Star Trek: Deep Space Nine | It’s only a Paper Moon (7×10)

„I don’t want to go back to my quarters. Actually, I don’t want to go back to my life.“

Nog kehrt endlich auf die Station zurück. Doch sein Trauma sitzt tief und so verkriecht er sich in der Holosuite. Spoiler!

This is just a fantasy, it’s not real

Nach gut zwei Monaten kehrt Nog nach Deep Space Nine zurück. Körperlich ist er dank biosynthetischer Beinprothese vollständig wiederhergestellt, doch er leidet unter (Phantom-)Schmerzen und ist deshalb vorläufig vom Dienst freigestellt. Da Ezri ihm nicht helfen kann, lässt sie ihm den Freiraum, selbst über seine Therapie zu entscheiden. Als Nog wegen eines Songs in der Holosuite bei Vic Fontaine vorbeischaut, beschließt er kurzerhand, eine Weile dort zu bleiben. Eine Entscheidung, die zwar auf allgemeines Unverständnis stößt, ihm aber zu helfen scheint. Und nicht nur Nog blüht auf, auch Vic gewöhnt sich an ein Leben ohne Unterbrechungen.

Einfühlsam erzählte Geschichte über PTSD

„It’s only a Paper Moon“ ist eine dieser Folgen, auf die ich mich im Vorfeld nicht wirklich freute. Aus irgendeinem Grund hatte ich sie als öde und nichtssagend in Erinnerung. In Wirklichkeit aber gelingt ihr nicht nur das Kunststück, ein schwieriges Thema wie Kriegstraumata vorurteilsfrei zu behandeln. Sie wirft auch fast schon nebenbei die philosophische Frage auf, wie viel freier Wille eigentlich in Vic Fontaine steckt. Nicht die leichteste Kost, aber definitiv die Aufmerksamkeit wert.

Vic: „You stay here, you’re gonna die. Not all at once, but little by little. Eventually, you’ll become as hollow as I am.“
Nog: „You don’t seem hollow to me.“

Flucht in ein Leben ohne Konsequenzen

Ezri betont im Laufe der Folge mehrmals, dass Nog nicht verrückt ist. Weder, weil er Schmerzen spürt, die nicht da sind, noch, weil er sich in ein fiktives Leben in der Holosuite zurückzieht. Flucht ist nach einer traumatischen Erfahrung eine normale Reaktion und erlaubt es Nog, eine Sicherheit und Vorhersehbarkeit zu erleben, die das echte Leben nicht bieten kann. Auch noch nie geboten hat, nur dass ihm das erst jetzt wirklich klargeworden ist.

Der vielleicht wichtigste Faktor bei einer Simulation ist, dass nichts Konsequenzen hat. So absurd es anmutet, dass sich Nog in Vics Buchhaltung stürzt oder ein ganzes Kasino plant, obwohl selbst ihm bewusst sein muss, dass nichts davon real ist: Ein Scheitern ist ausgeschlossen, und das kann durchaus beruhigend sein. Dass dadurch auch Erfolge nichts bedeuten, ist etwas, was ihm erst durch Vics Eingreifen bewusst wird.

Das für mich Beste an „It’s only a Paper Moon“ ist, dass uns keine einfache Lösung präsentiert wird. Als Nog die Holosuite schließlich verlässt, ist er mitnichten „geheilt“. Leeta fragt ihn, ob er okay sei, und Nog antwortet: „No. But I will be.“ Das ist die wichtigste Aussage der Folge, denn im Grunde war all das nur ein Prolog. Nog musste zuerst ehrlich zu sich selbst sein und Worte für seinen Schmerz finden, bevor der eigentliche Heilungsprozess beginnen kann.

„Since you’ve been here, I’ve slept in a bed every night, gone to work every day, had time to read the paper, play cards with the boys – I’ve had a life. And I have to tell you, it’s a precious thing. I had no idea how much it means to just … live. And now I’m gonna return the favor, and give you your life back.“

Die Evolution eines Hologramms

Auch Hologramm Vic Fontaine erhält durch Nogs Therapie eine einzigartige Chance. Nicht nur beweist er überraschend viel Feingefühl und schafft es mit kleinen Gesten, Nog in die richtige Richtung zu schubsen. Er selbst erfährt auch, was es heißt, ein normales, nicht ständig unterbrochenes Leben zu führen – inklusive Schlaf. Nun wissen wir, dass Vic ohnehin nicht das typische Hologramm ist, dennoch stellt sich unweigerlich die Frage, handelt es sich bei ihm schon um eine neue Lebensform?

Halten wir fest: Vic ist sich dessen bewusst, dass er ein Hologramm ist, doch die Frage, ob er einfach so programmiert wurde oder tatsächlich ein Bewusstsein hat, wurde nie geklärt. Er ist außerdem in der Lage, sich selbst abzuschalten, was auch ohne Philosophiestudium als freier Wille erkennbar ist. Und wir haben erlebt, dass er in andere Programme springen kann, selbst wenn seines gerade nicht läuft, was wiederum nahelegt, dass er immer „aktiv“ ist. Ihn gewissermaßen als Crewmitglied anzuerkennen und sein Programm dauerhaft laufen zu lassen, ist somit der nächste logische Schritt.

It’s only a Paper Note

• Mein liebster Moment ist übrigens, als Nog fragt „where’s your computer?“ und Vic ihm einen Bleistift reicht.

4 ½ von 5 Bananen, die immer wieder denselben Song hören.

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