Das Ende einer Ära | Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers

„We’ve passed on all we know. A thousand generations live in you now. But this is your fight.“

Ich erinnere mich noch, wie ich vor zwei Jahren nach „Die letzten Jedi“ aus dem Kino taumelte und mich ernsthaft fragte, ob mir der Film, den ich gerade gesehen hatte, eigentlich gefallen hatte oder nicht. Das vielleicht Tragischste daran ist, dass ich die Antwort darauf erst jetzt gefunden habe. Weil ich nach „Der Aufstieg Skywalkers“ aus dem Kino schwebte und glücklich war. Nachdem ich mit dem Schlimmsten gerechnet hatte, passierte etwas Unerwartetes: Ich war mit dem Abschluss der Skywalker-Saga zufrieden. Spoiler!

Die Sicht eines Fans und eines Reviewers

Tatsächlich ist „Der Aufstieg Skywalkers“ kein guter Film. Er hetzt durch die Handlung, reiht eine Drehbuchlücke an die nächste und präsentiert uns die wichtigste Information – die Rückkehr von Imperator Palpatine – lapidar im Lauftext. Ich weiß das alles. Ich bin nicht mehr das zwölfjährige Mädchen, das per se alles gut findet, wo „Star Wars“ draufsteht. Aber ehrlicherweise fühlte ich mich bei diesem Film wieder so, und das ist fast alles, was ich mir davon erhofft habe.

Das solltet ihr bei allem, was ich im Folgenden schreibe – sei es Lob oder Kritik – im Hinterkopf behalten. Ich bin die längste Zeit meines Lebens Fan von „Star Wars“, habe den Hype um zwei neue Trilogien mitgemacht und betrachte so manches im Umfeld der Reihe vielleicht durch die rosarote Brille. Aber ich schreibe auch schon fast genauso lange Reviews und Kritiken, bin also durchaus in der Lage, Schwächen im Plot oder unglaubwürdige Charakterzeichnungen zu erkennen.

Zweiklang der Macht

Ein großer Pluspunkt von „Der Aufstieg Skywalkers“ ist die konsequente Weiterentwicklung der Beziehung zwischen Rey und Kylo Ren a.k.a. Ben Solo. Gewiss ist es schade, dass die Idee des „Zweiklangs“ nicht schon im vorherigen Film wenigstens einmal angedeutet wurde, aber die besondere Verbindung zwischen den beiden wurde immerhin im Verlauf der Trilogie konsequent aufgebaut. Für mich war dabei bis zum Schluss nicht klar, ob Ben rehabilitiert wird. Ich erinnere mich noch, dass ich nach „Das Erwachen der Macht“ der festen Überzeugung war, dass das schon deshalb nicht gelingen kann, weil er seinen eigenen Vater tötet – was psychologisch etwas mit einem anstellen muss. „Der Aufstieg Skywalkers“ begeht zum Glück nicht den Fehler, das zu ignorieren, sondern arbeitet stattdessen damit und bietet eine in meinen Augen glaubwürdige Katharsis an.

Den Kuss zwischen Rey und Ben finde ich dagegen schwierig. Er ist so eindeutig Fan-Service, dass ich ihn eigentlich nicht ernst nehmen kann. An dieser Stelle hätte sich JJ Abrams durchaus ein Beispiel an „Rogue One“ nehmen können, wo ich die Beziehung zwischen Jyn und Cassian vor allem deshalb als so stark empfand, weil es nicht zum Kuss kam. Auch die Verbindung zwischen Rey und Ben habe ich niemals als Liebesbeziehung verstanden, sondern als reinste Form der Seelenverwandtschaft. Sie waren wie zwei Seiten einer Münze und einander viel zu nah, um so etwas wie körperliche Anziehung überhaupt empfinden zu können. Aber das mag natürlich jeder anders interpretieren. Für mich war der Kuss im Endeffekt überflüssig und eigentlich nur deshalb kein Ärgernis, weil Bens erleichtertes Grinsen danach einfach herzerweichend ist.

Luke: „What are you most afraid of?“
Rey: „Myself.“
Luke: „Because, you’re a Palpatine? Leia knew it, too.“
Rey: „She didn’t tell me. She still trained me.“
Luke: „Because she saw your spirit. Your heart. Rey, some things are stronger than blood. Confronting fear is the destiny of a Jedi. Your destiny. If you don’t face Palpatine, it will mean the end of the Jedi, and the war will be lost.“

Reys wirklich wahre Herkunft

Allen Unkenrufen zum Trotz gefiel mir übrigens auch die Auflösung, dass Rey die Enkelin von Imperator Palpatine ist. Angesichts ihrer gewaltigen Kräfte war das allemal glaubwürdiger als Rian Johnsons Versuch, sie politisch korrekt zum Nobody zu erklären. Dass das hier etwas halbherzig wegerklärt wird, macht allerdings den größten Schwachpunkt nicht nur dieses Films, sondern der gesamten Trilogie deutlich.

Der Trilogie fehlt ein roter Faden

Verschiedene Autoren und Regisseure innerhalb einer Trilogie sind für „Star Wars“ eigentlich nichts Neues. Dennoch ist schmerzlich offensichtlich, dass das Zusammenspiel dieses Mal nicht funktioniert hat. Hatte George Lucas früher auf allem seinen Daumen drauf (was man gut finden konnte oder auch nicht, seine Qualitäten als Drehbuchschreiber sind ja legendär … schlecht), scheint nun niemand mehr überhaupt einen Überblick zu haben.

Wie sonst ließe sich erklären, dass ein JJ Abrams erst die komplette Trilogie plant, Rian Johnson dann mal eben das Konzept über den Haufen wirft, um was Eigenes zu machen, und dann erneut JJ Abrams daherkommt und den Plot noch mal durch den Fleischwolf dreht? War denn da keiner, der sich im Vorfeld mal Gedanken darüber gemacht hat, was eigentlich mit dieser Trilogie erzählt werden soll?

Plot für mindestens zwei Filme

Dass auch dieser Film zu vollgepackt ist (und mit 144 Minuten trotzdem noch zu lang), versteht sich fast von selbst. Woher dieser Trend rührt, ist schwer zu sagen – eigentlich könnte man den Stoff ja auch einfach auf mehrere Filme verteilen und auf diese Weise sogar mehr Geld damit machen.

Natürlich lebt „Star Wars“ bis zu einem gewissen Grad davon, dass uns viele exotische Welten und ebenso viele kuriose Aliens gezeigt werden. Aber am Ende fehlt es uns Zuschauern dadurch häufig an Verschnaufpausen, um all das auch mal auf sich wirken zu lassen. Gerade in emotionalen Momenten macht sich das bemerkbar, weil man das Gesehene gar nicht so schnell verarbeiten kann wie auch schon wieder eine Actionszene kommt.

Palpatine: „You are nothing! A scavenger girl is no match for the power in me! I am all the Sith!“
Rey: „And I am all the Jedi.“

Kein Name, sondern ein Titel

Ein letzter Punkt bleibt der Titel „Der Aufstieg Skywalkers“, der bereits im Vorfeld für jede Menge Spekulation sorgte. Zum Schluss schien es fast sicher zu sein, dass Skywalker zum neuen Ersatzbegriff für Jedi werden würde, doch eigentlich mag ich JJ Abrams’ Ansatz sogar lieber. Reys Herkunft war durchgängiges Thema dieser Trilogie und ich nie ein Fan der Idee, dass sie keine Skywalker ist (hauptsächlich, weil es sich hierbei um die Skywalker-Saga handelt, was manche vergessen zu haben scheinen).

Doch die Aussage, dass nicht die Herkunft bestimmt, wer man ist, kann man so oder so interpretieren. Für Rian Johnson bedeutete es, dass Rey ein Niemand ist und Tradition keine Rolle spielt. JJ Abrams’ Version dagegen lautet, dass man auch dann gut sein kann, wenn man vom absolut Bösen abstammt. Eine in meinen Augen deutlich stärkere Aussage, die darin gipfelt, dass Rey sich bewusst dafür entscheidet, den Namen Skywalker anzunehmen.

Wie geht es weiter?

Darüber ließe sich natürlich trefflich spekulieren. Inzwischen ist abzusehen, dass „Der Aufstieg Skywalkers“ gemessen an der Größe des Franchises ein Flop war. Die Einspielergebnisse werden am Ende zwar hoch genug sein, um von einem finanziellen Erfolg sprechen können, doch im Vergleich zu anderen Blockbustern ist das trotzdem schwach.

In meinen Augen ist einfach eine Übersättigung da. Das Reizvolle an „Star Wars“ war lange Zeit ja, dass das Universum so viele Leerstellen hatte, die die Fans selbst füllen konnten. Seit der Übernahme durch Disney arbeitet man jedoch fleißig daran, auch noch die letzte Lücke zu schließen. Für mich hat das alles jedenfalls seine Magie verloren. Doch wie sagte ich schon nach „Die letzten Jedi“? Wahrscheinlich wird es Zeit für mich, das Kapitel zu schließen und „Star Wars“ einer neuen Generation von Fans zu überlassen.