Meine Top5 der Buchverfilmungen | Teil 2: Filme

„Having your book turned into a movie is like seeing your oxen turned into bouillon cubes.“
(John le Carré)

In der Frühgeschichte des Kinos spielten Adaptionen keine Rolle. Film war neu, Film war Spektakel, Film war ganz bewusst nicht Theater auf der Leinwand. Doch das änderte sich bald, und heute wären viele große Filmwerke gar nicht denkbar ohne eine Buchvorlage. Ob Klassiker oder Gegenwartsliteratur, Filmproduzenten greifen nach allem, was nach viel Geld klingt. Dass insbesondere erfolgreiche Buchreihen beliebt sind, überrascht dabei kaum: Sie bringen bereits eine Fangemeinde mit, die die Verfilmung auf jeden Fall schauen wird – und sei sie noch so schlecht.
Aber ist das nicht am Ende die Crux des Ganzen? Ob eine Buchverfilmung gut oder schlecht ist, ist subjektiv und hängt auch davon ab, was genau einem an dem Roman gefallen hat. Manches ist absolut irrational, wie zum Beispiel meine bedingungslose Liebe für den Film „Der scharlachrote Buchstabe“. Die Verfilmung hat mit der Buchvorlage fast nichts mehr gemein, aber ich habe eine Schwäche für den jungen Gary Oldman, und so begleitet mich dieses Machwerk nun schon seit Jahren.
Ich könnte sogar eine Unterkategorie von Filmen eröffnen, die ich mir niemals anschauen werde, weil mir das Buch so viel bedeutet. Otfried Preußlers „Krabat“ ist so ein Kandidat. Ich verbinde so viele Kindheitserinnerungen damit, dass ich es mir nie verzeihen könnte, sie mit einem Film zu zerstören. Eine neuere Entwicklung ist Stephen Kings „Der Dunkle Turm“-Reihe. Ich habe eine sehr klare Vorstellung vom Revolvermann und sage euch, es existiert kein Schauspieler für diese Rolle. Fünf Filme, die ich für ausgesprochen gelungen halte, möchte ich euch nachfolgend vorstellen.

Platz 5 | William Goldman „Die Brautprinzessin“

„Die Brautprinzessin – S. Morgensterns klassische Erzählung von wahrer Liebe und edlen Abenteuern“ ist ein ziemlich langatmiger Roman, lässt einen William Goldman gleich zu Beginn wissen. Deshalb hat er ihn für seinen Sohn gekürzt, so dass er nun die spannende Geschichte des Stalljungen Westley erzählt, der zur See geht, um das Herz seiner großen Liebe Butterblume zu gewinnen. Nach seinem vermeintlichen Tod schwört Butterblume, nie wieder zu lieben, wird jedoch von Prinz Humperdinck als Braut erwählt. Zwischendurch erklärt Goldman pflichtbewusst, welche Textstellen er aus welchem Grund gestrichen hat.
Ich muss gestehen, ich bin damals voll drauf reingefallen. In Wirklichkeit wurde hier natürlich nichts gekürzt, der Autor durchbricht einfach die vierte Wand. Das Buch wurde 1987 als „Die Braut des Prinzen“ verfilmt, in der Rahmenhandlung liest ein Großvater seinem kranken Enkel die Geschichte vor. Was den Film so besonders macht, ist seine selbstreferenzielle Haltung, die quasi Goldmans Einschübe ersetzt. Immer wieder wird die Absurdität von Abenteuerfilmen betont – ohne jedoch den eigenen Plot lächerlich zu machen. Das ist bis heute charmant anzusehen und macht „Die Braut des Prinzen“ zu einem echten Kultfilm.

Platz 4 | Emily Brontë „Die Sturmhöhe“

Jetzt verdrehen wieder alle die Augen, wenn ich meine Rede damit beginne, dass Emily Brontës „Sturmhöhe“ für alle Zeiten mein Lieblingsroman ist. Die Geschichte spielt in einem Hochmoor Yorkshires, wo das Gutshaus der Familie Earnshaw liegt. Der als Findelkind aufgenommene Heathcliff entwickelt eine enge Beziehung zur Tochter der Earnshaws, Catherine. Weil eine Heirat mit Heathcliff jedoch den gesellschaftlichen Abstieg bedeuten würde, heiratet sie Edgar Linton. Heathcliff kommt schließlich zu Geld, dennoch bleibt Catherine für ihn unerreichbar, wodurch sein Hass auf die Familie wächst.
Warum ich das mit dem Lieblingsbuch noch mal betone? Nun, die Hürden für eine Verfilmung sind gigantisch. Ich sah irgendwann die 1992er-Version mit Ralph Fiennes als Heathcliff und war entsetzt von dieser offensichtlichen Fehlbesetzung. Als 2011 eine weitere Verfilmung kam, war ich entsprechend zurückhaltend. Interessant ist, dass anfangs viele große Namen im Gespräch waren, am Ende aber vergleichsweise unbekannte Darsteller gecastet wurden. Für mich ist das die beste Verfilmung, weil sie die düstere und wilde Hochmohr-Stimmung des Buches perfekt einfängt.

Platz 3 | Jane Austen „Stolz & Vorurteil“

„Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass ein Junggeselle im Besitz eines schönen Vermögens sich nichts mehr wünschen muss als eine Frau.“ Über den Inhalt von Jane Austens Romanklassiker „Stolz & Vorurteil“ braucht man vermutlich keine Worte mehr zu verlieren. Erzählt wird die Geschichte der jungen Elizabeth Bennet, die sich nach und nach in den versnobten Mr. Darcy verliebt. Der allerdings blickt auf ihre Familie herab und zerstört wissentlich das Liebesglück ihrer Schwester Jane, als diese mit Darcys bestem Freund Mr. Bingley anbandelt.
Trotz meiner Vorliebe für Klassiker stand ich während meiner gesamten Teenagerzeit auf Kriegsfuß mit Jane Austen – „Emma“ war mein erster und für sehr lange Zeit letzter Kontakt mit ihr. Erst die Verfilmung von „Stolz & Vorurteil“ durch Joe Wright brachte mir Austen schließlich näher, und das ist geradezu ein Musterbeispiel für hervorragende Teamarbeit. Ich war sofort verliebt in den Film, seine romantische Ästhetik und die cleveren Dialoge, vor allem aber gefiel mir die komplexe Figurenzeichnung. Und siehe da, als ich hernach das Buch las, war all das schon da. PS: „Emma“ hasse ich bis heute.

Platz 2 | Frank Herbert „Der Wüstenplanet“

Die ferne Zukunft. Die Menschheit hat das All besiedelt und lebt in einer feudalistischen Gesellschaft unter imperialer Führung. Der wichtigste Planet des Reiches: Arrakis. Die nur dort vorkommende Melange ermöglicht es den Navigatoren, den Raum zu falten und durchs All zu reisen. Als der Imperator dem Haus Atreides die Lehnsherrschaft über Arrakis überträgt, wissen alle, dass es eine Falle ist. Doch Herzog Leto muss gehorchen und bringt seine Familie auf den lebensfeindlichen Wüstenplaneten. Sein Sohn Paul wird schon bald zum Messias für die dort lebenden Fremen.
Was soll’s, diese Zusammenfassung ist extrem rudimentär, denn Frank Herberts „Dune“ ist die komplexeste Science-Fiction, die ich kenne. Auch deshalb mochte ich die Verfilmung von David Lynch, verstand sie nur damals als Teenager nicht. Das jedoch führte mich an die Buchreihe heran, von der ich heute riesiger Fan bin. Wirklich gerecht wurde dem Stoff erst Denis Villeneuve, der nicht nur die politischen Ränkespiele verständlich erklärt, sondern auch die Epik der Geschichte in grandiosen Bildern einfängt. Vor allem aber gelingt es ihm, die Tragik von Pauls Schicksal fassbar zu machen.

Platz 1 | Astrid Lindgren „Ronja Räubertochter“

„Ronja Räubertochter“ gehört zu den wichtigsten Büchern meiner Kindheit. Tatsächlich ist meine Ausgabe völlig zerlesen, weil ich sie kaum je aus den Händen gelegt habe. Der Roman von Astrid Lindgren erzählt von der Freundschaft zwischen Ronja und Birk, den Kindern zweier verfeindeter Räuberhauptmänner. Als ihre Eltern davon erfahren, sind sie außer sich, worauf Birk und Ronja gemeinsam in den Wald ziehen. Gemeinsam erleben Sie Abenteuer und bewältigen zahlreiche Gefahren … bis der Winter naht. Doch um Ronja zur Rückkehr nach Hause zu bewegen, muss ihr Vater zuerst über seinen eigenen Schatten springen.
Ich könnte heute nicht mehr sagen, ob ich zuerst das Buch gelesen oder den 1984 produzierten Film gesehen habe, da beides in meinem Kopf vollständig miteinander verschmolzen ist. Was vielleicht das größte Kompliment ist, das man einer Adaption machen kann. Nicht nur ist die Geschichte werkgetreu verfilmt worden, auch die Figuren, die phantastischen Wesen und die Schauplätze sind genau so, wie ich sie mir als Kind vorgestellt habe. Vor allem aber ist „Ronja Räubertochter“ bis heute ein Lieblingsfilm von mir, den ich besonders in der kalten Jahreszeit immer wieder gerne hervorkrame.