„Wherever our mission takes us, we’ll try to have a little fun along the way too, alright? Make a little noise. Ruffle a few feathers.“
Um ein unbekanntes Signal zu untersuchen, übernimmt Captain Pike das Kommando über die Discovery. Spoiler!
I was expecting a red thing. Where’s my damn red thing?
Captain Pike von der Enterprise übernimmt kurzfristig das Kommando der Discovery, um einem von sieben mysteriösen roten Signalen nachzugehen, die über die gesamte Galaxis verteilt aufgetaucht sind. Bei den Koordinaten angekommen, finden sie nur ein Trümmerfeld aus Asteroiden sowie das Wrack eines vor Monaten abgestürzten Schiffs der Föderation. Ein Energiefeld hindert die Crew jedoch daran, einfach zum Asteroiden hinunter zu beamen.
Bei der zweiten Staffel steht viel auf dem Spiel
„Star Trek: Discovery“ befindet sich mit seiner zweiten Staffel in einer schwierigen Position, nachdem die erste Staffel vergangenes Jahr bei nicht wenigen Fans auf harsche Kritik gestoßen ist. Selbst jene, die den neuen Tonfall begrüßt haben, konnten am Ende die Augen nicht vor den vielen Schwächen der Serie verschließen. Und auch neuerliches Hickhack hinter den Kulissen trug im Vorfeld sicherlich nicht gerade dazu bei, die Nerven zu beruhigen.
Nhan: „I see where the Federation puts its pennies.“
Pike: „Do not covet thy neighbor’s starship, Commander. Besides, we got the new uniforms.“
Saru: „And lovely uniforms they are, Captain.“
Burnham: „Very colorful.“
Forschung statt Krieg
Am Ende gelingt der Einstand mit „Brother“ überraschend solide. Und es wird auch schon in dieser Folge deutlich, dass die Staffel weniger düster wird. Der wichtigste Schritt aber dürfte sein, dass man sich vom Krieg gegen die Klingonen verabschiedet hat und sich stattdessen wieder den Themen Forschung und Wissenschaft zuwendet. Damit versucht die Serie auch spürbar an alte „Star Trek“-Ideale anzuknüpfen.
Mein größter Kritikpunkt am Ende der ersten Staffel war, dass die Serie zu sehr zur Heldengeschichte tendierte und dabei viel Potenzial beim Rest der Crew verschenkt wurde. Auch das scheint man jetzt wiedergutmachen zu wollen, weshalb Pike dann auch gleich mal klarstellt, dass er nicht Lorca ist und seine Mannschaft voll einbeziehen möchte. Ich hoffe tatsächlich sehr, dass sich die Staffel die Zeit nimmt, die Figuren und ihre Beziehungen untereinander zu vertiefen, wie es „Brother“ bereits andeutet.
Spocks Rolle in der Geschichte ist noch unklar
Storytechnisch nimmt sich die Folge vorerst noch zurück, die kommenden Themen werden allenfalls angedeutet: Die Discovery will den seltsamen Signalen folgen und herausfinden, was es damit auf sich hat. Die wiederum scheinen in irgendeiner Weise mit Spock zu tun zu haben, Michaels Stiefbruder, mit dem sie offenbar seit Jahren nicht gesprochen hat. (Der Konflikt zwischen den beiden bleibt unausgesprochen, doch man mag in den Rückblenden und ihrem Gespräch mit Sarek vielleicht schon den einen oder anderen Hinweis entdecken.)
Tilly: „I’m Ensign Sylvia Tilly. I’m Discovery’s newest addition to Starfleet’s Command Training Program.“
Pike: „Hi.“
Tilly: „Yeah, you have really beautiful nail beds.“
Sporen-Antrieb, Dunkle Materie und rote Engel
Das Thema Sporen-Antrieb jedenfalls scheint vorerst zu den Akten gelegt zu sein. Stamets hat sich dazu entschlossen, einen unbefristeten Lehrauftrag auf Vulcan anzunehmen, um dem Geist von Hugh zu entkommen. (Erwähnenswert ist an dieser Stelle allerdings, dass Culber-Darsteller Wilson Cruz mit dieser Staffel in den Hauptcast befördert wurde, hier also noch einiges zu erwarten ist.) Ich hoffe natürlich, dass ihn letzten Endes noch jemand von dieser Schnapsidee abbringt, denn „Star Trek: Discovery“ ohne Stamets ist für mich ehrlich gesagt nicht vorstellbar.
Womöglich überzeugt ihn ja auch der Asteroid, den Tilly im Shuttlehangar verstaut hat. Offenbar besteht der aus einer Substanz, auf die die Sporen in ähnlicher Weise reagieren wie auf den Tardigraden, und die sich darüber hinaus nicht vom Transporter erfassen lässt. Wie gesagt, das Thema Wissenschaft scheint nun wieder die Hauptrolle zu übernehmen, und da das im Grunde das ist, weswegen ich mich als Kind in „Star Trek“ verliebt habe, begrüße ich diesen Richtungswechsel sehr.
Und dann ist da natürlich noch der „rote Engel“, den Michael sieht, als sie verletzt auf dem Asteroiden zurückbleibt und dem sicheren Tod ins Auge blickt. Dass er noch eine wichtige Rolle spielen wird, ließ bereits der Trailer erahnen, er erscheint aber auch im neuen Vorspann. Gerüchteweise könnte es sich dabei um die Iconianer handeln, eine Spezies, die im „Star Trek“-Universum bisher nur namentlich genannt wurde, aber niemals tatsächlich aufgetaucht ist.
Nichts ist für immer verloren?
Lasst mich zu guter Letzt noch zu einem Punkt kommen, der bereits etliche Spekulationen ausgelöst hat: der Glückskeks-Zettel in Lorcas Büro. „Not every cage is a prison, nor every loss eternal“ spielt ohne jeden Zweifel auf die ursprüngliche Pilotfolge von „Star Trek“ an, die den Titel „The Cage“ trug. Viel interessanter ist aber die zweite Hälfte des Spruchs, die viele sofort auf eine mögliche Rückkehr Lorcas bezogen haben. Ich persönlich denke eher, es hat etwas mit dem Myzelium-Netzwerk und Stamets Aussage zu tun, dass nichts für immer verloren ist. Werden wir womöglich darauf vorbereitet, dass Hugh irgendwie zurückkehren kann?
Brotherly Notes
• Das niesende Alien im Turbolift war für mich ja irgendwie so ein „Orville“-Moment.
• Schön, dass sie die unterschiedlichen Uniformen ansprechen – dann aber trotzdem bei den alten bleiben, die viel cooler (und weniger bonbonig) aussehen.
• Kontinuität for the win: „Alice im Wunderland“ ist auch weiterhin bedeutsam für Michaels Charakter (und ihre Kindheit auf Vulcan).
• Die neuen, fancy Pods waren etwas zu praktisch. Ach, wir haben da zufällig was Passendes im Hangar, lasst sie uns alle bei einer Selbstmordmission kaputt machen!
• Und in guter alter „Star Trek“-Tradition führt der Captain natürlich das Außenteam an. Manche Dinge ändern sich nie.
• Jett Reno, die Ingenieurin, die sie in dem Wrack auf dem Asteroiden aufgabeln, ist witzig. Können wir die bitte behalten?
4 ½ von 5 Bananen in neuer Uniform.
Was Star Trek für mich immer ausgemacht hat, war der Fokus auf Teamarbeit. Vor allem ab TNG gabs keine Hauptfigur mehr, sondern eine Gruppe, in der jeder mal beleuchtet wurde, bis hin zu dem kleinen Techniknerd oder den Kindern der Enterprise.
Discovery ist leider die Michael Burnham Show. Jeder, incl. dem Captain, scheint ohne sie völlig aufgeschmissen zu sein. Sie gibt den Ton an und hat fast immer Recht. Ständig bedankt sich jemand mit feuchten Augen bei ihr. Das nervt!
Und daneben existiert der Maschinenraum mit Tilly und Stamets seltsam abgetrennt, die machen ihr Ding, meist ohne Absprache der Kommandoebene. Da passt leider nichts zusammen und schon gar nicht zu dem Trekdom per se.
Kein Wunder, dass The Orville besser ankommt, eben weil es da nicht so einen riesen Fokus auf nur eine Figur gibt, und die Crew eben immer noch ein Team ist.
Wahrscheinlich ist die Kombination aus kürzerem Format und dem Versuch, furchtbar viele, furchtbar epische Geschichte gleichzeitig zu erzählen, das größte Problem der Serie. Die alten “Trek”-Formate hatten ihre klassischen 20+ Folgen pro Staffel, und “Orville” wiederum konzentriert sich auf kleine, in sich geschlossene Geschichten.
(Unter uns, das ständige Lob für “Orville” kann ich langsam auch nicht mehr ganz ernst nehmen. Die aktuelle Staffel hatte ein paar sehr fragwürdige Geschichten.)