The Orville | Electric Sheep (3×01)

„You see, it really is a shame that you can’t feel anything. Because you deserve to feel all the pain in the universe.“

Während die Orville im Trockendock ist, sieht sich Isaac Anfeindungen durch die Crew ausgesetzt. Spoiler!

People are scared, Captain

Angesichts der Bedrohung durch die Kaylons erhält die Orville eine Generalüberholung inklusive neuem Kampfjäger. Doch die Stimmung an Bord ist angespannt, viele Crewmitglieder halten es für unverantwortlich, dass Isaac immer noch ein Teil der Besatzung ist, und begegnen ihm mit offener Feindseligkeit. Isaac selbst scheint das nichts auszumachen, es sieht darin nur eine Möglichkeit, menschliches Verhalten zu studieren, das er bisher nicht kannte. Als dann aber auch Marcus, Claires Sohn, seinen Hass bekundet, beschließt Isaac, zum Wohle der Crew Selbstmord zu begehen.

Kontroverse Themen stark simplifiziert

Oh Mann, wie sehr ich Geschichten hasse, in denen eine Figur stirbt, alle um sie trauern, und sie dann auf magische Weise wiedererweckt wird. Das ist umso frustrierender, weil die angespannte Situation auf dem Schiff greifbar ist und einige interessante Überlegungen anstößt, die durch den Selbstmord und die anschließende Wiederbelebung einfach hinweggefegt werden. Abgesehen davon ist „Electric Sheep“ aber auch eine ungewöhnlich ruhige und melancholische Eröffnungsfolge, die mir stellenweise ein bisschen zu langatmig war.

Kelly: „You’ve been getting harassed by the crew and you haven’t said anything?“
Isaac: „I would remind you, Commander, that I am incapable of being hurt by such hostile interactions. In fact, it has provided me with an opportunity to observe an intriguing facet of human comportment I have not previously encountered.“

Gestörtes Vertrauensverhältnis zwischen Captain und Crew

Ich tat mich insgesamt schwer, wieder in das Universum von „The Orville“ hineinzufinden. Immerhin liegt die zweite Staffel mehr als drei Jahre zurück, und man macht sich nicht mal die Mühe, einen Rückblick an den Anfang zu stellen. Ich erinnere mich also bestenfalls dunkel an den Konflikt mit den Kaylons und überhaupt nicht mehr an dessen Auflösung oder Isaacs Rolle darin. In Konsequenz musste ich vieles hier einfach erst mal hinnehmen, darunter die feindselige Atmosphäre an Bord, die daraus resultiert, dass jemand, dessen Loyalität eher fragwürdig ist, weiterhin vollwertiges Mitglied der Crew sein darf.

Es ist schade, dass die Hintergründe durch die lange Pause etwas hintenüberfallen, denn grundsätzlich ist das eine interessante Überlegung. Insbesondere beim großen Bruder „Star Trek“ geht es oft um zweite Chancen, um Vergebung und Rehabilitation. Doch wie kann man jemandem vergeben, der sich keiner Schuld bewusst ist? Der so etwas wie Bedauern oder gar Reue gar nicht fühlen kann? Für den Captain steht außer Frage, dass Isaac eine zweite Chance verdient hat, doch für die Crew, die kein so enges Verhältnis zu ihm hat, ist das ein Schlag ins Gesicht. Als seien ihm all die Toten egal.

Hier hätte man ansetzen können. Mercer macht es sich nämlich verdammt leicht, wenn er sagt, sie müssten den Unmut der Besatzung schnellstmöglich unterbinden. Stattdessen sollte er sich den Argumenten seiner Crew stellen und seine Entscheidung erklären. Solche Unstimmigkeiten (und Ängste!) lassen sich nicht einfach „unterbinden“, das führt nur dazu, dass die Crew nicht mehr offen sagt, was sie denkt (siehe Malloy), was wiederum zu ganz anderen Problemen führt. Captain und Crew müssen sich aufeinander verlassen können, und dazu gehört auch, die unangenehmen Dinge auszusprechen.

„I don’t want you here, and neither does anyone else. I wish you were dead.“

Mobbing ist offenbar nur ein Kavaliersdelikt

Die zweite große Thematik, die im Grunde genauso nachlässig gehandhabt wird, ist das Mobbing von Isaac. Lassen wir kurz beiseite, dass er das Misstrauen womöglich verdient, wirft das ein ganz schlechtes Licht auf das Militär in „The Orville“. In dem Moment, in dem der Captain davon erfährt, hätte er Strafen verteilen müssen statt nur mal kurz mahnend den Finger zu heben. (Was wiederum effektiver wäre, wenn er vorher um Verständnis für seine Entscheidung bezüglich Isaac geworben hätte, siehe oben.)

Dann begeht Isaac Selbstmord und jedem ist irgendwie klar, dass er in Wirklichkeit gar nicht so gefühllos war, wie er immer getan hat. Trotzdem hält es die Führungsriege nicht für nötig, mit der Crew einmal über das Thema Mobbing am Arbeitsplatz zu reden? Wäre das nicht genau der richtige Anlass, um darüber zu sprechen, dass man nicht einfach Leute ausgrenzt und schikaniert, weil man mit der Entscheidung des Captains nicht zufrieden ist? Noch dazu beim Militär, verdammt noch mal!

Doch Isaac wird gegen seinen Willen repariert und ins „Leben“ zurückgeholt und alle sind wieder glücklich und zufrieden. Charly sagt zwar noch halbherzig, dass sich nicht Isaac zuliebe geholfen hat, aber das war’s auch. Kein Wort darüber, wie es künftig weitergehen soll. Das Problem, dass die Crew vor Isaac Angst hat, besteht ja weiter. Ganz zu schweigen von all dem psychologischen Kram, der einfach ignoriert wird. Isaac hat (aus welchen Gründen auch immer) versucht, sich selbst zu töten, das sollte doch irgendwie Konsequenzen haben?

Electric Note

• Ich kann mir nicht helfen, aber der neue Kampfjet wirkt auf mich wie der Versuch, einen Hauch „Battlestar Galactica“ zu „The Orville“ zu holen.

2 von 5 dimensional visualisierten Bananen.

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