Kill your darlings, kill your darlings, eben when it breaks your egocentric little scribbler’s heart, kill your darlings. (Stephen King)
Ich habe einmal einen Roman geschrieben, bei dem bereits im Prolog der Tod des Helden vorweggenommen wurde. Das war vermutlich nicht gerade innovativ, machte dem Leser aber wenigstens keine falschen Hoffnungen. Doch meine eigentlich erste Begegnung mit dem Töten von Protagonisten hatte ich bei meiner „Star Wars“-Fanfiction-Serie „Neubeginn“, und es war eine traumatische.
Ich glaube, ich sollte indes damit anfangen, dass es eine Zeit gab, als es mir nicht das geringste ausmachte, meine Figuren zu töten. In meinen Märchen starb andauernd jemand, ein unschuldiges Eichhörnchen vom Gesang eines Gelfs, der Osterhase durch einen beherzten Schlag mit der Bratpfanne, ein Schokoladenhase in der prallen Sonne.
Das brachte mir einen gewissen Ruf ein, wurde im Freundeskreis aber doch eher belächelt und konnte mich nicht einmal ansatzweise darauf vorbereiten, was passierte, als Yan-Ivo in „Neubeginn“ starb. Zu meiner Verteidigung, ich hatte ihm eine lebhafte Vergangenheit auf den Leib geschrieben, er war in meine Heldin verliebt, die ihn ständig abblitzen ließ, und so nach zwei Staffeln merkte ich, Mensch, da ist irgendwie alles erzählt. Und ich war nett, ich verpasste ihm einen wahren Heldentod, er opferte sich für das Allgemeinwohl, erhielt eine ganze Folge mit Rückblenden zu wichtigen Stationen seines Lebens und wurde noch eine halbe Staffel lang intensiv von der Heldin betrauert. (Sie machte sogar einen Selbstfindungstrip wegen ihm.) Und trotzdem musste ich mir anschließend für Jahre anhören: „Wieso hast du Yan-Ivo getötet? Du bist so herzlos!“
Eine Figur zu töten, der man einst Leben eingehaucht hat, die einen jahrelang begleitet hat und zu einem Freund geworden ist, dessen tiefste und dunkelste Geheimnisse man kennt, das ist nicht leicht. (Es sei denn freilich, es handelt sich um unschuldige Eichhörnchen, die ein Gelf mit Gesang quält.) Leser tun manchmal so, als wären wir Autoren einfach nur grausam, um sie zu ärgern, aber das ist Unsinn. Im Falle von Yan-Ivo war seine Geschichte erzählt, und es eröffnete viele neue Geschichten für die anderen Figuren, als er starb. Der Held meines Romans damals beging Selbstmord als logische Konsequenz aus seinen Erlebnissen, und die Geschichte wäre ohne dieses Ende schwach und unbedeutend gewesen. Es ist das Drama, dass die Leser bei der Stange hält, auch wenn sie es manchmal selber nicht merken.
An dieser Stelle sollte ich vielleicht beruhigend einfügen, dass – zumindest im Augenblick – keine Todesfälle bei „Arwel“ eingeplant sind. Aber selbst hier kämpfe ich mit den Schwierigkeiten eines zu vertrauten Settings, das auf die Dauer langweilig wird. Es wird also im Laufe der Fortsetzung zu Veränderungen kommen, so dass euch im dritten und letzten Band eine völlig neue Konstellation von Figuren erwartet. In diesem Sinne: Fürchtet meine grausame Fantasie!
Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft
Die Detektelfe 2
Kapitel 2
Seiten: 19
Romanseiten gesamt: 63