Sleepy Hollow | And the Abyss gazes back (2×06)

Corbins Sohn Joe ist keine fünf Minuten in Sleepy Hollow, als er auch schon in einen Monsterangriff verwickelt wird. Doch so lernt er Ichabod und Co. wenigstens gleich von ihrer besten Seite kennen. Ich warne vor Spoilern!

Corbins Sohn Joe kehrt nach Sleepy Hollow zurück, wo er sofort in einen Monsterangriff verwickelt wird. Schnell zeigt sich, dass er mitnichten ein Opfer ist, sondern in Wirklichkeit das Monster selbst. Mithilfe des Pulvers von der Knochenflöte hat Henry ihn in einen Wendigo verwandelt, der durch den Geruch von Blut zum Monster wird und sich erst wieder in einen Menschen verwandelt, wenn er die Organe seines Opfers gegessen hat. Noch ist der Zauber zu brechen, doch die Zeit drängt, denn die fünfte Verwandlung wird endgültig sein.

Ihr kennt sicher solche Folgen, die okay sind, über die man an sich aber nicht so sonderlich viel sagen kann. Ich habe das Gefühl, dass „And the Abyss gazes back“ genau so eine Folge ist, denn auch wenn der Plot mit der großen Handlung der Serie verknüpft ist, fühlt sie sich wie eine typische Monster-of-the-Week-Geschichte an, die noch dazu vor Logikfehlern strotzt. Da heißt es erst, die fünfte Verwandlung sei nicht mehr rückgängig zu machen, und dann geht es plötzlich doch? Entschuldigt, aber das ist für mich schlechtes Schreiben. Ich hoffe nur, sie machen noch irgendwas mit Joe, denn wenn die Versöhnung mit Abbie alles gewesen sein soll, wofür die Figur eingeführt wurde, dann bin ich zum ersten Mal echt enttäuscht.

Wenigstens entwickelt sich die Haupthandlung im Hintergrund langsam, aber doch merklich weiter. Zum einen wäre da Irving, der endlich versteht, dass er Henry seine Seele verkauft hat, und nun natürlich alles daran setzt, sie zurückzukriegen. Henry weiß sogar einen Ausweg: eine Seele für eine andere. Das heißt, Irving muss nur jemanden töten und ist frei. Warum nicht gleich den Unfallfahrer, der seine Tochter in den Rollstuhl gebracht hat und zufällig im gleichen Gefängnis sitzt? Natürlich war leicht zu durchschauen, dass das genau das ist, was Henry will, dass ein Mord Irvings Weg zur dunklen Seite besiegeln würde, und „Sleepy Hollow“ tut gut daran, Irving selbst auch genug Verstand zu geben, dass er das merkt und einen Rückzieher macht. Doch was nun? Es scheint, er kann seinem Schicksal weder aktiv noch durch Abwarten entrinnen.

Spannend wird auch, wie es mit Katrina weitergeht. Den ganzen Aufwand mit dem Knochenpulver hat Henry ja nur betrieben, um an ein tödliches Gift zu kommen, dass sich in Corbins Besitz befand und nun an Joe vererbt wurde. „Jincan“ oder auch „Gu“ ist übrigens keine Erfindung von „Sleepy Hollow“, diese Giftart wird hauptsächlich mit Kulturen des südlichen China in Verbindung gebracht. Dabei werden verschiedene giftige Tiere in einen verschlossenen Behälter gesteckt, wo sie sich gegenseitig töten und das Gift anschießend die Gestalt eines einzigen Überlebenden annehmen soll. Dies sind üblicherweise Tiere wie Würmer, Schlangen oder Frösche. Als Henry die Flasche öffnet, verwandelt sich sein Inhalt in eine Spinne, die später in Katrina krabbelt – ich schätze, nun wissen wir, was Moloch meinte, als er sie ein „vessel“ nannte. Ich habe da gerade echt Horrorvisionen, dass sie irgendein Monsterbaby austragen soll.

Ein wenig aus dem Nichts kommt für mich Ichabods neue Sorge um Henry. Natürlich haben wir bereits etabliert, er ist sein Sohn und alles, aber bisher hatte ich nie den Eindruck, dass er wirklich eine Bindung zu ihm fühlt, er war einfach nur der Gegner. Dass er nun um das Gute in ihm kämpfen möchte (das Darth-Vader-Prinzip) ist natürlich lobenswert, hat jedoch keine wirkliche Grundlage in der Erzählung. Selbst sein Eingeständnis, dass er ihn trotz allem liebt, wirkte auf mich gezwungen, als wolle man auf Teufel komm raus eine Parallele zur Geschichte um Corbin und seinen Sohn ziehen. Nun ja, hier bleibt abzuwarten, wie sich das weiterentwickelt, auch Katrina hatte es sich ja zum Ziel gesetzt, Henry zu bekehren.

„Superman is … Peter Parker? No, no no no no, that’s the arachnid fellow.“ Abbie zwingt Ichabod zum Yoga, und er findet das kein bisschen entspannend. (Millionen Fans dürften sich aber über Sweatpants und Shirt gefreut haben. Und die offenen Haare, jei!) Beste Szene war für mich zweifellos die, als Hawley Abbie so schmachtend anguckt und dann plötzlich Jenny von links ins Bild rückt mit diesem Blick von wegen „was wird das, wenn’s fertig ist?“ Ich mag Hawley immer noch nicht, aber auf wen steht der nun eigentlich, auf Jenny oder Abbie? Irgendwie war es schon poetisch, dass in Henrys Augen die Heilung darin bestand, Joe endgültig ins Monster zu verwandeln, weil für ihn das Menschsein die eigentliche Krankheit ist. Ichabod entdeckt seine Leidenschaft für Videogames. Und was für eine Leidenschaft es ist! Der Titel der Folge und das zugehörige Zitat von Henry basieren auf Nietzsche, oder?

3 von 5 giftigen Bananen.

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