Star Trek: Discovery | All is possible (4×04)

„Now we know each other a little better. Go team.“

Tilly geht mit ein paar Sternenflotten-Kadetten bei einer Übungsmission verloren. Book geht zur Therapie. Spoiler!

This is real, this is happening

Während Michael und Saru als vermeintlich stille Beobachter zu den finalen Beitrittsverhandlungen mit Ni’Var geladen werden, fliegen Tilly und Adira zur neuen Sternenflotten-Akademie. Tilly soll eine Übungsmission leiten, bei der die Kadetten lernen, zusammenzuarbeiten. Als es einen Unfall gibt und sie auf einem unwirtlichen Mond abstürzen, müssen sie zu einem Berg laufen, um ein Notsignal senden zu können – verfolgt von riesigen fleischfressenden Monstern. Derweil stehen die Verhandlungen auf Ni’Var kurz davor, zu scheitern, weil keine der beiden Seiten zu einem Kompromiss bereit ist.

Drei emotional zusammengeschusterte Storys

Bah, was für ein gefühlsduseliger Murks. Ganz ehrlich, ich habe wirklich nichts gegen eine emotionale Herangehensweise (siehe vorherige Reviews), aber das hier war dann doch etwas zu viel des Guten. Zumal damit auf recht einfallslose Weise drei Plots verknüpft wurden, die objektiv gesehen nichts miteinander zu tun haben. Können wir uns jetzt bitte endlich wieder dem gefährlichen Schwarzes-Loch-oder-so-Phänomen zuwenden? Danke.

„No one is going anywhere alone. Whatever we do from now on, we are doing it together.“

Schreien ist auch keine Lösung

Beginnen wir mit Tillys Kadetten Harral, Sasha und Gorev. Damit, wie unfassbar genervt ich schon nach fünf Minuten von ihnen war. Ich meine, ich hab das schon verstanden: Durch die Isolation der einzelnen Welten ist eine Generation herangewachsen, die keine Ahnung hat, wie sie mit fremden Spezies umgehen soll. (Der Kommentar zu durch Corona-Lockdowns beeinträchtigten Kindern ist offensichtlich, oder?) Warum das allerdings darin resultiert, dass sie einander permanent anschreien, ist mir nicht ganz klar. Ebenso wenig, warum sie überhaupt zur Sternenflotte gegangen sind, wenn sie gar nicht mit anderen zusammenarbeiten wollen.

Was mich zu Tilly bringt. Oh, Tilly. Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich die Figur ausgesprochen mag, sie war mir immer zugänglicher als die üblichen „Star Trek“-Helden. Entsprechend hab ich mich gefreut, als sich andeutete, dass ihre Zweifel sie in dieser Staffel ein bisschen mehr in den Vordergrund rücken lassen. Stellt sich raus, die Freude war von kurzer Dauer, denn dieselben Zweifel haben nun dazu geführt, dass sie die Crew der Discovery hinter sich lässt, um stattdessen an der neuen Sternenflotten-Akademie zu lehren. Ich gehe davon aus, dass wir sie noch das eine oder andere Mal wiedersehen werden, aber es wird nicht dasselbe sein. (Und jetzt ist auch klar, warum man frühzeitig Adira als recht ähnlichen Charakter eingeführt hat.)

Unsere Zeit ist um, wir sehen uns nächste Woche

Ich glaube, was diese Folge vor allem belastet, ist die Therapiesitzung von Book und Culber. Im Grunde war eine Art Counselor ja eine gute Ergänzung, solange er in Maßen eingesetzt wird. Doch „All is possible“ fühlt sich streckenweise wie eine einzige Therapiestunde an. Dabei gilt beim bewegten Bild sogar noch mehr als in der Literatur „show, don’t tell“. Sicher doch, David Ajala gibt sich alle Mühe, den Schmerz von Book sichtbar zu machen, aber dennoch ziehen sich diese Sequenzen endlos und führen schließlich doch zu nichts außer der Erkenntnis, dass Trauer seine Zeit benötigt.

T’Rina: „Ni’Var has endured without the Federation for a century. We will continue to do so.“
Michael: „Madam President, there is a difference between enduring and thriving.“

Michael als diplomatische Geheimwaffe

Was mich zum Plot auf Ni’Var bringt. Oder auch: Grund Nr. 2834, warum Michael Burnham einfach die Tollste ist. Also, obwohl Ni’Var offenbar signalisiert hat, dass man der Föderation wieder beitreten wolle, kommt Präsidentin T’Rina in letzter Sekunde mit einem Extrawunsch um die Ecke. Aufgrund von politischem Druck durch vulkanische Isolationisten besteht sie auf einer „exit-clause“, die eine bedingungslose Beendigung der Vertrages ermöglicht, wann immer ihnen danach ist. Was die Föderation verständlicherweise ablehnt, denn dann könnte ja jeder kommen …

Ich behaupte nicht, die Winkelzüge der Föderationspolitik zu verstehen, aber dass Präsidentin Rillak Michael und Saru nur benutzt, wird am Ende ja recht offen gesagt. Trauriger ist allerdings, dass die Bedenken Ni’Vars niemals wirklich adressiert werden. Denn nach allem, was wir über die Zeit kurz vor dem „Brand“ wissen, haben sie allen Grund, der Föderation zu misstrauen. Und außer ein bisschen geschenktem Dilithium hat die bisher nicht viel getan, um zu zeigen, dass sie sich geändert hat. Statt also daran zu arbeiten, das verlorene Vertrauen zurückzugewinnen, wird einfach noch eine weitere Instanz erfunden, die natürlich aus Michael besteht. Worin genau ihre Aufgabe besteht? Spielt das wirklich eine Rolle?

Notes are possible

• Als Harral die Vermutung äußert, dass das alles nur eine Simulation ist, um sie in einer Stresssituation zu testen, musste ich schmunzeln. Weil exakt mein erster Gedanke.
• Nachdem ich das bei einem anderen Rezensenten gelesen habe, kann ich es nicht mehr ausblenden: Michael flüstert echt die meiste Zeit.

1 ½ von 5 Bananen, die sich besser kennenlernen sollen.

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