Star Trek: Deep Space Nine | Paradise (2×15)

„The common conceit that the human species has evolved over the last several centuries is ludicrous. What gains we have made have come at the cost of our own core identities. Man has lost touch with his true power.“

Sisko und O’Brien finden eine Kolonie, die sich an ein Leben ohne Technik gewöhnen musste. Spoiler!

No one follows me, they follow their own hearts

Auf der Suche nach Siedlungsmöglichkeiten im Gamma-Quadranten stoßen Sisko und O’Brien auf einem abgelegenen Planeten auf eine kleine Gemeinde. Kaum auf die Oberfläche gebeamt, fällt jedoch sämtliche Technik aus, der Kontakt zum Shuttle bricht ab. Die Bewohner nehmen sie freundlich auf, bestehen aber darauf, dass sie sich anpassen und nicht länger nach einer Möglichkeit suchen, das Dämpfungsfeld zu umgehen, das ihre Technik blockiert.

Back to the roots

Es ist kein neues Thema, um das sich „Paradise“ dreht: Bedeutet technischer Fortschritt automatisch menschlichen Rückschritt? Verlieren wir die uns innewohnenden Kräfte und Fähigkeiten, wenn wir uns nur noch auf Technik verlassen?

In gewisser Weise ist diese Folge heute um einiges interessanter als noch vor zwanzig Jahren, denn der Siegeszug von Smartphones hat dazu geführt, dass sich die Menschen in der Tat viel zu sehr auf die Technik verlassen. Unser Orientierungssinn verkümmert dank GPS, wir können uns selbst einfachste Informationen nicht mehr merken, weil wir jederzeit bei Wikipedia nachschlagen können, und wir verlieren zunehmend die Fähigkeit zu echter Kommunikation.

Freilich ist die Sache weitaus komplexer, denn ohne Technik gäbe es auch keinen Fortschritt, und wie schnell uns das zum Verhängnis werden kann, beweist allein die Tatsache, dass in der Kolonie Leute an einem Insektenstich (!) sterben. Technik unhinterfragt zu verteufeln, ist also exakt der falsche Ansatz, und ich denke, das macht die Folge sehr deutlich.

Sisko: „She says we have become fat and lazy and dull.“
O’Brien: „My wife told me something along those lines just last week.“

Der Zwang zu Gemeinschaft

„Paradise“ zeigt aber auch, wie schnell sich Sozialromantik in Sozialtyrannei verwandeln kann. Alixus mag die richtigen Absichten haben, aber sie lässt den Leuten keine Wahl. Schlimmer noch, sie bestraft diejenigen, die sich den willkürlich von ihr aufgestellten Regeln widersetzen.

Es ist ganz interessant, dass das den Kolonisten erst bewusst wird, als mit Sisko und O’Brien zwei Außenstehende in ihren Alltag eindringen. Während sie selbst in diese Situation hineingewachsen sind und einige Veränderungen deshalb gar nicht bewusst wahrgenommen haben, treffen die beiden Offiziere auf ein bereits etabliertes System – und hinterfragen es.

„Look at yourselves! Look at what you’ve become. What you’ve achieved here, has redefined your potential: the potential of man. Just as I knew it would. You are the living proof.“

Stockholm-Syndrom

Dass sich am Ende alle Kolonisten dazu entschließen, auf dem Planeten zu bleiben, ist in meinen Augen jedoch die eigentliche Utopie der Geschichte. Zugegeben, sie sind zusammengewachsen und haben nun die Möglichkeit, ihre Gemeinschaft nach eigenen Wünschen zu gestalten (und eventuell sogar wieder Technik zu nutzen), aber hatte denn keiner dieser Leute vorher ein Zuhause? Einen Ort oder geliebte Menschen, zu denen sie zurückkehren möchten? Vielsagend war indes der letzte Blick auf die Kinder, denn sie hätten womöglich ganz gerne ihren Horizont erweitert …

Notes Paradise

• Sehr süß, wie Dax auf Kiras Frage, ob sie eine bessere Idee habe, antwortet: „I’m the Science Officer. It’s my job to have a better idea.
• Ich glaube, die Ironie, dass Alexis Technik nutzt, um Technik zu verbannen, entgeht vielen.

3 ½ von 5 Bananen in der Schwitzkiste.

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