A Series of unfortunate Events | The miserable Mill (1×07+08)

„It’s better if you can’t see it.“

Violet, Klaus und Sunny müssen in einer Sägemühle schuften, in der die Arbeiter trotz schrecklicher Bedingungen ungewöhnlich gut drauf sind. Bald darauf ist auch Klaus verdächtig fröhlich. Spoiler!

Die Baudelaires machen sich auf eigene Faust auf den Weg zur Sägemühle „Lucky Smells“, die sie auf dem Foto von Josephine gesehen haben. Dort angekommen, werden sie gezwungen, in der Mühle zu arbeiten, und erfahren außerdem, dass ihre Eltern die komplette Stadt niedergebrannt haben sollen. Während sie die Wahrheit herauszufinden versuchen, wird Klaus wie alle anderen Arbeiter von der Augenärztin Dr. Orwell hypnotisiert. Derweil schleicht sich Olaf als Shirley, die neue Sekretärin Dr. Orwells, ein und bietet an, die Waisen zu adoptieren.

Nach dem Tief der letzten zwei Folgen drehen diese noch mal voll auf und sorgen somit für einen fulminanten Abschluss der ersten Staffel. Die Erkenntnis, dass die gezeigten Eltern, die zu ihren Kindern zurückzukommen versuchen, mitnichten die Eltern der Baudelaires sind, traf mich wie ein Schlag (Zitat aus meinen Notizen: „Neeeeeeeein! Hä?“), aber was haben wir eigentlich erwartet? Wir wurden mehrfach gewarnt, dass dies keine glückliche Geschichte ist, und wie hätte es da reingepasst, dass die Eltern noch leben? Eben. Großartig!

Wahrscheinlich müssten wir jetzt noch mal alle Folgen von vorn gucken, um herauszufinden, wie es gelungen ist, uns dermaßen an der Nase herumzuführen. Ich weiß, ich habe allein anhand der charakterlichen Ähnlichkeiten zwischen den Kindern und ihren vermeintlichen Eltern darauf geschlossen. Das immer wieder gezeigte Gruppenfoto habe ich auch aus genau diesem Grund nie so genau angeschaut, und eigentlich hätte ich schon misstrauisch werden müssen bei dem Foto vom Piano in Montgomerys Haus. Kurz gesagt, ich bin absolut begeistert davon, wie das erzählt wurde, und wenn ich das mit meinem aus Wikipedia erlangten Wissen über die Buchreihe richtig verstanden habe, wurde auf diese Weise geschickt vorbereitet, dass die Baudelaires im Internat die Quagmeirs kennenlernen, die nun ebenfalls Waisen sind.

Aber selbst ohne das war der Plot von „The miserable Mill“ unheimlich fesselnd, in erster Linie natürlich aufgrund der Thematik der Hypnose. Das Ganze hat ohnehin schon einen gruseligen Beigeschmack, wird hier aber auf die Spitze getrieben, indem man quasi willenlose Arbeiter erschafft, die mit fünf Minuten Mittagspause zufrieden sind, in der sie Kaugummi kauen dürfen, und die man mit Coupons bezahlen kann. Und dann wird auch noch Klaus hypnotisiert, nachdem die Kinder bei allem Unglück, das ihnen bisher widerfahren ist, doch immer sie selbst geblieben sind und ihren Verstand nutzen konnten. Das war eigentlich das Schlimmste daran.

Erstaunlicherweise war Graf Olaf in dieser Geschichte weniger präsent als in den vorherigen, aber das lag wohl auch daran, dass er sich mit seiner Ex Georgina Orwell zusammentun musste, die, wie wir dann schnell gemerkt haben, ein Bösewicht ganz eigener Klasse ist. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass sie Olaf über kurz oder lang ausgespielt hätte, um das Vermögen der Kinder ganz für sich allein zu haben. Fantastisch war jedenfalls die Szene, in der Klaus zu ihr kommt, weil seine Brille kaputt ist, und sie ihn dann auf diesem Stuhl festschnallt und im „Clockwork Orange“-Stil einer Gehirnwäsche unterzieht. Interessant, dass sie als Codewort, um ihn aufzuwecken, ausgerechnet „inordinate“, also „regellos“ gewählt hat.

The miserable Notes. Wir lernen, das Wort „Partner“ hat viele Bedeutungen. Und so wird wunderschön subtil erklärt, dass Charles und Sir ein Paar sind. Ich mochte die „very fancy door“ für Besucher. Der Unfall, wo Klaus den riesigen Stempel auf Phils Bein niedersausen lässt, war fast ein bisschen viel. Vor allem, weil Phil dabei so fröhlich bleibt. Haben wir erfahren, wer das Feuer bei den Quagmeirs auslöst? Hab ich das nur verpasst? Noch so eine schöne Meta-Anspielung auf das Serienformat: „Haven’t you learnt anything this year … week … season?“ Jacquelyne schickt Klaus das Teil des Fernrohrs wieder, das Olaf gestohlen hatte. „That’s not how the Story goes“, der Song am Ende der Folge, ist sooo wunderschön traurig.

Üblicherweise ziehe ich an dieser Stelle ein Fazit der Staffel, doch ich muss feststellen, dass mir das bei diesem ungewöhnlichen Erzählformat schwer fällt. Dies ist vielleicht die am seriellsten erzählte Serie, die ich je erlebt habe, und aus diesem Grund stehen sämtliche Doppelfolgen tatsächlich ein bisschen für sich. Während ich „The wide Window“ über weite Strecken langweilig fand, hat mich „The miserable Mill“ geradezu an den Bildschirm gefesselt. Im Ganzen ist die Serien-Adaption ohne jeden Zweifel besser als der Kinofilm, weil sie sich Zeit für die Charaktere und ihre Schrullen nimmt. Der depressive Unterton ist jedenfalls einmalig in der Fernsehlandschaft, die Ausstattung und die skurrilen Details lassen die glorreiche Zeit von „Pushing Daisies“ wiederaufleben, und die Schauspieler brillieren in ihren Rollen. Die gute Nachricht an dieser Stelle ist: Die zweite Staffel wurde bereits bestellt, wird aus zehn Folgen bestehen und somit die nächsten fünf Bücher abdecken. Eine geplante dritte Staffel widmet sich dann den restlichen vier Büchern, wobei man die Dreharbeiten recht schnell abschließen will, damit die Kinder nicht zu sichtbar altern. Klingt, als machen die alles richtig …

5 von 5 hypnotisierten Bananen.

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