Star Trek: Discovery | Such sweet Sorrow, Part 2 (2×14)

„The future is still unwritten, Michael. The outcome can still change.“

Die Schlacht zwischen Control und der Sternenflotte beginnt, während Michael sich darauf vorbereitet, in die Zukunft zu springen. Spoiler!

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Als Control mit einer Armada von Schiffen angreift, versuchen die Discovery und die Enterprise Zeit zu schinden, während der Zeit-Anzug für Michael hergestellt und der Kristall aufgeladen wird. Doch als sie schließlich so weit ist und das Schlachtfeld verlässt, kann sie kein Wurmloch in die Zukunft öffnen. Spock erkennt, dass Michael von diesem Punkt in der Zeit aus die fünf Signale geschickt haben muss, um zu verhindern, dass sie scheitern. Unterdessen konnte Control auf die Discovery gelangen und sucht nun nach den Daten der Sphäre, während die Enterprise von einem Photonentorpedo bedroht wird, der in der Untertassensektion feststeckt.

Trotz Schwächen ein gelungenes Finale

Bevor ich zu den leider nicht ganz unerheblichen Logikschwächen der Folge komme, möchte ich zunächst einmal ganz explizit festhalten, wie absolut großartig dieses Staffelfinale ist. Bereits nach dem ersten Anschauen war für mich klar, dass ich die volle Punktzahl vergeben werde, und selbst nach der kritischen Analyse fallen die Probleme nicht so schwer ins Gewicht, dass sie den Gesamteindruck schmälern.

„Such sweet Sorrow, Part 2“ gelingt es meisterhaft, die Hektik und den Zeitdruck der Situation einzufangen und ein Gefühl dafür zu schaffen, dass viele Dinge gleichzeitig passieren und ineinandergreifen müssen. Die Raumschlacht ist das reinste Durcheinander, trotzdem hat man als Zuschauer fast immer den Überblick, was gerade passiert. Und selbst für kleine Charaktermomente findet die Folge noch genug Raum.

Tilly: „I’m gonna swap the particle matrix and emitter and get the shields back on line. I just have to keep my eyes closed.“
Saru: „What?“
Tilly: „I’ve only done this once, and I was blindfolded for a drinking game.“

Zwei Pläne zum Preis von einem

Das vielleicht größte Manko der Folge ist, dass der gefährliche Sprung in die Zukunft am Ende bloßer Selbstzweck zu sein scheint. Zuvor greift noch alles perfekt ineinander: Michael sieht, wie sie den Kampf gewinnen können, und reist deshalb in die Vergangenheit, um die Weichen für diese Entwicklung zu stellen. Doch in dem Moment, als Georgiou Control offenbar gezielt in die Kammer des Sporen-Antriebs lockt, um ihn dort zu magnetisieren und auf diese Weise unschädlich zu machen, ist es eigentlich nicht mehr nötig, dass die Discovery in die Zukunft reist, um Control zu entkommen.

Natürlich ist klar, dass das vor allem eine erzählerische Entscheidung ist. Womöglich war sie schon lange im Vorfeld geplant, vielleicht ist sie auch als Reaktion auf die teils harsche Kritik von Fans entstanden. Es ist dennoch schade, dass man sich nicht mehr Mühe gegeben hat, das Ganze irgendwie logisch aufzubauen, denn angesichts dieses Ausgangs waren einige Kurskorrekturen innerhalb der Staffel schlicht unnötig. (Beispielhaft dafür ist das Trara um den Schaden, den der Sporen-Antrieb angeblich anrichtet. Das war eine tolle Erklärung dafür, dass man nie wieder etwas davon hört, aber nun wird einem gleich noch eine zweite hingeworfen.)

Türen aus unzerstörbarem Material

Absoluter Humbug (wenngleich in bester „Star Trek“-Tradition) ist auch die Sache mit dem Photonentorpedo. Tatsächlich ist daran so vieles Quatsch, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Wer konstruiert ein Schiff, in dem es manuelle Notschalter nur auf einer Seite der Tür gibt? Überhaupt diese Tür! Die scheint aus einem wirklich bemerkenswerten Material zu bestehen, dass sie der Explosion einen Torpedos standhalten kann, der ansonsten vier Decks zerstört hätte. Da fragt man sich doch, warum nicht gleich das ganze Schiff aus diesem wundersamen Material gebaut wurde. (Und lasst mich gar nicht erst davon anfangen, dass die Tür ein Glasfenster hat, das ebenfalls eine Explosion aushält.)

Von den technischen Details einmal abgesehen ist das Opfer von Cornwell aber auch inhaltlich unnötig. Selbst wenn das eine Ausnahmesituation darstellt und alle in irgendeiner Weise beschäftigt waren – wäre es wirklich so schwer gewesen, sie da rauszubeamen, nachdem sie die Tür geschlossen hat? Offenbar hat die Sternenflotte Admiräle in Hülle und Fülle, dass man auch mal eine sinnlos opfern kann.

Spock: „As a child, I was truly lost. The path of my father, the path of my mother. You came into our lives and you taught me it was possible to travel both. You found me. You saved me.“
Michael: „That wasn’t me. That was always in you.“

Auf zu wirklich neuen Abenteuern

Dass die Discovery endgültig in die Zukunft reisen wird, war mir in dem Moment klar, als Spock Michael eröffnet, dass er sie mit einem Shuttle begleiten wird. Und obwohl es einige Plots dieser Staffel rückblickend entwertet, denke ich, dass es eine gute Entscheidung ist, die Serie in die ferne Zukunft zu verlegen. Bei allem Reiz, den es hat, Bekanntes weiter auszubauen, ging es bei „Star Trek“ doch eigentlich immer um den Blick nach vorn.

Wenn die Discovery in Staffel 3 knapp 930 Jahre in der Zukunft landet, dann ist wieder alles offen. Weiter ist bisher keine „Star Trek“-Serie vorgedrungen, und ohne Control könnte diese Zukunft ganz andere Machtverhältnisse aufweisen, neue Spezies, neue Bedrohungen und auch neue Technologien. Das ist tatsächlich eine sehr, sehr spannende Ausgangssituation und das, was das Franchise einmal ausgemacht hat, bevor es nur noch darum ging, sich sklavisch an den Kanon zu klammern.

Aufräumarbeiten

Apropos Kanon, „Such sweet Sorrow, Part 2“ lässt es sich nicht nehmen, in den letzten paar Minuten noch ein paar Dinge geradezurücken. Ob das wirklich nötig war, sei einmal dahingestellt, es wird aber hoffentlich jene Fans befriedigen, die bei jeder noch so kleinen Abweichung laut aufgeschrien haben. So wird mehr oder weniger schlüssig erklärt, warum wir hernach nie wieder etwas von der Discovery, dem Sporen-Antrieb und Zeitkristallen gehört haben. Mehr noch, uns wird sogar an die Hand gegeben, warum Spock seine Schwester nie erwähnt hat (was übrigens besonders unnötig war, denn er war vorher schon nicht sehr offen, was seine Familie angeht). Am interessantesten ist vielleicht noch, dass Sektion 31 komplett umgekrempelt werden soll. Dass später niemand mehr weiß, dass sie überhaupt existiert, ist dadurch um einiges logischer geworden.

„The signal’s purpose was not simply to liberate the Kelpiens but to prepare them for this. For this very moment. You used each signal to lead Discovery to an element we would need to win this battle.“

Such sweet Notes, Part 2

• Der Moment, als das klingonische Schlachtschiff und die Kelpianer auftauchten (gerade, als alles verloren scheint) war ein emotionales Highlight, weil dabei alle wichtigen Plots der Staffel zusammenfanden.
• Culber ist doch an Bord geblieben, wie zu vermuten war. Und auch wenn Stamets’ Zustand am Ende kritisch ist, gehe ich mal davon aus, dass er überlebt.
• Die Wurmloch-Effekte waren visuell sehr aufregend. Dennoch weiß ich nicht, ob bei den Signalen alles richtig logisch war. Müsste das auf Kaminar nicht eigentlich Gabrielle gewesen sein? Immerhin hat der Rote Engel damals auch die Ba’ul außer Gefecht gesetzt, und das wird hier mit keinem Wort erwähnt.
• Überhaupt, angeblich reicht der Zeitkristall nur für einen One-Way-Trip, plötzlich aber kann Michael damit fünf Stationen in der Vergangenheit abklappern und dann noch in die Zukunft springen.
• Michaels „find that person who seems farthest from you“ war eine Anspielung auf Kirk, oder?
• Tilly, die die Schilde mit geschlossenen Augen reparieren muss, weil sie das bisher nur mit verbundenen Augen bei einem Trinkspiel geübt hat, ist … typisch Tilly.
• Die von Spock erwähnte „Regulation 157, Section 3“ könnte man bereits aus der „Deep Space Nine“-Folge „Trials and Tribble-ations“ kennen. Sie besagt, dass sich Sternenflotten-Offiziere nach Möglichkeit aus historischen Ereignissen heraushalten sollen.
• Eins ist kurios: Georgiou bleibt an Bord der Discovery, obwohl Michelle Yeoh im Sektion 31 Spin-off mitspielen soll. Oder wird etwa auch das in der fernen Zukunft angesiedelt sein?

5 von 5 in der Untertassensektion feststeckenden Bananen.

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