Star Trek: Deep Space Nine | Duet (1×19)

„You see, you’re the one who’s lying now, Major. It’s not the truth you’re interested in. All you want is vengeance.“


Ein vermeintlicher Kriegsverbrecher kommt nach Deep Space Nine, und Kira tut alles, um Sisko von dessen Schuld zu überzeugen. Spoiler!

Enough good people have already died … I won’t help kill another

Der an Kalla-Nohra erkrankte Cardassianer Aamin Marritza erreicht die Station, wo ihn Kira sofort festnehmen lässt, weil er sich diese Krankheit nur im Arbeitslager Gallitep zugezogen haben kann und somit ein Kriegsverbrecher ist. Die Ermittlungen ergeben jedoch bald, dass er in Wirklichkeit sogar Gul Darhe’el ist, der grausame Leiter von Gallitep, der sich sodann mit seinen Heldentaten brüstet. Doch irgendetwas ist falsch an seiner Geschichte, und Kira ist entschlossen, sein Geheimnis zu lüften.

Keine Kollektivschuld

„Duet“ gehört zweifellos zu den besten Folgen nicht nur der ersten Staffel, sondern der gesamten Serie. Kriege führen immer dazu, dass man den Gegner nur noch als gesichtslose Masse wahrnimmt, als Kollektiv, das an den begangenen Verbrechen als Ganzes Schuld trägt. Es gehört zum Heilungsprozess dazu, nicht nur intellektuell, sondern auch emotional zu akzeptieren, dass eben nicht alle gleich schuldig sind. Dass auch die Gegner Individuen sind, die ihre eigene Geschichte haben. Vielleicht findet dieses Thema gerade in mir als Deutscher so besonders viel Resonanz, weil ich immer noch mit einer Kollektivschuld aufgewachsen bin, obwohl noch nicht mal mehr meine Eltern den Zweiten Weltkrieg selbst erlebt haben.

Marritza: „War crimes? How can there be war crimes when there hasn’t been a war? Oh, I can understand your wish that there had been a war. Your need to indulge some pathetic fantasy about brave Bajoran soldiers marching to honorable defeat, but in fact, Major, you and I know there was no war. No glory. Bajor didn’t resist. It surrendered.“
Kira: „The Bajorans were a peaceful people before you came. We offered no threat to you. We could never understand why you had to be so brutal.“

Kiras Heilungsprozess

Der Titel der Folge macht aber auch deutlich, dass dies nicht einfach nur die Geschichte von Kiras Heilungsprozess ist, auch wenn sie uns Zuschauern natürlich näher ist als Marritza. Nach allem, was sie in dieser Staffel schon erlebt hat, befindet sie sich in einem Zwiespalt. Einerseits fühlt sie eine Verpflichtung, die Opfer Galliteps zu rächen. Andererseits weiß sie, dass die Hinrichtung Marritzas/Darhe’els am Ende niemandem irgendeine Genugtuung verschaffen wird, am wenigsten den Toten. So morbide es für die Überlebenden klingen mag, der Riss zwischen diesen beiden Völkern muss überwunden und nicht noch vertieft werden. Und dazu gehört eben auch, dass Kira erkennt, dass nicht jeder Cardassianer per se ein Verbrecher ist, sondern jede Person seine eigene Geschichte hat.

Überlebensinstinkt ist kein Verbrechen

Marritza wiederum steht für die andere Seite und für jene Leute, die während des Krieges nicht den Mut hatten, sich gegen das Unrecht zu stellen. Er wusste, dass das, was die Cardassianer tun, falsch ist. Aber wem hätte es genützt, sich aufzulehnen? Das hätte keinen einzigen Bajoraner gerettet und ihn am Ende nur selbst das Leben gekostet. Auch das ist ein beliebtes Märchen unserer Zeit – dass man sich bereits schuldig macht, weil man ein Mitläufer ist und sein eigenes Überleben über das anderer stellt.

Kira: „The Butcher of Gallitep died six years ago. You’re Aamin Marritza, his filing clerk.“
Marritza: „That’s not true, I am alive! I will always be alive! It’s Marritza who’s dead! Marritza, who was good for nothing but cowering under his bunk and weeping like a woman! Who would, every night, cover his ears, because he couldn’t bear to hear the screaming for mercy of the Bajorans …“

Ein langer Weg

Es ist nur passend für eine derart gespaltene Folge, dass sie auf ein Happyend verzichtet. Kira vergibt Marritza und findet auf diese Weise Seelenruhe. Marritza kann das zwar nicht, muss aber akzeptieren, dass er nicht für die Verbrechen eines ganzen Volkes bezahlen kann. Wie lang der Weg ist, der noch vor ihnen liegt, beweist der Anschlag von Kainon, der Marritza am Ende hinterrücks ersticht. Nicht, weil er Marritza oder Darhe’el ist. Sondern, weil er ein Cardassianer ist.

Dual Notes

• Hat Kira denn gar nichts dazugelernt? Jetzt wendet sie sich schon wieder hinter Siskos Rücken an die bajoranische Regierung, um ihr Anliegen durchzusetzen …
• Hätten Jake und Nog mal nicht die ganze Yamoksoße verkauft – Marritza hätte gerne welche zu seinem Essen gehabt.
• Dukat sagt an einer Stelle, Bajors Besatzung zu beenden, war eine politische Entscheidung. Haben wir eigentlich je erfahren, was genau die Gründe waren? Das fände ich nämlich wirklich interessant.
• Ich bin von der modernen Fototechnik echt begeistert. Obwohl das Bild aus Gallitep ziemlich unscharf ist, kann man schließlich nicht nur einzelne Gesichter erkennen, sondern sogar hinter Personen gucken.

5 von 5 Bananen, die unschuldig sind.

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