Star Trek: Deep Space Nine | In the Hands of the Prophets (1×20)

„I’m a teacher. My responsibility is to expose my students to knowledge, not hide it from them.“


Vedek Winn besucht die Station und verlangt von Keiko, dass sie ihre Schüler im bajoranischen Glauben unterrichtet. Spoiler!

You and your Federation exist in a universe of darkness

Vedek Winn stattet Deep Space Nine einen Besuch ab und mischt sich sogleich in Keiko O’Briens Lehrplan ein, der den bajoranischen Glauben sehr explizit ausklammert. Während sich diese Spaltung auf der ganzen Station ausbreitet, bittet Sisko den gemäßigten Vedek Bareil um Hilfe, der zunächst aus politischen Gründen ablehnt. Währenddessen findet O’Brien die verkohlten Überreste eines Kollegen, der offenbar in aller Frühe Reparaturen durchgeführt hat, ohne jemandem Bescheid zu sagen.

Zwei Extreme

„In the Hands of the Prophets“ bildet einen beinahe perfekten Abschluss für die erste Staffel von „Star Trek: Deep Space Nine“, die auf diese Weise vom großen Thema der Serie gerahmt wird. Es geht um Extreme und die Suche nach einem gemeinsamen Nenner, und das zog sich wie ein roter Faden durch etliche Folgen. Föderation und Bajoraner vertreten zwei sehr unterschiedliche Philosophien, und es tut gut, dass sich auch „Star Trek“ mit seiner Ambition, eine im wahrsten Sinne des Wortes utopische Zukunftsvision zu zeigen, nicht davor scheut, diese Unterschiede zu benennen.

Es gibt in diesem Punkt kein Richtig oder Falsch. Die Bajoraner haben ein Recht darauf, gemäß ihres Glaubens zu leben, ebenso wie die Föderation nichts verkehrt macht, wenn sie auf wissenschaftliche Fakten vertraut. Das ist es, was Sisko versucht, seinem Sohn zu erklären, als sie über Galileo sprechen. Ein friedliches Miteinander ist nur möglich, wenn wir lernen, zu differenzieren, uns in andere hineinzuversetzen, und vor allem fremde Standpunkte als solche zu akzeptieren. Winn ist dazu nicht in der Lage, aber es ist schade, dass auch Keiko so stur auf ihrer Meinung beharrt und damit ein ziemlich schlechtes Beispiel für die Föderation und ihre Werte abgibt.

Keiko: „I’m not teaching any philosophy. What I’m trying to teach is pure science.“
Kira: „Some might say pure science, taught without a spiritual context, is a philosophy, Mrs. O’Brien.“

Politik im Dienste der Religion

Die Folge zeigt uns aber auch, dass Kai Opakas „Tod“ in „Battle Lines“ Konsequenzen für Bajor hat: Der Wahlkampf für die Position des neuen Kai ist im vollen Gange. Interessant ist, dass sowohl Winn als auch Bareil, selbst wenn sie noch so verschieden sind, verstehen, wie Politik funktioniert. Wir haben zu wenig von Opaka gesehen, um beurteilen zu können, welches ihre Motive waren, aber es scheint so, als sei die Rolle des Kai nicht nur eine spirituelle, sondern auch eine politische.

Immerhin, Winn wird hier ohne den Hauch eines Zweifels als Bösewicht präsentiert. Als Emporkömmling meinetwegen, aber zumindest als jemand, der nicht davor zurückschreckt, andere zu instrumentalisieren, um die eigenen Ziele zu erreichen. Und für den Mord ein probates Mittel ist, um an die Macht zu gelangen. Bareil auf der anderen Seite wirkt fast ein wenig zu sanft, um es mit Winn aufnehmen zu können, aber auch das mag täuschen. Ich freue mich jedenfalls darauf, mehr von den beiden zu sehen.

Stille Wasser

Ein spannender Nebenplot, der fast beiläufig das Miteinander zwischen Offizieren der Sternenflotte und des bajoranischen Militärs zeigt, nur um dann ins glatte Gegenteil zu verfallen, ist der mysteriöse Tod eines Technikers. O’Brien und Neela kommen so gut miteinander klar, dass es Keiko sogar für angebracht hält, ihren Mann daran zu erinnern, dass er verheiratet ist. Und nach all dem Ärger, den er die ganze Staffel über hatte, will man sich eigentlich darüber freuen, dass er endlich mal eine kompetente Kollegin hat. Aber der Schein kann trügen, das zeigt dieser Fall wohl überdeutlich. Während eine Kira jederzeit lautstark protestiert, wenn ihr etwas nicht passt, spielt Neela die nette Technikerin und plant im Geheimen einen Mordanschlag.

Bareil: „Today I am only a vedek. If the Prophets will it, someday I may be Kai. And I can be a better friend to you then.“
Sisko: „In other words, being my friend now might hurt your chances?“
Bareil: „The Prophets teach us patience.“
Sisko: „It appears they also teach you politics.“

Schwacher Start mit Luft nach oben

Es fällt mir schwer, ein abschließendes Urteil über diese Staffel zu fällen, und zwar aus dem einfachen Grund, weil ich die Serie zum wiederholten Male schaue. Ich weiß, was noch kommt, welche großartigen Geschichten noch auf uns warten, und wie sehr sich die Figuren noch entwickeln werden. Realistisch betrachtet ist „Star Trek: Deep Space Nine“ mit einer allenfalls durchschnittlichen Staffel gestartet, die zu stark auf bewährte Plots setzt und allzu oft nur wenig aus dem neuartigen Setting macht. Andererseits sind die großen Themen rund um das Miteinander der Völker, den Heilungsprozess der Bajoraner und eben die Religion stets präsent und geben der Serie damit schon früh eine interessante Richtung. Und Folgen wie „Progress“, „The Forsaken“ oder „Duet“ sind frühe Highlights, die zeigen, welches Potenzial in „Star Trek: Deep Space Nine“ steckt.

In the Hands of the Notes

• Zu Beginn der Folge ist Kira noch auf Winns Seite, doch ich schätze, nach diesem Vorfall macht sie ihr Kreuzchen bei der Wahl woanders.
• Die Parallelen zu terroristischen Anschlägen und vor allem Selbstmordattentaten sind mehr als offensichtlich – und für die Zeit in der Tat ungewöhnlich.

5 von 5 zu Brei geschmolzenen Bananen.

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