Elementary | Konkurrenzkampf (1×04)

Ein verschwundener Banker, das ist eigentlich eher ein Grund zur Freude. Doch da man Holmes für dessen Wiederauffinden das Zwölffache seines „üblichen Tarifs“ (den er sich noch ausdenken muss) bietet, nimmt er den Fall schließlich an. Und ich warne an dieser Stelle vor den Auswirkungen einer ganzen Seite mit Notizen und natürlich vor Spoilern.

Ein Banker verschwindet spurlos, und weil es noch zu früh ist, die Polizei einzuschalten, beauftragt die Bank Sherlock Holmes, den Vermissten aufzuspüren. Doch als der ihn findet, ist er bereits tot, gestorben an einer Überdosis Heroin, was die Polizei schnell als Unfall abtun will. Holmes findet nicht nur heraus, dass der Banker ermordet wurde, sondern außerdem, dass das bei weitem nicht der einzige seltsame Todesfall in der Bank war. Es scheint, als wolle sich jemand die Karriereleiter hinaufmorden.

Ich bin beeindruckt, die Serie findet so langsam ihren Tonfall. Zwar hat das Ganze immer weniger mit dem klassischen Sherlock Holmes zu tun (soweit ich das beurteilen kann), aber ich fühlte mich zum ersten Mal richtig gut unterhalten und kam mit meinen Notizen kaum hinterher. Die Sekretärin als Täterin, das war außerdem richtig originell, weil es einerseits total offensichtlich war (der Butler ist immer der Mörder), ich auf der anderen Seite aber einfach nicht damit rechnete. Wie Holmes richtig bemerkt, niemand erinnert sich auch nur an ihren Namen, dabei haben Sekretärinnen grundsätzlich die meiste Macht.

Obwohl ich den Fall wirklich gut und spannend fand, blieb auch mir nicht verborgen, dass es etliche Schnitzer gab. Zum Beispiel finde ich es bedenklich, dass vorher noch niemandem aufgefallen ist, dass in der Bank ständig Leute sterben. Nur ein bisschen Ermittlungsarbeit, und Holmes kommt gleich auf vier ungewöhnliche Todesfälle, wahrscheinlich waren es sogar mehr. Wirklich ärgerlich fand ich allerdings die Sache mit dem Salat am Tatort. Erstens spricht es nicht gerade für die Intelligenz der Täterin, dass sie ihn dort hat stehen lassen – ein Wunder, dass ihr mörderisches Treiben nicht viel früher aufgeflogen ist! Zweitens ist das wiederum doch keine so große Überraschung, wenn man sieht, dass die Polizei den Salat komplett ignoriert, bis Holmes sie darauf hinweist. Sind die unfähig oder was?

Was mir hingegen sehr positiv aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass sie zur Zeit wirklich alles tun, um den Verdacht zu zerstreuen, zwischen Holmes und Watson könne sich irgendwas Romantisches entwickeln. Die Zwei haben so was von keine Chemie, das ist bestimmt auch nicht leicht zu spielen. Holmes sagt, die Einsamkeit sei der Preis, den man zahlt, wenn man Menschen nur noch als Puzzle sieht. Ich habe dennoch den Eindruck, dass er nicht ohne Gefühle ist, warum sonst sollte er im Restaurant einem Mann, der versucht, seiner Freundin einen Antrag zu machen, eine Flasche Wein schicken? (Zugegeben, es war nicht sein Geld, aber die Geste an sich war aufschlussreich. Und die Szene so süß.) Watson auf der anderen Seite, und das ist fast noch spannender, schätze ich mittlerweile als sehr verschlossen ein. Nach ihrem Date, das sie eigentlich ganz nett fand, will der Kerl sie küssen, doch sie macht sofort dicht und reicht ihm zum Abschied nur die Hand. Ich hatte erwartet, dass es genau umgekehrt ist, Watson die Romantikerin und Holmes der Verschlossene, insofern find ich das recht interessant.

Ein paar Worte noch zum Thema Heroin. Ein bisschen nervt es, dass das so ein großes Ding in der Serie ist, auch wenn mich zum Beispiel Holmes Bemerkung, er habe ganz vergessen, wie aufgekochtes Heroin riecht, irgendwie berührt hat. Aber dass er so vehement darauf besteht, dass ihr Opfer kein Süchtiger war, das war ein bisschen zu viel des Guten. Heroinsüchtige wollen vergessen, sagt er, okay, wie haben’s kapiert, also bitte entweder nächstes Mal was Konkretes oder einfach mal Klappe halten. Dass Watson so schnell die Nerven verliert und dem Inspektor alles erzählt, macht sie auch nicht sympathischer. Dafür mag ich jetzt ihn, weil er das alles längst wusste. (Die Ignoranz gegenüber des Heroinsalats verzeih ich ihm natürlich trotzdem nicht.)

Notizenkampf. Den deutschen Titel find ich etwas einfallslos und auch nicht sehr treffend, im Original heißt die Folge „The Rat Race“. Übrigens habe ich eine tiefe Abneigung gegen das Stilmittel, zu Anfang eine Szene vom Ende zu zeigen und dann zwei Tage in die Vergangenheit zurückzugehen. Bringt erzählerisch meistens null Komma nichts. Holmes simst gern, hngh, das war beim BBC „Sherlock“ schon so ein Ding. Und sie haben’s auch nur wegen der Abkürzungen eingeführt. Wir erfahren, Watson bindet sich die Haare zusammen, wenn sie gut aussehen will. Und Holmes sagt, das sei Jacke wie Hose. (Könnte ein verstecktes Kompliment gewesen sein.) Oh, und sie ist von der Kammerdienerin zum Bodyguard befördert worden, was für eine Karriere! Außerdem war sie diesmal sogar nützlich, Holmes hat sich auf sie verlassen, und sie hat den Wink verstanden.

4 ½ von 5 Bananen im Salat.

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