Star Trek: Discovery | Saints of Imperfection (2×05)

„Starfleet is a promise. I give my life for you, you give your life for me. And nobody gets left behind.“


Die Discovery plant einen gefährlichen Sprung ins Myzelium-Netzwerk, um Tilly zu retten. Spoiler!

I want to have faith – in its absence, only duty remains

Die Discovery holt endlich Spocks Shuttle ein, doch an Bord finden sie nur Captain Georgiou, die behauptet, das Schiff bereits leer vorgefunden zu haben. Da Spocks Verschwinden irgendwie mit den roten Signalen zusammenzuhängen scheint, schickt Sektion 31 Ash Tyler als Verbindungsoffizier auf die Discovery. Dort plant man inzwischen schon eine tollkühne Rettungsmission für Tilly, die bei den jahSepp im Myzelium-Netzwerk gelandet ist. May erklärt, dass ihre Spezies von einem Monster heimgesucht wird, und bittet sie um Hilfe.

Keine Zeit, keine Zeit

Praktisch jede Folge von „Star Trek: Discovery“ lässt sich auf genau ein Problem herunterbrechen: das Tempo. Die Autoren wollen grundsätzlich viel zu viel Plot in zu wenig Zeit abwickeln, erzählen immer drei Geschichten gleichzeitig und halten sich mit unnötigen Erklärungen auf statt uns mal einen ruhigen Moment mit den Charakteren zu gönnen.

Auch „Saints of Imperfection“ hätte eine wesentlich bessere Folge werden können, wenn sie ungefähr doppelt so lang wäre, weniger Technobabble enthielte und uns nachvollziehbar (!) erklären könnte, wieso Tilly und May plötzlich BFF sind. Und Sektion 31 am besten gleich ganz weggelassen hätte, denn eigentlich hilft uns das alles nicht weiter und macht „Auf der Suche nach Mr. Spock 2.0“ langsam nachgerade lächerlich.

„You’re devoted to creation, to life. And there are a million reasons to love you, but that’s mine.“

Erzählen mit dem Reset-Button

Beginnen wir aber mit dem großen Batzen: die Rückkehr von Hugh Culber. Es ist ein bisschen die ultimative Wiedergutmachung der Fehler von Staffel 1, denn nachdem die Promotion damals ein Riesending draus gemacht hat, dass Stamets und Culber das erste gleichgeschlechtliche Paar in „Star Trek“ sind, war es schon etwas … nennen wir es unsensibel, einen von ihnen nach der Hälfte der Staffel umzubringen. Ich steige hier aber bewusst nicht in die beliebte Diskussion ein, dass schwulen Charakteren in Serien meist keine lange Lebenszeit vergönnt ist. Das ist ein gänzlich anderes Problem, und mir geht es im Moment allein um die erzählerische Logik.

Also, ich bin Culmets-Shipperin der ersten Stunde, lasst mich das festhalten. Ich finde die beiden unfassbar süß zusammen und war genauso schockiert und wütend wie alle anderen, als Culber starb. Aber ich gehöre selbst zur schreibenden Zunft und vertrete daher die wahrscheinlich unpopuläre Meinung, dass dieser Tod erzählerisch notwendig war. Er hat Stamets stark beeinflusst und ihn als Person wachsen lassen. Diesen lebensverändernden Einschnitt rückgängig zu machen (ohne jedes Opfer oder Konsequenzen), nimmt einen riesigen Brocken aus der Geschichte und erklärt ihn rückwirkend für nichtig. Das ist im besten Falle Fanfiction, also das Umdeuten der Handlung nach eigenen Vorstellungen, hat mit konsistentem Erzählen aber nicht mehr viel zu tun. (Zumal wir davon ausgehen können, dass die beiden von nun an nie wieder in irgendeiner ernsthaften Gefahr schweben werden, weil #Aufschrei.)

Technobabble für alle

Das Ergebnis steht nun aber, was also sagen wir zur Ausführung? Der Plan, die Discovery halb ins Myzelium-Netzwerk dippen zu lassen, ist so cool wie hanebüchen. Visuell ist das auf jeden Fall beeindruckend, und selbst die Auflösung, dass jede Seite den jeweils anderen als „Monster“ betrachtet, obwohl sie alle bloß ums Überleben kämpfen, reiht sich perfekt in die „Star Trek“-Ideologie ein.

Warum man allerdings meint, wirklich jede Technologie auf Teufel komm raus erklären zu müssen, geht über meinen Verstand. Die ganze Sequenz am Übergang vom Netzwerk in den normalen Raum, als sie feststellen, dass Culber nicht mitkommen kann, ihnen dann der Kokon einfällt, May erklärt, dass das nicht funktioniert, und sie schließlich doch eine Lösung finden, wie sie den Kokon benutzen können, ist zu lang und viel zu kompliziert. Als Zuschauer interessiert mich die konkrete Physik einer fiktiven Technologie nicht, die darf gerne vorausgesetzt werden. Es hätte der Spannung keinen Abbruch getan, wenn sie einfach gesagt hätten: Wir wissen nicht, ob es mit dem Kokon funktioniert, aber wir versuchen es. Ein schöner Nebeneffekt wäre dabei die Verschiebung auf die emotionale Ebene gewesen.

„Whatever you are, I’m holding a Type 3 phaser rifle. It is more powerful and generally larger than the Type 1 or the Type 2, which I guess is why they call it a 3.“

Ferner geschah dies

Im Vergleich dazu nimmt das anfängliche Intermezzo um Spock und Sektion 31 viel zu viel Raum ein. In dem Moment ist es schlichtweg unwichtig, ob Georgiou einen neuen Lebenszweck gefunden hat, Pike und Leland eine alte Freundschaft verbindet oder Tyler still vor sich hin leidet – ich will verdammt noch mal wissen, was mit Tilly passiert ist! Hauptsächlich, weil man sich damit zu lange aufhält, wirkt die zweite Hälfte der Folge so gehetzt.

Notes of Imperfection

• Die visuellen Effekte im Zusammenhang mit dem Myzelium-Netzwerk kann ich gar nicht genug hervorheben. Die halb eingetauchte Discovery ist einfach eine Schau. Genauso die Konsequenz, dass die Hälfte der Untertassensektion nach dem Wiederauftauchen angefressen ist.
• Sektion 31 hat nicht nur Kommunikatoren, die es offiziell erst zu Zeiten von Picard gab, sondern sogar Tarntechnologie.
• Admiral Cornwell wiederzusehen, war nett, aber seltsam. Ich hatte die überhaupt nicht mehr auf dem Schirm und frage mich, wo die so urplötzlich herkam. (Dass sie Pike und Leland wie kleine Jungs und nicht wie Sternenflotten-Captains behandelt, ist ein ganz anderes Thema.)
• Apropos Technobabble: Irgendwas mit Tachyonen und den Optionen Zeitreisen, Tarntechnologie und Transportern. Sucht euch was aus, schätze ich?

3 ½ von 5 halb zersetzten Bananen.

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