Sleepy Hollow | Awakening (2×17)

Henry und Katrina wollen einen neuen Hexenzirkel gründen und den Rest von Sleepy Hollow dafür opfern. Welch dramatische Konsequenzen das hat, was Zeitreisen damit zu tun haben, und was das „Fringe“-Dilemma ist, breite ich hier wieder einmal ausführlich aus. Warnung vor akuten Nerd-Anwandlungen und Spoilern!

Henry überzeugt Katrina, mit ihm ein Ritual durchzuführen, das die Kräfte in allen weckt, die unter ihren Vorfahren Hexen haben. Um das zu verhindern, müssen Ichabod und Abbie die „Liberty Bell“ zerstören, die für das Ritual unbedingt nötig ist, doch das ist schwieriger als erwartet, nun, da Katrina und Henry zusammenarbeiten. Nur ein Ablenkungsmanöver, bei dem sie alles riskieren, kann sie womöglich noch aufhalten, und diesmal hat Ichabod nicht vor, zu zögern, wenn er Henry töten muss.

Ich hab mich ein bisschen schwer getan, den Inhalt der Folge zusammenzufassen, denn das ganze Theater um die Glocke und das Ritual ist im Grunde so unwichtig, wenn Katrina und Abbie am Ende im Jahre 1781 landen und damit die ganze Serie von einer Minute auf die andere auf den Kopf gestellt wird. An sich ist der Plot von „Awakening“ nicht spannend, und die Zusammenarbeit von Henry und Katrina fühlte sich auch ein bisschen gezwungen an, davon abgesehen aber war es toll, Katrina endlich mal als böse Hexe zu erleben. Und an sich wäre Henrys Tod ein zufriedenstellendes Staffelfinale gewesen, auch wenn man so ehrlich sein muss, dass sie John Noble zuletzt wirklich unterbeschäftigt haben. Die zwei für meinen Geschmack besten Szenen war einmal der Bruch zwischen Ichabod und Katrina, als sie endlich Klartext miteinander gesprochen haben, und Ichabods verzweifelter Schrei, als Abbies Auto durch Katrinas Zauber explodiert und er davon ausgehen muss, dass sie tot ist.

Sprechen wir aber über den sprichwörtlichen Elefanten im Raum: Zeitreisen. Es wurde bereits in „Spellcaster“ angedeutet, dass es möglich ist, in die Vergangenheit zu reisen, und an sich find ich die Idee nicht verkehrt, doch ich glaube, es kommt sehr darauf an, wie die Autoren ab hier weiter verfahren. Denn dass gewaltige Stolpersteine im Weg liegen, ist offensichtlich. Es fängt damit an, dass immer die Rede davon war, dass den „Witnesses“ sieben Jahre der Prüfungen bevorstehen. Der Sprung in die Vergangenheit fühlt sich daher wie eine Pause-Taste an, es sei denn, sie wollen so originell sein, auch die Apokalypse in die Vergangenheit zu verlegen, Prädestinationsparadoxon und so. Das größte Problem sehe ich allerdings in dem, was ich gerne das „Fringe“-Dilemma nennen möchte. Wir erinnern uns, in ihrer letzten Staffel wurde die Serie auf Reset gesetzt, die Hauptfiguren kannten einander plötzlich nicht mehr und alle aufgebauten Beziehungen waren dahin. Abbie landet in der Vergangenheit in einer Gefängniszelle und verlangt mit Captain Ichabod Crane zu sprechen, aber das wird natürlich nicht der Ichabod sein, den sie kennt. Den wir kennen. Ihre Beziehung ist wieder auf Zero, und ganz ehrlich, darauf habe ich nicht die geringste Lust, die Dynamik zwischen den Beiden ist das Beste an der Serie.

Natürlich bringt das auch Komplikationen mit sich, die die Autoren meiner Meinung nach bisher noch gar nicht überblicken können. Zeitreisen sind ein heikles Thema, lasst euch das von jemandem gesagt sein, der „Doctor Who“ liebt und sogar noch Logik in den diversen „Star Trek“-Episoden gefunden hat, die das Thema behandeln. Katrinas Geist landet wieder in ihrem Körper in der Vergangenheit (was mit ihrem Körper in unserer Gegenwart passiert, wird nicht erklärt), wo sie nicht nur noch mit Jeremy/Henry schwanger ist, sondern auch den festen Vorsatz hat, Ichabod diesmal nicht mit einem Zauber zu belegen, sondern auf dem Schlachtfeld sterben zu lassen. Ich brauche wohl nicht zu erklären, was dann geschieht, es wäre tatsächlich ein kompletter Reset der Serie. (Abgesehen davon wäre es sinnvoller gewesen, wäre sie in die Zeit gereist, bevor sie Abraham für Ichabod verlassen hat, dann ginge ihr Plan wenigstens ohne Leichen auf.)

Wollen wir neben so vielen offenen Fragen aber nicht Frank vergessen, wenngleich sein Plot in dieser Folge ein wenig untergegangen ist. Ich denke, wir können davon ausgehen, dass er tot ist, oder? Allein die Macht von Henry hat ihn am Leben gehalten, außerdem steckten zu dem Zeitpunkt, als diese Macht verschwand, schon drei Kugeln in seiner Brust. Irgendwie auch eine völlig verschenkte Figur, wenngleich es wohl kein Zufall war, dass er erwähnt hat, dass auch seine Frau und Tochter von Hexen abstammen. (By the way, Abbie und Jenny doch auch, wieso waren sie von dem Ritual eigentlich nicht betroffen?)

„Which holiday requires monopedal pink birds and a band of barbate pygmies?“ In Fortführung der letzten Folge sind Abbie und Ichabod auf der Suche nach den Büchern, die mit der „Fenestella“ verloren gegangen sind. Die Szenen im Baumarkt waren zum Kringeln, vor allem, weil Ichabod erst so von „old school“ redet und dann noch Batterien mitnimmt. Wieso Henry bis zum Schluss darauf besteht, dass Ichabod ihn im Stich gelassen hat, obwohl er das nachweislich nicht getan hat (er war tot, hallo?), geht über meinen Verstand. Großartig, wie sie die Szene aus dem Pilot gespiegelt haben, in der Ichabod fast von einem Auto überfahren wurde, während Abbie fast unter eine Pferdekutsche gerät (inklusive einer auf alt getrimmten Version von „Sympathy for the Devil“ von den Rolling Stones). Und als die Soldaten Abbie aufgreifen, dachte ich erst, das kommt, weil sie Hosen trägt, bevor mir einfiel, ach ja, sie ist ja schwarz und wir haben 1781.

4 von 5 zeitreisenden Bananen.

Vorherige Folge
Nächste Folge
Zurück zur Staffelübersicht