Star Trek: Discovery | Perpetual Infinity (2×11)

„People think time is fragile. Precious. Beautiful. Sand in an hourglass, all that. But it’s not. Time is savage. It always wins.“


Die Crew der Discovery erfährt, dass die Daten der Sphäre der entscheidende Faktor sind, um Control daran zu hindern, alles Leben auszulöschen. Spoiler!

All of history can change with our next move

Dr. Gabrielle Burnham wird mithilfe eines Eindämmungsfelds auf Essof IV festgehalten, doch die Discovery kämpft einen aussichtslosen Kampf gegen die Kräfte, die sie in die Zukunft zurückzuziehen versuchen. Sie erfahren, dass Gabrielle mit dem Zeit-Anzug damals den Klingonen entkam, aber 950 Jahre in der Zukunft landete, wo Control alles beherrscht und kein organisches Leben mehr existiert. Seither versucht sie, die Vergangenheit zu verändern, um zu verhindern, dass Control an die Daten der Sphäre gelangt und sich weiterentwickeln kann.

Der Feind bekommt endlich ein Gesicht

„Perpetual Infinity“ ist erneut eine enorm starke Episode, die an vielen Punkten ins Schwarze trifft, doch freilich nicht gänzlich von Logikschwächen verschont bleibt. Insgesamt tut man wohl ganz gut daran, dem großen Bösewicht der Staffel, Control, endlich ein Gesicht zu geben. Dass es Lelands ist, schadet dabei nicht unbedingt, besonders sympathisch war der Sektion 31 Agent ohnehin nie. Andererseits fragt man sich schon, warum Control eigentlich so besessen davon ist, die Daten der Sphäre zu bekommen – die KI scheint auch ohne sie längst übermächtig zu sein.

„You have to consider the fact that the person your mother was when she stepped into that time suit, may not be who she is now.“

Viele Wege, doch nur ein Ziel?

Doch widmen wir uns zunächst der Rückkehr von Gabrielle Burnham. Durch ihre Aufzeichnungen sehen wir noch einmal den Angriff der Klingonen, den wir bisher nur aus Michaels Sicht kannten, und stellen dabei fest, dass sie damals mitnichten gestorben ist. (Ich bin verwirrt, gab es keine Leichen? Oder wird die Geschichte damit enden, dass sie doch wieder an ihren Ausgangspunkt zurückkehrt und schließlich stirbt, wie es immer vorgesehen war?)

Man sollte vermutlich nicht hinterfragen, warum sich der Anzug anschließend 950 Jahre in der Zukunft verankert statt in seine Ursprungszeit zurückzukehren. Von dort aus jedenfalls konnte Gabrielle irgendwie die gesamte Vergangenheit überblicken und auf diese Weise herausfinden, dass die Sphäre das entscheidende Puzzlestück ist, das es Control ermöglicht, sich weiterzuentwickeln (wie gesagt, das stellt sich mir aktuell ganz anders dar). Sie war es auch, die dafür gesorgt hat, dass die Daten der Discovery in die Hände fielen, weil sie glaubte, sie könnten sie beschützen. Der neue Plan, sie so weit in die Zukunft zu schicken, dass Control keinen Zugriff darauf hat, gelingt auch nur halb, wodurch es beinahe den Eindruck macht, als handele sich hier um ein Prädestinationsparadoxon. Oder wie man so was im „Doctor Who“-Universum nennt: ein „fixed point in time“. Also im Grunde unabwendbar.

Komplexe Beziehungen nicht vereinfacht

Gabrielles Auftauchen ist natürlich auch emotional der wunde Punkt der Folge, und entgegen meiner Befürchtungen fällt das Wiedersehen nicht unerträglich dramatisch aus. Ganz im Gegenteil, es kühl zu nennen, wäre fast noch übertrieben. Hier zeigt „Star Trek: Discovery“ erneut eine erzählerische Stärke, die sie erst mit dieser Staffel entwickelt haben, denn Gabrielles komplexe Gefühle lassen sich nun mal nicht auf ein handliches 50-Minuten-Format herunterbrechen. Dass sie Michael anfangs nicht einmal sehen will, hat nicht das geringste damit zu tun, dass sie ihre Tochter nicht liebt, sondern ist purer Selbstschutz. Und es ist völlig in Ordnung, dass wir Zuschauer ihr das übelnehmen, denn wir hatten viel Zeit, Michael ins Herz zu schließen. Dass wir so fühlen und es trotzdem verstehen, ist die große erzählerische Leistung dahinter.

„We have only now. That is our greatest advantage. What we do now, here in this moment, has the power to determine the future.“

Alles verloren?

Der Kampf scheint an diesem Punkt aussichtslos zu sein. Control hat mehr als die Hälfte der Daten der Sphäre in seinen Besitz gebracht und die Kontrolle über eines der modernsten Schiffe der Sternenflotte. Gabrielle ist wieder in die Zukunft zurückgezogen worden, der Zeitkristall ihres Anzug beschädigt. Und sie wissen immer noch nicht, was es mit den sieben Lichtern auf sich hat, denn damit hatte Gabrielle offenbar nichts zu tun.

Doch Zeitreise-Geschichten wohnt immer auch die Hoffnung inne, dass die Zukunft nicht in Stein gemeißelt ist. Gabrielle selbst ist der Beweis dafür, dass sie beeinflusst werden kann, dass es immer eine noch nicht genutzte Abzweigung gibt. Und nicht zuletzt haben die Menschen einen wichtigen Vorteil gegenüber Control: Sie sind fähig zu irrationalem und damit kreativem Handeln.

Perpetual Notes

• Ich kann euch gar nicht sagen, wie poetisch ich den Titel dieser Folge finde. „Perpetual Infinity“ bedeutet wörtlich „ewige Unendlichkeit“, ist also eine klassische Tautologie. Wie daraus „Der Zeitsturm“ wurde, möchte mir bitte noch einer erklären.
• Michaels Vater hieß Mike. Dann wurde sie also nach ihm benannt?
• „There are significant biological similarities between mothers and daughters, particularly the mitochondrial DNA.“ Sorry, Culber, da redet du dich nicht raus, das mit der neuronalen Signatur von Michael bleibt wacklig.
• Was ich übrigens auch nicht erwartet hab: Ich mag diese Inkarnation von Spock mit jeder Folge lieber. Können wir bitte statt des Sektion 31 Spin-offs eine Serie über Pike und Spock bekommen? Danke.

4 ½ von 5 von Control übernommenen Bananen.

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