Elementary | Der Ballonmann (1×03)

Diese Woche versuchen wir’s mal mit Psychologie, und das funktioniert besser als erwartet. Dass trotzdem eine Menge besser hätte gemacht werden können, versteht sich fast von selbst. Man achte auf meine freundliche Spoilerwarnung.

Ein Mörder, der schon mehrere Kinder entführt und getötet hat, schlägt wieder zu. Sein Markenzeichen: Luftballons. Noch besteht Hoffnung, das neue Opfer lebend wiederzufinden, und tatsächlich bringt Holmes die Polizei auch schnell auf die vermeintliche Spur des Täters. Doch statt ihm greifen sie sein allererstes Opfer auf, das all die Jahre bei ihm gelebt hat und ihn inzwischen als Vater betrachtet. Nach langem Zureden führt er sie zur Wohnung des Ballonmörders, wo sie auch das kleine Mädchen lebend vorfinden. Doch irgendetwas ist faul an der Geschichte.

Das war schon viel mehr nach meinem Geschmack, eine spannende Geschichte, bei der das Stockholm-Syndrom einmal andersrum interpretiert wurde. Ich hab die Wendung nicht kommen sehen und fand es lediglich ein wenig schade, dass man nicht einfach mal radikal war und Adam am Ende damit davonkommen ließ, weil er eigentlich ein sehr interessanter und cleverer Charakter war. Und leider, leider hat man auch die Gelegenheit verpasst, etwas tiefer in die Psychologie von Holmes einzusteigen. Dennoch, von den bisherigen drei Folgen die beste.

Ich schätze, das Problem bei einer Krimiserie ist, dass sich die Autoren jede Woche aufs Neue einen spannenden und plausiblen Fall ausdenken müssen, und gleichzeitig die Figuren weiterentwickeln wollen, was bei einem normalen Drama ohne Leichen und zeitraubende Ermittlungsarbeit natürlich viel einfacher geht. Deswegen wirkt in meinen Augen manches etwas holprig und unausgegoren, ganz so, als habe ab und zu mal jemand eine tolle Idee, dann aber nicht genügend Zeit, sie zu verfolgen. Bei dieser Folge hatte ich zum Beispiel permanent das Gefühl, dass an der Fassade von Holmes gekratzt wird, aber nicht besonders kräftig. Er erzählt Adam von seiner eigenen Kindheit, um sein Vertrauen zu gewinnen, als Watson ihn dann aber fragt, ob irgendetwas davon wahr ist, verneint er. Aber war es nun? Ich denke schon, aber richtig klar wird das in der Szene nicht. Genauso sein gesteigertes Interesse daran, bei dem Fall mitzuwirken. Ist es einfach nur die Freude am Rätsel oder echte Sorge um das entführte Mädchen? Das sind genau die Dinge, die ich als Zuschauer wissen möchte.

Über Watson möchte ich mir diese Woche jeden Kommentar ersparen. Erst fordert sie Holmes dazu auf, Jazzgymnastik (!) zu machen, und dann nimmt sie ihm sogar noch die Worte aus dem Mund und bezeichnet sich gleich selbst als „Hohlraum zwischen zwei Ohren“. Vielen Dank, Watson, weitermachen.

Die Ballonnotizen. Holmes denkt nach, indem er redet. Interessanter Charakterzug, ich denke beim Schreiben, kann das also gut nachvollziehen. „Ich hätte schwören können, dass ich irgendwann ein Hemd an hatte.“ Apropos, er sagt an einer Stelle sinngemäß, er lege nicht viel Wert auf sein Aussehen, das ist der schon sehnlichst erwartete Widerspruch zu seinen vielen Tattoos. (Ich las letzthin ein Interview mit Miller, worin er sagte, man habe eine Möglichkeit gefunden, sie in die Geschichte zu integrieren, ich warte also gespannt auf die Erklärung, die alles noch absurder macht.) Waren die Ballons eigentlich irgendwie relevant?

5 von 5 entführten Bananen.

Vorherige Folge
Nächste Folge
Zurück zur Staffelübersicht