The Magicians | Have you brought me little Cakes (1×13)

„We were expecting something amazing – and it was amazing, just more the shitty kind.“

Im Staffelfinale von „The Magicians“ steht Quentin vor der einen Frage, die ihn schon seit Beginn seiner Ausbildung in Brakebills beschäftigt: Ist er wirklich der Held der Geschichte? Julias Erfahrung mit Our Lady Underground hingegen erweist sich als nichts als ein Schleier über einem wahrhaft traumatischen Erlebnis. Spoiler!

In Fillory angekommen, werden Quentin und Julia Teil der bestehenden Geschichte und beauftragen einen Schmied mit der Herstellung des Messers, das einen Meistermagier töten kann. Schließlich treffen sie auch auf die „Watcherwoman“, die sich als die erwachsene Jane Chatwin herausstellt und ihnen hilft, in die Gegenwart zu gelangen, wo sie wieder auf die anderen treffen. Das Messer aber, das inzwischen fertiggestellt wurde, kann keiner von ihnen berühren, da sie selbst keine Meistermagier sind. Quentin und Julia machen sich daher auf den Weg zum Gott Ember, um seine Hilfe zu erbitten. Kurz vor dem entscheidenden Kampf aber kommen Quentin Zweifel, ob er wirklich derjenige ist, der das „Beast“ besiegen kann.

Ich gebe zu, vor dieser Review habe ich mich eine ganze Weile herumgedrückt. Nicht, weil das Finale der ersten Staffel schlecht wäre, das ganze Gegenteil ist der Fall, sondern weil es mit dem ersten Band der Buchreihe praktisch nichts mehr zu tun hat. Es ist schwer zu sagen, welche Version die tatsächlich bessere sind, sie sind in einigen Belangen einfach sehr, sehr verschieden. Lasst mich also sehr klar sagen, dass ich hier ausschließlich die Serie bewerte und keine Vergleiche ziehen werde, weil das einfach wenig Sinn ergibt.

Eines der großen Themen der Staffel war die Idee eines „Auserwählten“. Es wurde schon zu Anfang sehr klar gesagt, dass es so etwas im echten Leben nicht gibt, trotzdem war es Quentin nicht möglich, sich von der Vorstellung zu lösen, dass ihn irgendeine große Aufgabe erwartet. Ich muss sagen, dass ich es tatsächlich sehr mutig finde, dass gerade das zu einem Dreh- und Angelpunkt der Staffel gemacht wurde, denn natürlich ist es der Durchschnittszuschauer gewohnt, einem Helden zu folgen. Quentin wollte verzweifelt dieser Held sein, und für einen kurzen Moment kann er daran glauben, dass er es ist, der das „Beast“ töten soll, dass er der Eine ist, der reinen Herzens ist. Aber ihm wird klar, dass das wahre Leben eben nichts mit Büchern und Filmen gemein hat, und das bringt ihn zu der überraschend erwachsenen Erkenntnis, dass Alice die Begabteste unter ihnen ist und deshalb die größten Chancen hat, diesen Kampf zu gewinnen.

Wie ja schon länger vermutet, ist in der Tat Martin das „Beast“, nicht Christopher Plover. Dem begegnen wir in Fillory ebenfalls kurz wieder, wo er unseren Freunden den entscheidenden Hinweis gibt, um ihren Gegner aufzuspüren. Hier muss ich leider einschränken, dass das Finale nicht das war, was es hätte sein können. Das „Beast“ wurde im Laufe der Staffel wunderbar geheimnisvoll eingeführt, die Auflösung, dass ein misshandelter Junge zum Bösewicht wurde, war mir ein bisschen zu gefällig und erklärt im Grunde wenig. Wenn Fillory doch Martins Zufluchtsort war, wieso hat er sich die Welt dann untertan gemacht und in einen kalten und unbarmherzigen Ort verwandelt?

Eine gänzlich unerwartete Wendung hat die Geschichte um Julia genommen. Zwar war ich mir einigermaßen sicher, dass die Anrufung von Our Lady Underground irgendwelche Konsequenzen haben wird, aber ich habe eigentlich nie in Frage gestellt, dass sie ihnen ihre Wünsche tatsächlich erfüllt hat. Die Wahrheit ist so viel bitterer und macht vielleicht zum ersten Mal deutlich, wie dunkel das Universum von „The Magicians“ wirklich ist. Our Lady Underground war lediglich eine Maskerade von Reynard the Fox, einem Dämon, der sich die Gutgläubigkeit von Julia zunutze macht. Er übernimmt Richards Körper, tötet bis auf Kady alle Mitglieder von „Free Trader Beowulf“ und vergewaltigt Julia, eine Szene übrigens, die bedrückend ausführlich gezeigt wird. Das Interessante ist, dass ihre erste Reaktion ist, Marina anzurufen und sie einen Zauber ausführen zu lassen, um die Erinnerung daran zu blockieren. Erst in den letzten paar Sekunden der Folge erfahren wir, dass sie Angst vor ihrer eigenen Rache hatte und deshalb lieber daran glauben wollte, dass etwas Wundervolles geschehen ist.

Warum man sich dafür entschieden hat, die Staffel mit einem Cliffhanger enden zu lassen, ist allerdings nur schwer zu verstehen. Vor allem angesichts der Tatsache, dass das „Beast“ über die ganze Staffel hinweg als ultimativer Bösewicht aufgebaut wurde, fehlte mir ein wenig die Genugtuung, dass unsere Helden tatsächlich etwas erreicht haben. Auf der anderen Seite ist vielleicht auch das ein Zeichen dafür, dass bei „The Magicians“ sämtliche Klischees unterwandert werden. Die Folge endet damit, dass die Situation für die Helden aussichtslos scheint, Penny hat seine Hände verloren, Alice ist dabei zu verbluten. Und plötzlich ist aber nicht mehr das „Beast“ der Feind, sondern Julia, die offenbar glaubt, dass sie mit ihm eher in der Lage ist, sich an Reynard zu rächen. Es sind große Versprechungen für die zweite Staffel, die die Serie hier macht, und es bleibt nur zu hoffen, dass sie diese auch erfüllen kann.

Have you brought me little Notes. Der Titel kommt mir etwas zufällig vor, inwiefern waren die kleinen Kuchen wichtig? Die Erzählweise gefiel mir ausgesprochen gut, weil sie sehr literarisch war und nochmals Quentins Wunsch unterstrich, der Held dieser Geschichte zu sein. Die Luft von Fillory besteht zu einem kleinen Teil aus Opium, das fand ich amüsant. Die „volunteer tomato“ gibt es übrigens wirklich, leider kenne ich mich nicht genug in Botanik aus, um den deutschen Begriff dafür zu kennen. Dass ausgerechnet Eliot der High King von Fillory ist, kam überraschend. Aber vielleicht hilft ihm das wirklich, seine Wunden zu heilen. (Obwohl ich gestehen muss, ich find’s doof, dass nun ausgerechnet der Schwule in der Gruppe die Bauerntochter heiraten muss.) Und dass der Samen eines Gotts nötig ist, um aus Alice bzw. Julia eine Meistermagierin zu machen, war mir definitiv zu patriarchalisch (wenn nicht gar phallozentrisch, wenn ich da an die Art denke, wie Julia an den Samen kommt). Wann genau stiehlt Julia Alice eigentlich das Messer? Als sie in die Hütte gehen, hängt es noch deutlich sichtbar an ihrer Hüfte, zwei Minuten später ist es weg.

Wenngleich „The Magicians“ kaum beachtet und von zahlreichen Review-Webseiten regelrecht ignoriert wurde, muss ich sagen, dass sie eine der positiven Überraschungen dieses Jahres war. Vermutlich wird erst die zweite Staffel zeigen, ob das nunmehr erreichte Niveau gehalten werden kann, vor allem aber, wie eigenständig sich die Geschichte weiterentwickelt, da die erste Staffel Themen aus dem ersten wie auch dem zweiten Buch verwertet hat. Ich jedenfalls bin hellauf begeistert und kann deshalb versprechen, dass ich die Reviews auch nächstes Jahr fortsetzen werde.

5 von 5 auserwählten Bananen.

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