Im Schnelldurchlauf | Serien im Oktober

„Any TV show that truly cares about its audience, that loves and respects them, should … no, must be canceled every few years. It’s simply the right thing to do.“
(„Futurama“)

Ein recht wechselhafter Serienmonat, neben dem Highlight „Yellowjackets“ und dem zumindest einfallsreichen „The Nevers“ ist mir leider auch viel Mist untergekommen. Und darunter fällt sehr zu meinem Verdruss auch „Futurama“. Spoiler!

Yellowjackets (Staffel 1)

Auf dem Flug zu ihrem Finalspiel stürzt 1996 die Mädchen-Fußballmannschaft einer Highschool in der kanadischen Wildnis ab. Sie finden Unterschlupf in einer alten Hütte, und als sich abzeichnet, dass keine Rettung kommen wird, jagen und sammeln sie, um zu überleben. Darüber, was noch in den 19 Monaten passiert ist, schweigen die Überlebenden auch nach ihrer Rettung. 25 Jahre später versuchen sie noch immer, die Traumata zu bewältigen und neugierige Reporter abzuwehren. Dann werden einige von ihnen plötzlich von jemandem erpresst, der offenbar die Wahrheit kennt.

Ich erwartete eine Art zweites „The Wilds“, tatsächlich aber entwickelt sich „Yellowjackets“ schnell in eine gänzlich andere, viel dunklere Richtung. Eigentlich wissen wir nach der ersten Staffel noch immer nichts mit Bestimmtheit, wir vermuten lediglich, dass ein Teil der Gruppe damals zu Kannibalen wurde. Und noch viel wichtiger: Bislang wissen wir nur von fünf Personen mit Sicherheit, dass sie überlebt hatten. Für manches, was die Serie zeigt, braucht man einen starken Magen, viel faszinierender fand ich allerdings die psychologische Tiefe bei der Charakterisierung der jungen Frauen.

5 von 5 Bananen in einer französischen Farce.

His Dark Materials (Staffel 3)

Will wandert auf der Suche nach Lyra durch die Welten und trifft schließlich auf zwei Engel, die ihm helfen. So findet er heraus, dass Lyra von ihrer Mutter versteckt und mithilfe von Drogen in ständigem Schlaf gehalten wird. Lyra träumt von der Welt der Toten und ist schließlich überzeugt davon, dass der getötete Roger ihre Hilfe braucht. Nachdem Will sie befreit hat, überredet sie ihn deshalb, ein Fenster ins Reich der Toten zu öffnen. Lyras Vater, Lord Asriel, eröffnet derweil seinen Krieg gegen das „Königreich des Himmels“, um die Unterdrückung in allen Welten zu beenden.

Es ist irgendwie albern, eine Serie für etwas zu kritisieren, was sehr wahrscheinlich aus der Buchvorlage stammt. Aber sei’s drum, dieser ganze romantische Quatsch in der letzten Folge hat mir die Geschichte ein bisschen verleidet. Und das ist auch deshalb ärgerlich, weil die große Schlacht gegen Metatron und das Himmelsreich großartig ist und alle Plots der drei Staffeln zusammenführt. Alles in allem hätten der Serie ein paar Folgen mehr gut getan, um auch Nichtkennern der Buchreihe eine Chance zu geben, die ganzen Querverweise zu verstehen. Insgesamt aber eine schöne Fantasy-Serie.

3 ½ von 5 Bananen, die ihren Tod einladen.

„Furcht ist ein Geschenk. Sie ermöglicht es Menschen, zu lernen.“
(„His Dark Materials“)

Moonbase 8 (Staffel 1)

In einer Übungsbasis in der Wüste von Arizona bereiten sich die drei NASA-Astronauten Robert Caputo, Scott Sloan und Michael Henai darauf vor, eines Tages zur echten Mondbasis zu fliegen. Neben persönlichen Differenzen sind es vor allem die Tücken der Technik und Budgetkürzungen, die ihren Alltag bestimmen. Mal breitet sich ein Erkältungsvirus in der Station aus, mal werden Nachts wichtige Bauteile von Anwohnern geklaut. Und dann errichtet Space X in direkter Nachbarschaft auch noch eine Übungsbasis für den Flug zum Mars.

Ich will ehrlich sein: Wären das mehr als sechs Folgen à 25 Minuten gewesen, hätte ich die Serie sicher nicht zu Ende geguckt. Man würde ja meinen, dass die Idee ein Selbstläufer ist, doch irgendwie gelingt es den Autoren, einen lahmen Kalauer an den nächsten zu reihen. Am Ende ist das astreine Anti-Werbung für die NASA, denn diese Astronauten zeichnen sich in erster Linie durch Inkompetenz und Infantilität aus, gepaart mit einigen bedenklichen sozialen Defiziten. Die Leute von der kommerziellen Konkurrenz werden natürlich als eingebildete Fuzzies porträtiert. Nun ja.

1 von 5 Bananen, die die Basis wegen Feng Shui verlegen wollen.

Watchmen (Staffel 1)

Im Jahr 2016 startet die White-Supremacy-Gruppierung 7th Kavalry einen koordinierten Anschlag auf die Polizei von Tulsa, bei dem Dutzende Beamte getötet werden. Als Folge davon schafft Senator Joseph Keene Jr. die gesetzliche Grundlage dafür, dass Polizisten sich maskieren dürfen, um ihre Identität zu schützen. Drei Jahre später scheint die 7th Kavalry wieder aktiv zu werden. Unterdessen lebt Ozymandias auf dem Jupiter-Mond Europa und ist zunehmend frustriert, weil er das einst von Dr. Manhattan durch Terraforming geschaffene Paradies nicht verlassen kann.

Ich wollte die Serie wirklich lieben, allein schon wegen „Lost“-Veteran Damon Lindelof. Entweder richtet sie sich in erster Linie an Kenner des Comics oder ich bin einfach zu doof dafür, jedenfalls habe ich vieles schlicht nicht verstanden. Hinzu kommt, dass mir das ganze politische Rassismusgedöns vor allem des ersten paar Folgen ungeheuer auf die Nerven ging. Erst ab Folge 7 war ich investiert, da geht es dann vorrangig um Dr. Manhattan und Ozymandias und viele Puzzleteile fügen sich. Zwei Drittel meh, ein Drittel großartig, soll ich das als Erfolg werten?

3 von 5 Bananen, die wegen einem Salat keinen Krieg anfangen wollen.

„A thing that threatens the natural order is by definition monstrous, even if it’s pretty.“
(„The Nevers“)

The Nevers (Staffel 1)

Am 3. August 1896 stürzt in London ein Raumschiff ab und verstreut dabei Sporen, durch die einige Menschen (mehrheitlich Frauen) übernatürliche Fähigkeiten entwickeln. An das Schiff kann sich direkt im Anschluss schon niemand mehr erinnern, doch drei Jahre später leben die „Touched“ in ständiger Angst vor Anfeindungen und Repressalien. Im Waisenhaus St. Romaulda’s haben viele von ihnen ein Zuhause gefunden, darunter auch die junge Witwe Amalia True, die im Gegensatz zu den anderen weiß, was tatsächlich passiert ist. Derweil treibt in der Stadt die Mörderin Maladie ihr Unwesen.

„The Nevers“ erzählt eine ambitionierte Geschichte, die auf einzigartige Weise Science-Fiction mit Historismus verbindet. Leider verliert die Serie etwa um die Mitte der Staffel herum ihren Fokus und will zu viel auf einmal. Die ersten sechs Folgen sind angenehm ruhig und sehr charaktergetrieben und enden mit Trues „origin story“, danach jedoch geht es fast nur noch um den Kampf der „Normalos“ gegen die „Touched“. Immerhin, ignoriert man die Mid-Credits-Szene, ist die Staffel in sich geschlossen, so dass die Absetzung nicht gar so weh tut. Dennoch schade um das Potenzial einer ungewöhnlichen Invasions-Story.

3 von 5 Bananen, die vielleicht eine Elefantenmann-Frau sind.

Futurama (Staffel 11)

Nachdem Professor Farnsworth die Zeit wieder zum Laufen gebracht hat, stellt Fry entsetzt fest, dass er schon seit über zwanzig Jahren in der Zukunft lebt und noch nichts erreicht hat. Als Leela bei Fry einzieht, fühlt sich Mitbewohner Bender wie das fünfte Rad am Wagen und nimmt frustriert einen Job beim ständig wachsenden Online-Unternehmen Momazon an. Amy und Kif stehen unterdessen aufregende Zeiten bevor, denn nach zehn Jahren steigt endlich ihr Nachwuchs aus dem Sumpf. Eine Simulation des gesamten Universums bringt alle ins Grübeln: Sind sie selbst überhaupt real?

Mit dieser neuerlichen Wiederbelebung hat man „Futurama“ einen Bärendienst erwiesen. Was einmal für seine anarchistischen Ideen gefeiert wurde, ist nun so zahm und politisch korrekt wie im Grunde alles, was die Streamingdienste noch produzieren. Der Vollständigkeit halber arbeitet man sich an ein paar aktuellen Themen wie Bitcoin, Covid-19 oder auch Cancel Culture ab, vermeidet aber jede eigene Meinung dazu. Eine echte Frechheit ist Folge 9, die wohl einfallsloseste und unwitzigste Folge der gesamten Serie. Das hätte auch eine KI nicht schlechter schreiben können. Traurig.

2 von 5 Bananen aus dem 3D-Drucker.