The Handmaid’s Tale | Allegiance (5×09)

„Gilead’s changing. There’s progress. Under Lawrence, we’re making it better.“

Tuello bläst zum Angriff auf Hannahs Schule. Serena schmeichelt sich bei Mr. Wheeler ein. Lawrence will wieder heiraten. Spoiler!

I cannot make Gilead look like the victim here

Das amerikanische Militär startet zum Befreiungsschlag auf Hannahs Schule, doch Gilead ist ihnen weit voraus und zerstört sämtliche Flugzeuge. Als sich kurz darauf Lawrence bei June meldet, versichert er ihr, dass das Angebot mit New Bethlehem weiterhin steht, allerdings müsse sie dafür den Angriff öffentlich verurteilen. Unterdessen unterbreitet Lawrence Mrs. Putnam ein Heiratsangebot, das sie wohl oder übel annehmen muss, um Teil der Elite Gileads zu bleiben. Serena gelingt es, Mr. Wheeler davon zu überzeugen, sie und Noah an der Eröffnung des neuen Fruchtbarkeitszentrums teilnehmen zu lassen – sehr zum Ärger von dessen Frau.

Ein Ende mit Schrecken?

Wenn der Schluss dieser Folge als Gradmesser dienen kann, dürfte die fünfte Staffel von „The Handmaid’s Tale“ mit einem echten Knall enden. Tatsächlich vermittelt „Allegiance“ aber den Eindruck, dass bereits alle ihre Positionen für die kommende, finale Staffel einnehmen. Vor allem aus politischer Sicht ist diese Folge unfassbar spannend und lässt die privaten Nöte unserer Protagonisten fast ein wenig in den Hintergrund rücken.

Lawrence: „So, basically, it’s a quid pro quo. You need security. I need to represent traditional Gilead values. So you can move in here with the kid if you want.“
Lydia: „As his new wife and child. A sacred union, of course.“
Mrs. Putnam: „This is a marriage proposal?“
Lawrence: „Yep. Yep. So, what do you say?“
Mrs. Putnam: „I have a choice?“

It’s a trap!

Beginnen wir mit dem Elefanten im Raum: Das Bildmaterial von Hannah wurde den Osbornes von Gilead zugespielt, oder? Es wird nie angesprochen, doch eigentlich war die Info von Anfang an zu gut, um wahr zu sein. Und als dann der Angriff so dermaßen spektakulär in die Hose geht, ist es eigentlich offensichtlich. Es war eine geschickt vorbereitete Falle. Noch dazu eine, die Amerika als den Aggressor hinstellt, während Gilead das Opfer ist, das nur seine Kinder zu schützen versucht.

Es ist sogar noch perfider, denn ich gehe davon aus, dass Lawrence das auch deshalb so eingefädelt hat, weil er glaubte, June nimmt sein Angebot an, wenn sie sieht, dass sie keine anderen Optionen mehr hat. Er hat einfach nicht verstanden, dass June das Schicksal Gileads herzlich egal ist. Was kümmert es sie, dass das Leben der Frauen dort langfristig besser wird, wenn in diesem Moment ganz akut die Unschuld ihrer zwölfjährigen Tochter bedroht ist? Lawrence denkt politisch, June persönlich.

Gileads Flüchtlinge sitzen auf einem Pulverfass

Doch selbst Lawrence merkt langsam, dass es kein Zurück mehr gibt. (Was es umso bitterer macht, dass Nick offenbar noch immer daran glaubt.) Ohne June wird New Bethlehem scheitern, und die politische Heirat mit Mrs. Putnam hat sicherlich auch den Hintergrund, dass er sich nun absichern muss, um von den anderen Kommandanten noch respektiert zu werden. Er muss ihnen das Gefühl geben, zu ihnen zu gehören. Und wo die sich sehen, wird überdeutlich, wenn sie sich gegenseitig auf die Schulter klopfen, weil ihnen China, Russland und Nordkorea für den Schlag gegen Amerika gratulieren.

Aber das Problem der Flüchtlinge aus Gilead verschwindet natürlich nicht einfach und wird eher noch größer werden. Auch, weil die Welt nun gesehen hat, dass Gilead nicht wehrlos ist. Gerade für Kanada ist das eine Zwickmühle, denn auch die eigene Bevölkerung ist zunehmend dagegen, sich in fremde Angelegenheiten einzumischen und die Opfer bei sich aufzunehmen. Eine Stimmung, die sich die Gegenseite sicher zunutze macht. Ich würde nicht mal ausschließen, dass die Schüsse am Ende von einem „Agent Provocateur“ kamen.

Mrs. Wheeler: „Who do you think you are?“
Serena: „I am Mrs. Frederick Waterford.“
Mrs. Wheeler: „To me you’re just a whοre.“

Das fünfte Rad am Wagen

Über Serena gibt es diese Woche nicht viel zu sagen, obwohl es tatsächlich sehr spannend ist, die Parallelen zu Junes damaligem Verhalten zu beobachten. Wie sie lernt auch Serena schnell, dass sie von Mrs. Wheeler keine Nachsicht erwarten kann, im Gegenteil scheint die sogar einen irrationalen Hass auf sie zu haben. (Bei June war es klar, weil sie ein Fremdkörper in der Ehe von Serena und Fred war, doch Mrs. Wheeler hat in der Hinsicht ja eigentlich nichts zu befürchten.)

Stattdessen biedert sich Serena bei Mr. Wheeler an, wie es June bei Fred getan hat. Beide Frauen haben damit Erfolg, was wohl unterstreichen soll, wie simpel Männer gestrickt sind. Schade eigentlich, dass wir so wenig vom Eheleben der Wheelers mitkriegen, denn ich gehe davon aus, dass Mrs. Wheeler nicht den Restriktionen einer Ehefrau in Gilead unterworfen ist. Dennoch scheint ihr Mann ziemlich auf sie herabzusehen und hat auch keinerlei Skrupel, sich über sie hinwegzusetzen.

Blessed be the fruit

• Wenn ich daran zurückdenke, dass Hannah beim letzten Zusammentreffen mit June fast Angst vor ihr hatte, bin ich erstaunt, dass sie sich noch an ihren früheren Namen erinnern kann. Und das Schreiben noch nicht gänzlich verlernt hat.
• Ich weiß nicht, sind die Leute wirklich so naiv, dass sie Serena das Gerede von „clean water, clean air“ und „devotion to God“ abkaufen, um fruchtbarer zu werden?
• Die Frage von letzter Woche bleibt übrigens und ist jetzt umso dringlicher: Wohin will Serena fliehen? Nachdem sie schon mal unter amerikanischem Schutz stand und freiwillig darauf verzichtet hat, kann sie dann überhaupt noch Asyl beantragen?

4 von 5 Bananen, die einen Orden für die Ehe mit Mr. Putnam verdienen.

Vorherige Folge
Nächste Folge
Zurück zur Staffelübersicht