Elementary | Während du schliefst (1×02)

Eine gute Pilotfolge kann man immer auch als Glückstreffer sehen, erst die zweite Folge zeigt, ob wirklich Potenzial besteht. Und da fällt das Urteil leider durchwachsen aus, der Fall ist zu klischeehaft durchschaubar und die Charakterentwicklung teilweise richtig ärgerlich. Spoiler!

Ein junger Mann wird tot und ausgeraubt in seiner Wohnung aufgefunden. Was die Polizei nur dank Holmes erkennt: Es war ein zuerst ein Mord ohne Raub, den Diebstahl hat der Nachbar erst danach begangen. Eine Verdächtige ist auch schnell gefunden, doch ganz so einfach ist der Fall wohl doch nicht, denn die liegt ziemlich überzeugend im Koma. Die Zwillingsschwester, die daraufhin sofort unter Verdacht gerät, sieht ihr überhaupt nicht ähnlich, und dann passiert auch schon der nächste Mord – an der Halbschwester des ersten Opfers, die voneinander gar nichts wussten.

Oje. Ich weiß schon, warum ich normalerweise keine Krimiserien gucke, ehrlich. Der Fall war irgendwie lachhaft, ich rechnete sofort mit einer Zwillingsschwester, und als sich herausstellte, dass die ganz anders aussieht, war auch klar, dass das Koma nicht echt sein kann. So clever bin ich nicht, also muss der Fall wohl ziemlich offensichtlich gewesen sein. Und dass Holmes seinen Wutanfall im Krankenhaus nur spielt, das war meilenweit gegen den Wind zu riechen. Die Charakterentwicklung war in dieser Folge auch kein Geniestreich, also bleibt als Gesamturteil ein na ja. Das klang im Pilot noch wesentlich vielversprechender.

Ich schrieb schon letztes Mal, dass es vielleicht ein Fehler war, aus Watson eine Frau zu machen, und sämtliche meiner Befürchtungen wurden in dieser Folge dann auch geballt wahr (sie hätten sie wenigstens auf mehrere verteilen können). Das grundlegende Problem ist, dass sich Holmes und Watson nicht ebenbürtig sind, schon in der Ausgangslage nicht, denn Watson zieht nicht freiwillig ein, sondern als Aufpasserin. Gleichzeitig ist Holmes aber ihr überlegen, und das ist grundsätzlich der Darstellung geschuldet, denn Lucy Liu spielt die Rolle wie ein verhuschtes Mäuschen. Gelegentlich hat sie einen goldenen Moment, aber alles in allem lässt sie sich unterbuttern, ohne den geringsten Widerstand zu leisten. Er sagt, bei dem Geld, das sein Vater ihr zahlt, könne sie wenigstens kochen lernen, darauf reagiert sie gar nicht. Und die Szene, in der Holmes ihr auseinandersetzt, dass man die Orgasmus-Vorgeschichte einer Frau angeblich an ihrem Gang erkennen kann, sagt eigentlich alles. Mit einem Mann als Gegenüber hätte es solche Gespräche gar nicht erst gegeben, aber sie lässt das auch noch mit sich machen und setzt ihm keine Grenzen! Das ist keine Beziehung auf Augenhöhe, und genau das ist es, was Holmes und Watson ausmacht. (Andererseits haben wir ja letztes Mal beschlossen, dass das sowieso die Geschichte von Sherman Hobbes ist, so.)

Wie Holmes charakterisiert wird, gefällt mir da schon etwas besser. Seine Dachboden-Theorie ist wundervoll abstrus und passt von meinem Gefühl her sehr gut zu ihm. Außerdem erfahren wir, dass er häufiger Ohrfeigen kassiert, was mich ehrlich gesagt überhaupt nicht überrascht. Und dann wird erneut London angesprochen, und dass dort irgendwas passiert ist, weswegen er süchtig geworden ist. Ich bin wirklich gespannt, was sie daraus machen, denn das klingt grundsätzlich mal interessant, aber am Ende war’s bestimmt nur wieder wegen einer Frau, das wär irgendwie schade. Trotzdem, die beste Szene war für mich, als Watson haarscharf analysiert, dass er unterbewusst so lebt, wie er eben lebt, weil er meint, er müsse für etwas büßen. Und Holmes darauf: „Es ist einem immer bewusst, Watson. Wenn nicht, wäre es keine Buße.“ Starke Zeile, stark gespielt. (Bitte, lasst den Grund keine Frau sein!)

Während ich Notizen machte. Ich liebe, liebe, liebe den Vorspann! Watsons Test, ob die Frau wirklich im Koma liegt, war albern, macht man das wirklich so? „Ihr Koma ist durchaus echt“, lautet Holmes‘ vorläufige Diagnose. Die Reißverschlussmaske gehört einem Freund, alles klar. Er versucht seine Geige abzufackeln und fühlt sich wie Jimmy Hendrix. Trotzdem hab ich so die Befürchtung, dass sie jetzt das Hobby mit den Bienen vergessen werden. Amygdala!

3 von 5 Bananen im Koma.

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