Elementary | M. (1×12)

M wie Moriarty? Ganz so einfach macht man es sich bei „Elementary“ dann zum Glück doch nicht, und das führt dazu, dass die Serie endlich so was wie eine eigene Dynamik entwickelt, die sich direkt auf die Schauspieler überträgt, die hier erstmals richtig gute Arbeit abliefern. Spoiler!

Holmes wird an einen Tatort gerufen, an dem nichts als eine riesige Blutlache auf ein Verbrechen hindeutet – die Handschrift von Serienmörder M, den Holmes bereits in London gejagt hat. Doch es ist mehr als das, wie Watson schließlich herausfindet, M ist auch für den Tod von Irene verantwortlich, und deshalb hat Holmes diesmal auch nicht vor, mit der Polizei zusammenzuarbeiten. Er spürt M auf eigene Faust auf und bringt ihn in ein verlassenes Haus seines Vaters, um ihn zu foltern und zu töten.

Endlich, möchte ich hier einmal laut rufen. Nachdem „Elementary“ so lange so unentschlossen herumgeeiert ist, haben sie’s nun endlich geschafft, sie aus dem Überangebot von Krimiserien herauszustellen. Ich bin fast versucht zu sagen, dass diese Folge von vorne bis hinten perfekt war, die einzige Inkonsequenz in meinen Augen war die, dass Holmes M am Ende verletzt hat und dieser ihn dann trotzdem deckt. Abgesehen davon aber: Bravo!

Wir wussten, es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie Moriarty ins Spiel bringen. Holmes ohne ihn, das geht einfach nicht, und sie haben es auf die bestmögliche Weise getan, indem sie ihn als großes Mysterium präsentieren. Als wir in der ersten Szene M bei der Arbeit sahen, dachte ich noch, dieser grobschlächtige Kerl kann doch jetzt nicht Moriarty sein, ich war darauf gefasst, enttäuscht zu sein. Doch er stellt sich als Sebastian Moran heraus, ein Name, der mir schon begegnet ist, doch da ich gerade erst einen Sammelband von Doyle geschenkt bekommen habe und bei der Lektüre gerne noch ein bisschen überrascht werden möchte, bitte ich darum, von Spoilern in den Kommentaren abzusehen. Anhand dieser Folge wissen wir nur, dass Moran ein Auftragskiller ist, der von Moriarty für sämtliche seiner Morde engagiert wurde. Zugegeben, es gibt den Straftatbestand der Anstiftung zum Mord, aber im übertragenen Sinne wäscht Moriarty seine Hände in Unschuld. Ich bin wirklich unheimlich gespannt, wie sie ihn besetzen werden, er ist eben mehr als ein Bösewicht, er ist Holmes ebenbürtig.

Was mich zu Irene zurückbringt. Ich vermutete schon bei ihrer ersten Erwähnung, dass sie keineswegs tot ist, meinte aber, Holmes lüge Watson an, um weiteren Fragen aus dem Weg zu gehen. Diesmal gesteht er, dass sie ein Opfer von M war, und dass ihre Leiche im Gegensatz zu all den anderen nie aufgetaucht ist. Mehr noch, Moran sagt, sie war kein Auftrag von ihm, er saß zu ihrem angeblichen Todeszeitpunkt sogar im Gefängnis. Auch wenn Holmes also fest daran glaubt, dass sie tot ist, gehe ich weiterhin davon aus, dass sie lebt, die Frage ist eigentlich nur, hat sie ihren Tod selbst inszeniert, um unterzutauchen, oder arbeitet sie mit Moriarty zusammen? Irene werden wir kennenlernen, davon bin ich überzeugt.

Watson bleibt also, und zum ersten Mal fühlt es sich nicht erzwungen an. Sie sagt Holmes zu Beginn der Folge, dass ihr das fehlen wird, und was ich sehr liebenswert fand, ist, dass Holmes später genau dieselben Worte verwendet. Das hätte leicht zu einer Parodie werden können, aber Miller schafft den Balanceakt. Das ist sein Holmes, der für seine Gefühle keine eigenen Worte hat. Und am Ende bleibt Watson in jeder Hinsicht freiwillig, denn ihre Bitte an seinen Vater, ihren Auftrag zu verlängern, lehnt er ab. Sie bleibt ohne Bezahlung, vielleicht wirklich, weil sie sich Sorgen um ihn macht, aber eben auch, weil sie die Arbeit mag. Und Holmes, aber das ist nur eine Vermutung von mir.

N. „Was machen die Bienen hier drin?“ – „Sie summen.“ Holmes nennt Watson ganz am Anfang der Folge noch eine Krücke und ist offenbar wirklich überrascht, als sie ihm gesteht, dass sie die Arbeit mit ihm mag. (Er hat alles getan, um ihr das Gefühl zu geben, sie sei unwillkommen, und sie geht einfach nicht darauf ein, das ist irgendwo auch faszinierend.) Dass er seine eigene Wohnung überwacht, kam mir ein bisschen zu sehr aus dem Nichts, aber es erfüllt seinen Zweck. Vor Irene waren Frauen für Holmes nur „parfümiertes, gepolstertes Mittel für einen körperlichen Zweck“. Das war wirklich sehr poetisch formuliert, Mister. Okay, ich geb’s zu, die Szene, in der Watson ihre Hand auf Holmes‘ Arm legt, die fand ich herzerweichend. Kleine Geste, große Bedeutung.

5 von 5 B.

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