Verzweiflung, Hoffnung und alles dazwischen | Das Jahr 2021

Nach dem großen Erfolg von letztem Jahr möchte ich euch auch diesmal wieder einen kurzen Blick in mein Tagebuch gewähren. Aber da ist ein Twist!

Im Juli verabschiedete sich mein Computer aus der Welt der Lebenden. Die Festplatte streikte und wurde nach einem von Windows selbst durchgeführten Reparaturversuch praktisch zum Zombie. Bei der Übertragung meiner Daten auf den neuen Rechner entschied Windows dann, dass mein Tagebuch nur überflüssiger Ballast ist. Nein, es wurde nicht gelöscht, das wäre viel zu einfach gewesen. Das Betriebssystem entschied vielmehr, die Datei habe nie existiert. Und so gab es gut 300 Seiten Erinnerungen und Gedanken zu betrauern. (Die Spur führt immer zu Windows.)

Zum Glück für mich, aber auch für euch hatte ich zu dem Zeitpunkt bereits angefangen, Zitate für diesen Jahresrückblick in einem Extra-Dokument zu sammeln. Tatsächlich war ich kurz zuvor noch bis zum Juni vorgestoßen, so dass ich zumindest hier nur den Juli als Verlust anmelden muss. Möget ihr dort eure eigene Lieblingserinnerung an den Sommer 2021 einsetzen.

Januar

Aber aktuell sehe ich einfach nicht, dass irgendjemand dieses Jahr mehr erreichen kann als es zu überstehen, und zwar sowohl emotional als auch finanziell.

Februar

Während sich die Medien mit Unwetterwarnungen überschlagen, haben die Menschen wahrscheinlich längst vergessen, dass Winter gewöhnlich mit Schnee und Kälte einhergeht.

März

Außer natürlich, dass der Lockdown verlängert wird, das steht ja schon fest.

April

Ich habe das Gefühl, mich mehr und mehr aufzulösen. Die Person, die hier Tag um Tag rumbringt, das bin nicht mehr ich. Das ist vor allem nicht die Person, die ich sein will. Wenn ich daran denke, dass ich mal so kreativ war, so voller Ideen steckte, dann kommen mir fast die Tränen. Das ist alles verloren, und ich weiß wirklich nicht, ob das jemals wiederkommt, selbst wenn die Zeiten besser werden sollten. Tja.

Mai

Dass ich hier alles so chaotisch durcheinander werfe, entspricht übrigens so ziemlich meinem Gehirnzustand an diesem Wochenende.

Juni

Wenn ich überlege, dass ich seit einem halben Jahr nur zu Hause hocke, macht mich das schon ein wenig betroffen. Nicht, dass ich vorher groß durch die Welt gejettet wäre, aber inzwischen kommt mir alles so winzig klein vor. Mein ganzes Leben auf zehn Kilometern.

Juli

[…]

August

Ich meine, es ist schon echt spannend, zu sehen, auf welche, zum Teil abstruse Weise Gummibänder eingenäht werden können. Aber wenn man ernsthaft fünf Nähte öffnen muss und hernach die Einzelteile des Kleids in Händen hält, dann ist das irgendwie auch lächerlich. Es bleibt spannend: Werde ich das Kleid hinterher jemals wieder zusammengesetzt bekommen? Und viel wichtiger: Lohnt sich der ganze Aufwand überhaupt?

September

Ganz besonders, nachdem ich gestern kurzentschlossen mit „Lucifer“ begonnen hab und die Serie einfach nur genial ist? Wieso hat mir das niemand gesagt?!

Oktober

Leider hat sich das Schnittmuster in dem Jersey-Buch als nicht zu gebrauchende Katastrophe herausgestellt. Angeblich soll das ein Buch für Anfänger sein, dabei findet sich auf dem Gewimmel von sich überschneidenden Linien vermutlich nicht mal ein Fortgeschrittener raus. Teilweise überschneiden sich durch die unterschiedlichen Konfektionsgrößen so viele Linien, das faktisch nur noch ein großer schwarzer Fleck übrigbleibt. Und dann darf man rätseln, wo auf der anderen Seite die entsprechende Linie weitergeht, das ist doch absurd.

November

Ach, die haben doch alle den Verstand verloren, und ich mag eigentlich auch gar keine Gehirnzellen mehr daran verschwenden.

Dezember

Am Ende komme ich wohl zwangsläufig auf das zurück, was ich damals, vor gefühlt tausend Jahren im Januar schon gesagt habe. Ich habe das Jahr überstanden, ich habe immer noch ein Dach über dem Kopf, einen halbwegs sicheren Job, und ich bin gesund. Aber mehr eben auch nicht, und das ist ein ernüchterndes Fazit für 2021.