Star Trek: Discovery | An Obol for Charon (2×04)

„Maybe it is a damn spider. I hate spiders.“


Die Discovery gerät in die Fänge einer mysteriösen Sphäre, die den Bordcomputer mit einem Virus infiziert. Spoiler!

I am dying, Captain, but I am certainly not dead

Während der Verfolgung von Spocks Shuttle gerät die Discovery in ein multiphasisches Statisfeld, das von einer uralten Sphäre erzeugt wird. Kurz darauf beginnt die Technik auf dem Schiff zu spinnen, der Universalübersetzer fällt aus und Tilly wird mit Stamets, Reno und dem Pilz im Maschinenraum eingeschlossen. Schlimmer noch: Irgendwie scheint die Sphäre bei Saru das „Vahar’ai“ ausgelöst zu haben, eine für seine Spezies typische Krankheit, die unweigerlich zu seinem Tod führen wird.

Vom Versuch, relevant zu sein

„An Obol for Charon“ ist leider nicht die erhoffte Verbesserung gegenüber letzter Woche, eher wird das Problem noch vertieft, indem zusätzlich zu den vielen Handlungssträngen auch noch versucht wird, das Ganze mit aktuellen Problemen von Flüchtlingskrise bis Klimawandel zu verknüpfen. Zugegeben, es ist nicht neu, dass „Star Trek“ gesellschaftlich relevante Themen aufgreift, doch selten geschah das auf derart plumpe Art und Weise, für die man sich als Fan beinahe schämen muss.

„I didn’t realize a greenhouse could be ‘critical’ or ‘propulsive’?“

Klassischer Plot mit Extras

Dabei ist die Ausgangssituation tatsächlich sogar ein klassischer „Star Trek“-Plot: Das Schiff wird von einem unbekannten Wesen „angegriffen“. Trotz der initialen Kampf-oder-Flucht-Reaktion gelingt es der Crew aber, Verstand über Instinkt siegen zu lassen, wodurch sie am Ende mit Wissen aus den letzten 100.000 Jahren belohnt werden.

Vor ein paar Jahren wäre das für eine 45-Minuten-Folge völlig ausreichend gewesen, man hätte sich vielleicht noch ein bisschen mehr mit dem Wesen auseinandergesetzt oder gezeigt, wie die Crew auf die Krise reagiert. Stattdessen bekommen wir es bei „Star Trek: Discovery“ zusätzlich noch mit Sarus vermeintlichem Todeskampf zu tun, während im Maschinenraum eine gänzlich andere Geschichte erzählt wird, die nichts, aber auch wirklich gar nichts mit der Haupthandlung zu tun hat.

Der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen

Denn – Überraschung! – der unförmige Pilz, den sie letzte Woche aus Tilly rausgeholt haben, entkommt im allgemeinen Durcheinander seinem Gefängnis. Dabei bleibt festzuhalten, dass dieser Plot in meinen Augen sogar noch der Interessantere ist und vielleicht nicht unbedingt zur Nebenhandlung degradiert gehörte. Denn von der ganzen Klima-Diskussion einmal abgesehen wird hier die Grundlage für eine Erklärung geschaffen, warum wir später im „Star Trek“-Universum nie wieder etwas vom Sporen-Antrieb gehört haben.

Stellt sich raus, Stamets Besuche im Myzelium-Netzwerk sind nicht unbemerkt geblieben, tatsächlich scheint er damit sogar einigen Schaden anzurichten. Die spannende Frage ist: Welche Rolle spielt Tilly in dem Ganzen? Sie scheint keineswegs ein zufälliges Opfer zu sein, vielmehr betont May alias der Pilz mehrmals, dass sie eine Schlüsselfunktion einnimmt. Und dann ist sie plötzlich verschwunden. Wahrscheinlich ins Netzwerk entführt?

„You found yourself among the stars. You found your strength, your bravery.“

Sterben oder nicht sterben, das ist nie die Frage

Ein Serien-Tropus, den ich allerdings wirklich nie mehr sehen möchte, ist das Crewmitglied, das dem Tod bereits so nahe ist, dass es seinen Nachlass regelt, nur um dann doch zu überleben. Während man als Zuschauer von Anfang an weiß, dass die Figur gar nicht sterben kann, weil sie viel zu wichtig ist. Selbst ein „Star Trek: Discovery“, das bisher nicht gerade zimperlich damit war, Figuren abzumurksen, kann keinen Publikumsliebling wie Saru töten. Umso ärgerlicher ist, dass man den Zuschauer offenbar für dumm verkaufen will und das wirklich bis zum bitteren Ende durchzieht, dabei ordentlich auf die Tränendrüse drückt, bevor sich Saru plötzlich innerhalb von Minuten vollständig erholt.

Immerhin, damit wird eine vielversprechende neue Geschichte angestoßen: Dass nämlich das „Vahar’ai“ mitnichten zum Tod führt, sondern vielmehr ein natürlicher Schritt in der Entwicklung der Kelpianer ist, eine Art Äquivalent der Pubertät. Was die Praxis der Ba’ul, die angeblich todgeweihten Kelpianer von ihrer Heimatwelt zu holen und zu töten, zu einem Präzedenzfall für die Erste Direktive machen könnte.

A Note for Charon

• Etwas plakativ war auch die Erklärung, warum die Enterprise später wieder Bildschirme statt Hologramme für die Kommunikation nutzt.
• Ach ja, Pikes „Nummer Eins“ ist gefühlte zwei Minuten zu sehen und hat schon jetzt etliche Fans, weil sie mal eben einen Burger verdrückt.
• „Am I the only one who bothered to learn another language?“ ist ein Stoßseufzer, der in Amerika wohl eher Widerhall findet. Aber interessant ist das schon, dass offenbar noch nicht mal alle in der Sternenflotte dieses „Föderationsstandard“ sprechen.
• Sarus begrüntes Quartier war eine Schau. Ein bisschen mehr davon, um die Figuren als echte Personen zu zeigen, täte der Serie wahrlich gut.

2 ½ von 5 angebohrten Bananen.

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