Moonlight | Fever (1×04)

Lieblingsfolge, muss ich mehr sagen? Ich glaube nicht, dass ich allzu irrational argumentiere, die Folge ist wirklich gut und bringt das Kunststück fertig, in vierzig Minuten mehr Liebesdrama zu erzeugen als so mancher überlanger Kinofilm. Spoiler!

Beth und Josh bitten Mick um Hilfe beim Fall einer verschwundenen Zeugin, die gegen einen Waffenhändler aussagen soll. Mick braucht nicht lange, um die junge Frau, Leni, ausfindig zu machen, die aus Angst um ihr ungeborenes Baby geflohen ist. Zwar kann er sie dazu überreden, auszusagen, doch dann taucht ein falscher Cop auf und zwingt die Beiden zur Flucht in die Wüste. Der sengenden Sonne ausgesetzt, droht Mick die Kontrolle über sich zu verlieren, seine einzige Hoffnung ist, irgendwie Beth zu erreichen. Die glaubt unterdessen, dass Mick getötet wurde, und macht Josh dafür verantwortlich, weil er offenbar einen Maulwurf in seiner Abteilung hat.

Ich glaube, es war diese Folge, die mich damals vollends zum Fan der Serie werden ließ. Zum einen ist es der erste Fall, der nicht mit Vampiren zu tun hat, was eine willkommene Abwechslung darstellt. Zum anderen nimmt die Dreiecksbeziehung um Mick, Beth und Josh eine interessante Wendung. Und überhaupt ist alles an dieser Folge irgendwie verdammt sexy. Zugegeben, einiges habe ich bis heute nicht verstanden, zum Beispiel, wie der Killer Leni allein deshalb finden konnte, weil sie das Kind angerufen hat, das sie babysittet. Aber darüber sehe ich gerne hinweg, weil es letztendlich immer die Figuren sind, die eine Geschichte tragen, und auf der Ebene funktioniert die Folge wirklich hervorragend. Und die Eiswürfel, die aussehen, als wären sie aus Styropor, die sind ein Klassiker!

Doch kommen wir noch mal zu unserer geliebten Ménage à trois zurück. Es ist offensichtlich, dass Beth Mick anhimmelt, und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Josh das nicht bemerkt hat. Dass er ihn dennoch zu seinem Fall hinzuzieht, ist interessant, seine Arbeit ist ihm wirklich wichtig. Dennoch fand ich es geradezu schockierend, wie sehnsüchtig Beth Mick sogar in Joshs Gegenwart ansieht. Womöglich wird ihr selber erst bewusst, was sie für Mick empfindet, als sie glaubt, er sei tot. Sie kann vor Josh kaum die Tränen zurückhalten und katalysiert das in dem Moment in Wut. Erst als sie allein ist, bricht sie zusammen.

Und dann müssen wir natürlich über die Szene sprechen. Ihr wisst schon, die Szene. Alles daran ist wichtig, jede Geste, jedes Wort. Beth bietet Mick ihren Hals an, er greift demonstrativ nach ihrem Handgelenk. Zufall? Zuvor sagt er, als sie ihm ihr Blut anbietet: „Not yours. Not like this.“ Ich denke, der Biss in den Hals wäre ihm zu gefährlich gewesen, zu intim, wie zwischen Liebenden. (Hat Coraline ihn nicht in den Hals gebissen damals?) Und noch zwei Dinge sind interessant. Zum einen konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Beth die Prozedur doch irgendwie auch heiß fand, sehr innig und erregend. Als Josh später die verletzte Stelle an ihrem Arm küsst, zuckt sie erst zusammen und schenkt ihm dann ein scheues Lächeln, aus dem Enttäuschung spricht. Die Gefahr, die damit verbunden ist, einen Mann wie Mick zu lieben, ist mit ihrer Beziehung mit Josh nicht vergleichbar, und jetzt hat sie – sprichwörtlich – Blut geleckt. Am Anfang sagt sie noch zu Mick „we make a good team“, am Ende kann sie auf Joshs „we make a pretty good team“ nur schwach Zustimmung heucheln. In der Hinsicht ist den Autoren wirklich das Kunststück gelungen, innerhalb nur einer Folge ein ganzes Liebesdrama vor uns auszubreiten.

Hot Notes. Die Eröffnungsszene hatte schon irgendwie was von einem Nine-Inch-Nails-Video, oder? „You’re a delicate flower, Mick St. John.“ Vampire hören den Herzschlag von Menschen wie eine Art ständiges Hintergrundrauschen, das ist eine interessante Vorstellung. Mick auf die Frage, ob Beth seine Freundin ist: „No. It’s complicated.“ (Der Nachsatz ist aufschlussreich.) Mick wird von seinen Klienten ständig umarmt, ist euch das mal aufgefallen? Er ist offenbar jemand, den man gern umarmt, keine Ahnung. Die Szene an Micks Wohnungstür mit ihm drinnen und Beth draußen war extrem gut gefilmt, sie verdeutlicht ihr Dilemma perfekt. Und darf ich zum Schluss noch mal auf die lustigen Eiswürfel hinweisen?

5 von 5 Bananen im Eiswürfelbad.

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