehen hat, trotzdem hält er es noch immer für seine Aufgabe.

Die Rückblenden waren in dem Zusammenhang besonders interessant. Father Lantom rät dem jungen Matt einerseits, ein Ventil für seine Wut zu finden, andererseits erklärt er: „If you wanna hear God, you have to listen more carefully.“ Womöglich ist es genau die Tatsache, dass er diese beiden Dinge im Verlauf einer einzigen Unterhaltung gesagt hat, die Matt dazu gebracht haben, seinen Feldzug gegen die Verbrecher in Hell’s Kitchen als göttliche Aufgabe zu betrachten. So gesehen war bereits der Ansatz falsch und macht Matts jetzige Krise umso besser nachvollziehbar. Gab es überhaupt je einen Ruf Gottes? Das ist das eigentliche Dilemma: Gott hat sich nicht etwa von Matt abgewandt, er war nie da.

Neda: „Thank God for you!“
Matt: „He didn’t help you. I did.“

Blick nach vorn?

Karen ist in ähnlicher Weise der Vergangenheit verhaftet und sucht immer neue Ausreden, um sich weiterhin mit den Geschehnissen rund um die Explosion zu befassen – natürlich aus rein journalistischen Gründen. Haltet mich für bescheuert, aber ich war mir wirklich nicht sicher, ob die Geschichte von ihrem Bruder, die sie der Frau erzählt, wahr ist oder eine Lüge, um sie zum Reden zu bringen. Vielleicht verdränge ich da aber auch was und wir wussten schon von Kevin …

Foggy auf der anderen Seite scheint bereit zu sein, nach vorne zu schauen. Ob das allerdings bedeutet, weiterhin für eine große Anwaltskanzlei zu arbeiten oder in den Schoß der Familie zurückzukehren, da ist er sich offensichtlich noch nicht so ganz sicher. Vielleicht merkt er auch, dass er einem Traum nachgejagt hat, den er in Wirklichkeit niemals hatte. (Natürlich wollte er Anwalt sein und viel Geld verdienen, aber er wollte das mit Matt zusammen. Und das, was er jetzt hat, ist nur die unbedeutendere Hälfte davon.)

Plänen in Plänen

Wie Fisk in die größere Handlung der Serie zurückkehrt, ist indes herausragend erzählt. Obwohl der irgendwie distanzierte Größenwahn, der ihn in der ersten Staffel ausmachte, nach wie vor erkennbar ist, scheint ihn die Zeit im Gefängnis doch verändert zu haben. Natürlich, wir können davon ausgehen, dass hinter seiner Kooperation mit dem FBI ein eigener Plan steckt, doch zumindest im Augenblick scheint er nach deren Drehbuch zu arbeiten, und sei es nur Vanessa zuliebe. Das führt aber auch dazu, dass er während des Angriffs auf ihn wirklich und wahrhaftig Angst hat – etwas, was wir in dieser Form noch nicht erlebt haben.

Welche Rolle Nadeem in all dem spielt, ist nach wie vor nicht ganz klar. Für ihn ist es sicherlich ein Karriereschritt, was erklärt, wieso er es gegenüber seinen Vorgesetzten als persönliches Verdienst hinstellt, Fisk zur Mitarbeit überredet zu haben, während wir alle wissen, dass er einfach nur zur rechten Zeit am rechten Ort war. Nach allem, was wir bisher über ihn wissen, ist ihm das kaum vorzuwerfen, aber noch einmal: Er gibt Fisk damit (wahrscheinlich sogar unwissentlich) die Oberhand in ihrer Beziehung, und das könnte sich als gewaltiger Bumerang erweisen.

Maggie: „A word of advice, Mr. Daredevil, give yourself time to heal, or you’re gonna get yourself killed.“
Matt: „You’re probably right.“
Maggie: „Is that what you wanted? I have a special gift, too. I’m impervious to bad attitude. So you can throw your self-pitying bullshit at me all day, Murdock, and I’ll still be standing right here. Pissed off, maybe, but right here. You’re gonna talk to me.“

Bullseye betritt die Bühne

Was mich schließlich und endlich zu Benjamin „Dex“ Poindexter bringt. Dank der Werbemaschinerie von Netflix ist es längst kein Geheimnis mehr, dass er Bullseye ist, für mich als völliger Comic-Laie ist das aber zum Glück auch jetzt noch kaum mehr als ein Buzzword. Und deshalb bin ich äußerst gespannt, wie aus einem FBI-Mann, der eigentlich auf derselben Seite steht wie Matt, einer der größten Gegner von Daredevil wird.

Notes, please

• Ich find’s ja nachgerade süß, wie vehement Lantom bei jeder Gelegenheit versucht, Matt von seinem Feldzug abzubringen. Und damit so dermaßen offensichtlich auf taube Ohren stößt.
• Ich sollte außerdem erwähnen, dass ich ein riesiger Fan von Schwester „no bullshit“ Maggie bin.
• Es ist immer wieder lustig, wenn Matt dann tatsächlich mal den Blinden spielt und die Leute sofort total rücksichtsvoll und nett sind.

3 ½ von 5 Bananen mit Fußfessel.

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