Elementary | Mittel und Wege (1×07)

Ist ein verurteilter Serienmörder am Ende doch unschuldig? Und hat etwa Captain Gregson den entscheidenden Beweis für seine Schuld selber platziert? Alles uninteressant, denn Watson will unbedingt herausfinden, wer Irene ist. Spoiler please!

Ein Mord, der fatal an das Vorgehen eines 1999 festgenommenen Serienmörders erinnert, erweckt Sherlock Holmes‘ Aufmerksamkeit. Handelt es sich um einen früheren Komplizen, der nun Zweifel an der Schuld des Inhaftierten wecken will? Oder wurde Wade Crewes damals tatsächlich zu Unrecht verurteilt, wie er selber behauptet? Da Holmes auf Watson immer noch sauer ist, will er sie diesmal bei den Ermittlungen nicht dabei haben, und sie nutzt die Gelegenheit, um derweil ein paar Nachforschungen über Holmes anzustellen.

Vermutlich ist das nicht die beste Voraussetzung, um eine Serienfolge zu kritisieren, aber ich muss gestehen, ich hab bei dem Fall irgendwo in der Mitte den Faden verloren. Irgendwann wusste ich einfach nicht mehr, warum gewisse Leute verdächtig waren oder auch nicht, und der große Witz daran ist, es war mir auch egal. Ich bin kein Krimigucker, das sage ich immer wieder, was mich hier bei der Stange hielt, waren eher der Subplot um Captain Gregson, der vielleicht jemanden unschuldig hinter Gitter gebracht hat, und Watsons wahnsinnig einfühlsamer Versuch, mehr über Holmes zu erfahren. Also, ich fühlte mich unterhalten.

Die wichtigste Frage nach dieser Folge lautet: Ist Irene wirklich tot? Wenn ich zugrunde lege, wie unglaublich angepisst Sherlock ist, weil Watson auch nur ihren Namen erwähnt, geschweige denn ihm ihre Briefe apportiert, möchte ich die kühne Prognose wagen, dass er sie angelogen hat. Irene lebt. Alles andere wäre auch irgendwie enttäuschend, denn wir alle wollen sie schließlich kennenlernen. Und das wirft neue Fragen auf, denn wenn es nicht ihr Tod war, den Holmes nach eigener Aussage „nicht gut verkraftet“ hat, was dann? Auch wenn ich diesen Plot derzeit für den spannendsten der Serie halte, war Watsons Vorgehen irgendwie schon ein bisschen daneben. Sie stalkt ihn ja geradezu! Mag zwar sein, dass es ihre Aufgabe ist, ihn mit seinen Problemen zu konfrontieren, aber dass sie die Leute in der Entzugsklinik ausquetscht (die offenbar auch noch nie was von ärztlicher Schweigepflicht gehört haben) und sogar noch den Gärtner damit belästigt, das hatte schon hochgradig besessene Züge. Ganz ehrlich, so lange sie bei diesem Verhalten bleibt, sehe ich hier keine Chance für eine Freundschaft. (Und was ich für die Serie selbst etwas traurig finde, ist die Tatsache, dass dieser Holmes auch ohne Watson hervorragend funktioniert.)

Mit Captain Gregson werd ich auch nicht so recht warm, er ist einfach kein Lestrade. War das beabsichtigt, dass man’s ihm voll zutraut, den Beweis platziert zu haben? Da er Holmes die ganze Zeit von dem Fall abbringen wollte und diese Woche auch generell sehr grantig war, war ich mir ziemlich sicher. Und was zum Teufel war das mit der Tasse? Hätte Gregson beim Sichten der Beweise nicht merken müssen, dass das eine Tasse von seinem Revier ist? Und da er selbst sie Crewes gegeben hat, hätten nicht auch seine Fingerabdrücke drauf sein müssen? Ganz ehrlich, sie tun der Serie keinen Gefallen damit, dass sie die Polizei durchgängig als völlig unfähig zeigen.

Notizen und Wege. Wie Holmes sagt, er holt sich schnell einen Kaffee, und dann einfach verschwindet – großartig! Außerdem hat er für Watson die Melodie aus „Psycho“ als Klingelton, das charakterisiert diese Beziehung hinreichend. Der Miniplot um die Sexsklavin war irgendwie verschenkt, daraus hätte man einen Fall machen sollen statt eine Variation der Folge „Der Ballonmann“ zu erzählen. „In Ihrem Zimmer ist etwas Urin.“ – „Ich hoffe doch, in einem Becher.“ Dass Holmes Irenes Briefe in den Mixer steckt, finde ich immer noch schreiend komisch. Und wie er den Verdächtigen mit einer Orange beschmeißt, das sind so die Highlights der Serie.

3 ½ von 5 Bananen im Mixer.

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