„Today was the happiest day of my life.“
Bei der Hochzeit von Fisk und Vanessa kommt es zum großen Showdown mit Matt und Dex. Spoiler!
It’s the silver bullet to take down Fisk
Fisk will endlich Vanessa heiraten, und Matt sieht darin die perfekte Gelegenheit zum Angriff. Er manipuliert Dex, so dass der im Daredevil-Anzug die Hochzeitsparty crasht und Matt einfach hinter ihm reinmarschieren kann. Derweil aber fällt Foggy das Abschiedsvideo von Nadeem in die Hände, mit dem sie Fisk ein für alle Mal hinter Gitter bringen können – sofern Matt ihn am Leben lässt.
Durchgehend hohes Niveau
„A new Napkin“ ist Abschluss und Neuanfang in einem, denn viele lose Enden, die uns drei Staffeln lang begleitet haben, werden nun vertäut. Das wirkt an mancher Stelle vielleicht etwas zu gefällig, zu versöhnlich, doch das scheint verzeihlich, wenn man das große Ganze sieht.
„Daredevil“ hat wie kaum eine andere Serie vom neuen Erzählen der Streaming-Ära profitiert. Davon, große, staffelübergreifende Handlungsbögen zu spannen und die Figuren konsequent weiterzuentwickeln. Allenfalls fehlen dadurch die einzelnen Glanzpunkte, die Serien früher so oft ausmachten. Dafür spielte aber auch diese Staffel wieder insgesamt auf einem ausgesprochen hohen Niveau, wie ihr an meinen jeweiligen Bewertungen sehen konntet.
„For me, personally, he spent many years trying to get me to face my own fears. To understand how they enslaved me, how they divided me from the people that I love. He counseled me to transcend my fears, to be brave enough to forgive … and see the possibilities of being a man without fear.“
Die Reise des Matt Murdock
Das für mich Befriedigendste daran war jedoch Matts persönliche Reise, die am Ende zu einem „full circle“ führt. Habe ich gedacht, dass er Fisk wirklich töten wird? Zweifellos, ja. Und das ist das Schöne daran, denn es hätte genauso seinem Weg entsprochen wie es nun seine Unfähigkeit tut. Die schiere Frustration, die wir in seinem Gesicht ablesen können, als er zum finalen Schlag ausholt … und dann einfach nicht kann, die ist fast unerträglich.
Charlie Cox hat der Figur von Anfang an unheimlich viel gegeben. Hier aber übertrifft er sich noch einmal selbst, denn jedes seiner Gefühle ist für den Zuschauer spürbar. Sein Daredevil ist weder strahlender Held noch Antiheld, er ist vor allem menschlich. Sein Glaube war dabei immer das Zentrum seiner Persönlichkeit – selbst als er zweifelte. Nur so erkennt er schließlich, dass ihn das, was hinter ihm liegt, zu dem macht, der er ist. Mit all seinen Fehlern, aber auch mit seiner Wertschätzung für das Leben.
Action und Psychologie
Eine Menge Leute schauen die Serie hauptsächlich wegen ihrer überragenden Choreographie, und natürlich ist der Kampf Fisk gegen Matt gegen Dex ein besonderes Highlight. Wesentlich interessanter ist jedoch die Psychologie dahinter. Dex, der nach Fisk nun auch noch von Matt manipuliert und benutzt wird. Oder Matt, der Fisk problemlos auch Dex hätte überlassen können, das aber explizit nicht tut, weil er insgeheim immer wusste, dass er ihn nicht töten will. Und natürlich Fisk selbst, der sich mit Dex sein eigenes Monster erschaffen hat, und den seine Liebe zu Vanessa am Ende schwach gemacht hat. All diese Schichten werden hier fein säuberlich entblättert.
„I could use someone else to help me now …“
Abschluss … oder Neuanfang?
Wie geht es nun weiter? Foggy zieht seine Kandidatur als Bezirksstaatsanwalt zurück, denn ohne Fisk hatte er eigentlich nie eine echte Kampagne. Stattdessen möchte er zusammen mit Matt die alte Kanzlei wiedereröffnen – diesmal mit Karen als Namenspartnerin.
Ich gebe zu, es hat seinen Reiz, sich vorzustellen, dass sie jetzt alle ein völlig normales Leben führen und Matt seine Kämpfe künftig wieder im Gerichtssaal austrägt. Doch auch ohne eine vierte Staffel wissen wir, dass das nicht passieren wird. Unsere drei Helden werden immer irgendwie in Schwierigkeiten geraten.
Aber ihr Sicherheitsnetz ist gewachsen, sie haben Kontakte geknüpft, die ihnen zukünftig helfen werden. Sie haben die schlimmsten Seiten voneinander gesehen und sind trotzdem Freunde geblieben. Und Matt hat endlich eine Mutter, die Father Lantoms Aufgaben übernehmen und ihm spirituelle Führung geben will. Alles in allem also fast schon ein echtes Happyend.
A new Note
• Der kraftvollste Moment der Folge? Wenn sowohl Matt als auch Fisk einen Kampfschrei ausstoßen und aufeinander losgehen.
• Der schönste? Wenn Matt nach getaner Arbeit auf dem Dach hockt, über seiner Stadt, und die Musik anschwillt.
• Mir gefiel auch die Metapher vom Wandteppich, von dem wir Menschen nur die Rückseite sehen.
5 von 5 Bananen auf einer blutigen Hochzeit.
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Es war eine gute, spannende und fesselnde Staffel die mich wirklich voll gepackt hat. Man hat sich hier viel Mühe gegeben, der Serie einen guten Abschluss zu geben.
Manche Folgen habe ich sogar zweimal oder dreimal angeschaut, selbst da hatte ich nie Langeweile.
Fast alle Mitwirkenden haben Profil und Tiefgang. Selten gab es in einer Serie so gut ausgearbeitete Bösewichte, die nicht nur einfach fies und böse sind, sondern eine super ausgearbeitete Charakterzeichnung besitzen, so das ihre Motivation viel glaubwürdiger und nachvollziehbarer ist.
Schade das es jetzt vorbei ist.
Die Metapher von dem Wandteppich, das wir nur die Rückseite wahrnehmen, fand ich auch genial.